Nur du weckst diese Sehnsucht
Eltern hätten mich so oder so gehasst. Und das stimmt leider immer noch.“
Sie ließ die Jeans sinken. „Sie haben dich nicht gehasst“, sagte sie mit größter Ruhe, doch Memphis erahnte in ihrer Stimme einen defensiven Unterton. „Sie wollten einfach nur …“ Sie brach ab und suchte nach den passenden Worten, während sie die Hose ordentlich faltete und zurücklegte. „Sie haben sich nur Sorgen über deinen Einfluss auf Brian gemacht.“
Die diplomatische Formulierung entlockte ihm ein kleines verächtliches Lachen. „Ich glaube, sie haben sich eher Sorgen darüber gemacht, aus welchem Viertel ich komme und dass ich ihren einzigen Sohn ‚verderben‘ könnte.“
Kate warf ihm einen protestierenden Blick zu. Gelassenen Schritts durchquerte er das Zimmer und lehnte sich an den Türpfosten des Schranks. So nah, dass er ihren Duft roch und er ihre Haut hätte berühren können. Und ihr leichtes Trägerkleid – keuscher Schnitt hin oder her – ließ eine ganze Menge Haut blicken.
Aber wenn er sie nicht erregen konnte, wollte er sie wenigstens reizen. Er setzte ein raubtierhaftes Grinsen auf und raunte ihr zu: „Dabei hätten sie sich viel eher sorgen müssen, dass ich ihr hübsches Töchterlein verderbe.“
Für einen Moment flackerte ihr Blick nervös, doch dann straffte sie ihre verführerisch nackten Schultern und sah ihn mit ihren blauen Augen kühl an. „Da bestand nie eine Gefahr.“
„Ach nein? Wieso hat es dann so heftig geknistert zwischen uns, jedes Mal, wenn du mir die Leviten gelesen hast?“
„Das war Wut.“
„Von wegen – es war Lust.“
„Ich war noch ein Kind“, widersprach sie.
„Du warst fast schon eine Frau.“ Der kehlige Ton seiner Stimme überraschte ihn selbst. Lässig hakte er die Daumen in die Gürtelschlaufen und beugte sich etwas näher zu ihr. Sie roch fantastisch. „Und ich habe dich angeturnt. Ich, der Typ, mit dem deine Eltern dir niemals erlaubt hätten auszugehen. Die Chemie zwischen uns hatte einfach gestimmt, es war unglaublich.“
„Hier ist nur eine Sache unglaublich: dein Ego.“
„Und das nicht ohne Grund.“
„Natürlich, in deinem eigenen Drehbuch bist du immer der große Held.“
In ihren Augen tobte ein Sturm der Gefühle, eine Emotion jagte die nächste. Memphis war sich nicht sicher, ob sie seine körperliche Nähe verstörte oder seine Ansichten über die Vergangenheit. Unerträglich zogen sich die Sekunden in die Länge, während jeder für sich noch einmal das durchlebte, was Jahre zuvor zwischen ihnen geschehen war. Heiße Erregung durchflutete Memphis bei dem Gedanken daran, wie gut, wie „richtig“ sie sich in seinen Armen angefühlt hatte.
Doch er traute dem Gefühl nicht. Wie hätte sie sich auch nicht „richtig“ anfühlen können nach all den Jahren, in denen er sich danach gesehnt hatte, sie zu berühren. Als sie sich ihm endlich geöffnet hatte, war es eine so überwältigende Erfahrung gewesen, dass er an seinen Instinkten gezweifelt hatte. Denn diese hatten ihm gesagt, dass sie zu ihm gehöre …
Er riss sich selbst aus seiner Grübelei. Wer zum Teufel war die wahre Kate?
Unverwandt sah sie ihn an, und er fragte sich, ob es Verärgerung oder Verlangen war, was sie so erröten ließ. Er wusste es nicht.
Seltsamerweise machte sie sich nun daran, weiter seinen Kleiderschrank aufzuräumen und die nächste löchrige Jeans zu falten. Fasziniert betrachtete er ihr Profil. Selbst bei einer so alltäglichen Tätigkeit bewegte sie sich grazil und elegant.
„Wenn du hier fertig bist, wären da noch ein paar schmutzige Sachen im Wäschekorb“, spöttelte er.
„Nein, danke“, antwortete sie und fuhr mit dem Falten fort.
„Und das Geschirr in der Spülmaschine müsste noch der Größe nach sortiert werden.“
„Ich bin sicher, das bekommst du selber hin.“
„Alternativ könntest du noch meine Unterwäsche bügeln.“
Kate warf ihm einen vernichtenden Blick aus dem Augenwinkel zu. Dann faltete sie die letzte Jeans sorgfältig zusammen, bevor sie sie auf einen ordentlichen Stapel mit den anderen platzierte.
„Engelchen“, fuhr er mit sanfter, aber vor Sarkasmus triefender Stimme fort, „ich habe schlechte Neuigkeiten: Falten allein reicht nicht, um meine Sachen in Designerklamotten zu verwandeln.“
Sie nahm ein T-Shirt und faltete es neu. „Das ist mir klar“, sagte sie scharf und sah ihn an.
Ihre makellose Haut und die hohen Wangenknochen faszinierten ihn wie eh und je. Sie hielt ihr Kinn leicht
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