Nur du weckst diese Sehnsucht
Unterschied merkst.“
„Und ich wette dagegen.“ Er folgte dicht hinter ihr, während sie in Richtung Lounge ging. „Hast du seit Dalton eigentlich bei jedem Mann, mit dem du aus warst, so scharf die Garderobe kontrolliert?“
„Ich war seit Dalton mit niemandem aus.“
Was sie sagte, überraschte ihn. Er blieb stehen. Ihr Ex hatte sich in Rekordgeschwindigkeit wieder verlobt, und sie war noch nicht einmal mit einen Mann ausgegangen? Kate bemerkte, dass er ihr nicht mehr folgte und wandte sich zu ihm um.
Eigentlich hatte ihn die Angelegenheit nicht zu interessieren, trotzdem fragte er: „Warum nicht?“
„Keine Zeit“, gab sie knapp zurück.
Memphis studierte ihr Gesicht und fragte sich, was hinter den klaren blauen Augen wohl vorging. Ihm kam ein Verdacht. „Oder ist es, weil du immer noch Dalton willst?“
„Glaub mir, Memphis, ich will gar keinen Mann.“
Erleichtert schloss er zu ihr auf und stellte sich provozierend dicht vor sie. „Nicht einmal mich?“
Ihre Augen zuckten kurz, als sich ihre Blicke trafen. „Dich am allerwenigsten.“
Obwohl er die Bemerkung im Spaß gemacht hatte, versetzte ihm die Replik einen Stich ins Herz. Kurz flackerte verletzter Stolz in ihm auf. Als Teenager hätte er alles getan, um sie zu erobern, war jedoch stets zurückgewiesen worden. Und dann der Zwischenfall in Brians Wohnung: Wie hatte sie sich so leidenschaftlich in eine Liebesnacht mit ihm stürzen können, bloß um dann doch wieder zu ihrem Mann zurückzukehren und weitere vier Jahre an seiner Seite zu verbringen? Memphis hatte sich zwar damals nicht unbedingt eine feste Beziehung erhofft, aber es schmerzte ihn immer noch, dass sie ihn so eiskalt abserviert hatte.
Wie ein Hemd im Geschäft, das nicht passt und das man zurücklegt.
Er fasste sich. „Na ja, immerhin hattest du damals mit mir viel Spaß.“
Ihre Pupillen weiteten sich fast unmerklich. Es gefiel ihm, wie sie seinem Blick standhielt. Früher hatte sie das nie gekonnt und war, wenn es zu einem Konflikt kam, stets ausgewichen. Doch auch jetzt spürte er eine unterschwellige Unsicherheit. Ihr Atem schien ein wenig schneller zu gehen. Ob Anziehung, Angst oder Zorn dahintersteckte, konnte er jedoch nicht eindeutig sagen.
„Es war einfach nur Sex“, sagte sie mit gedämpfter Stimme.
„Ich glaube, es war etwas mehr als nur das“, widersprach er.
Sie biss sich auf die Lippe. „Die Nacht hatte nichts mit dir zu tun. Ich war einfach in einem furchtbaren Zustand.“
„Immerhin hast du dir in meinen Armen die Augen aus dem Kopf geheult.“
„Weil ich einen Riesenkrach mit Dalton hatte und nie wieder zu ihm zurückwollte. Ich wollte einfach nur weg von ihm. Wer hätte denn wissen können, dass ich gerade dir in der Wohnung meines Bruders begegne?“
Urplötzlich überrollte ihn die Erinnerung an jene Nacht wie eine gewaltige Woge. Nachdem er jahrelang nicht in Miami gewesen war, hatte er sich sehr geärgert, dass sein alter Freund ausgerechnet an dem Tag nicht in der Stadt gewesen war. Immerhin hatte er in seiner Wohnung übernachten können. Bis eine in Tränen aufgelöste Kate plötzlich die Tür aufschloss und in die Wohnung stürzte. Vor Schluchzen hatte sie kaum sprechen können. Ohne viel nachzudenken, hatte er die Traumfrau seiner Jugend in den Arm genommen, um sie zu trösten. Zum ersten Mal hatte ihm Kate Anderson leidgetan.
„Ich weiß, dass es dir nicht gut ging.“ Er wollte es nicht, trotzdem schlich sich eine leichte Schärfe in seine Stimme. „Aber du hast zwanzig Minuten an meiner Brust geweint, und als du endlich wieder sprechen konntest, hast du mich angefleht, mit dir zu schlafen.“
Und in den darauffolgenden zwei Sekunden hatte er aufrichtig versucht, sich davon zu überzeugen, dass es besser wäre zu warten, bis sie nicht mehr so aufgewühlt wäre. Zwei Sekunden der Vernunft – denen Stunden herrlichster, leidenschaftlichster Unvernunft gefolgt waren.
Eine unangenehme Stille legte sich zwischen sie.
„Memphis …“ Kate schloss die Augen und presste kurz die Lippen zusammen. „Ich habe einen Fehler gemacht. Es tut mir leid, mehr kann ich dazu nicht sagen. Was erwartest du denn von mir?“
Darauf wusste auch er keine Antwort. Alles, was er wusste, war, dass er plötzlich Lust hatte, von einem hohen Gebäude zu springen. Aber was wollte er eigentlich wirklich? Noch eine Entschuldigung? Oder hundert? Am ehesten vielleicht den Beweis, dass sie bei Weitem nicht so köstlich schmeckte, wie er sie in Erinnerung
Weitere Kostenlose Bücher