Nur du weckst diese Sehnsucht
Bild gerichtet. „Ich habe nie verstanden, was du und Brian an diesem Sport gefunden habt. War euch Fallschirmspringen aus dem Flugzeug zu langweilig?“
„Für meinen Geschmack war es ein bisschen zu spießig, zu legal …“
„Legal oder illegal – was ist so toll daran, im freien Fall auf die Erde zuzurasen?“, erwiderte sie und fasste endlich den Mut, sich zu ihm umzudrehen. „Außerdem verstehe ich nicht, wie du mit Basejumping deine Karriere beginnen konntest.“
„Der Regisseur, der mich für meinen ersten bezahlten Stunt engagiert hat, kam zufällig vorbei, als ich in Hollywood von einem Funkturm gesprungen bin. Allerdings musste er einen Freund nach meinem Namen fragen, da ich damit beschäftigt war, den Securityleuten zu entkommen.“
Sie blickte ihn skeptisch an. „Macht man sich damit nicht strafbar?“
„Wie gesagt, ohne Risiko kein Spaß.“
„Aha“, gab sie trocken zurück.
Er ging um sie herum und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, die Arme verschränkt, ein Bein angewinkelt. Deutlich traten die Sehnen und Muskeln seiner Arme hervor, unter dem Stoff seiner Jeans zeichnete sich ein durchtrainierter Oberschenkel ab. Ein köstlicher Anblick für Kate. „Als Stuntman muss man schon ein bisschen durchgeknallt sein“, erklärte er. „Aber auch nicht zu durchgeknallt. Vielleicht eine Vier auf einer Skala bis fünf. Dann ist man waghalsig genug für den Job. Wenn man allerdings die Fünf erreicht …“ Er zuckte mit den Schultern und grinste sie an. „Mit einer Fünf ist man so irre, dass kein Regisseur mehr mit einem zusammenarbeiten will.“
„Und wo bist du auf dieser Skala?“, fragte Kate.
Sein Grinsen wurde breiter. „Kommt drauf an, wen du fragst.“
Chaos, Anarchie, Gefahr – das waren immer schon seine Grundwerte im Leben gewesen. Und die Gründe, warum Kates Eltern ihrem Sohn den Umgang mit Memphis verboten hatten. Doch Brian hatte sich stets so wenig um Verbote und Regeln geschert wie Memphis.
Sie senkte den Blick und strich gedankenverloren mit der Hand über den glatten Rand des Rahmens, während sie gegen die Erinnerung an die Leidenschaft jener Nacht ankämpfte. Eine Leidenschaft, die ihr in dieser Intensität völlig unbekannt gewesen war und die sie seitdem kein zweites Mal erlebt hatte. Weder in den vier Ehejahren vor der Liebesnacht mit Memphis noch in den vier Ehejahren danach hatte sie sich so lebendig gefühlt.
„Wie lange bleibst du in der Stadt?“, fragte sie. Hoffentlich klang die Frage nicht zu interessiert.
„Garantiert nicht länger als nötig.“
Aus irgendeinem Grund ärgerte sie seine Antwort, und sie hob den Blick, um ihn anzusehen. „Warum hast du es so eilig?“
Memphis lachte verächtlich auf. „Wenn es nach mir ginge, würde ich jeden Tag so einen Stunt wie den von heute drehen. Dafür komme ich sogar zurück nach Miami, wie man sieht.“
„Ich habe gehört, dass deine Eltern weggezogen sind.“
„Vor ein paar Jahren habe ich ihnen ein Haus in Kalifornien gekauft, seitdem zieht mich nichts mehr hierher.“
Und was war mit Brian, der hier lebte? Dass sie in seiner Rechnung nicht auftauchte, wunderte sie hingegen nicht.
„Und wo ist jetzt dein Zuhause?“
„Da, wo der nächste Auftrag mich hinführt.“
„Gefällt dir dieses Nomadenleben?“, fragte sie mit skeptischem Blick. „Hast du kein Ziel im Leben?“
„Doch. Ich will es zum besten Stuntman Hollywoods bringen.“
„Und wann hast du das erreicht?“
Memphis’ Augen leuchteten auf. „Wenn die ganze Welt meinen Namen kennt“, antwortete er, als sei es das Normalste der Welt.
Bevor sie weitere Fragen stellen konnte, machte er mit dem Kopf eine Bewegung in Richtung Flur. „Wenn du sehen willst, was ich zum Anziehen habe, musst du in meinem Schrank nachschauen.“ Unter seinem intensiven Blick überkam sie das Gefühl, von einem hohen Gebäude ins Nichts zu springen. Seine Augen verhießen pure Sinnlichkeit. „Meine Schlafzimmer liegt am Ende des Flurs.“
Seine Stimmung sank, als Memphis hinter Kate den Flur entlang und ins Schlafzimmer ging. In seiner Brust brodelte eine beunruhigende Mischung aus Verlangen, Unsicherheit und Ärger über sich selbst. Er hatte sich geschworen, sie nie wieder zu berühren, doch jetzt erfüllte ihr verführerisch femininer Duft jeden Winkel des Zimmers, in dem er schlief. Ihre bloße Anwesenheit in seinen vier Wänden verwirrte ihn und machte ihm schlagartig klar, dass es möglicherweise schwieriger sein würde, den Schwur
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