Nur du weckst diese Sehnsucht
dass Daltons Verlobte schon seit zwei Jahren für ihn arbeitet“, erzählte Tabitha Reed, und ihrem Ton war deutlich zu entnehmen, wie sie diese Tatsache deutete.
Leise setzte Kate sich auf den Toilettendeckel. Warum brauchte Memphis nur so lange?
Draußen vor dem Badezimmer fuhr Tabitha fort: „Und kaum hat Dalton in der Politik sein Ziel erreicht, lässt er seine Frau sitzen und besorgt sich eine …“
„Guten Abend, die Damen.“
Beim Klang von Memphis’ sonorer Stimme atmete Kate erleichtert auf.
„Sorry, ich wollte nicht unterbrechen“, sprach er weiter. Ein knirschendes Geräusch war zu hören, als ob sich jemand auf einen der Lederstühle im Arbeitszimmer setzte. „Dalton hat sich was besorgt, Tabitha?“
Memphis war auf Provokation aus, das war nicht zu überhören. O nein, schoss es Kate durch den Kopf, er wird doch nicht …
„Ich würde gern auch noch den Rest hören“, fügte er hinzu.
Doch, er würde – Memphis James war und blieb schließlich Memphis James. Sie aus ihrer misslichen Lage zu befreien, war ihm eigentlich egal. Er wollte die Frauen, die die letzten fünfzehn Minuten damit verbracht hatten, ihre Ehe bis ins kleinste Detail zu analysieren – ohne Berücksichtigung der Wahrheit selbstverständlich –, schockieren.
Kate ballte die Hand zur Faust. Die peinliche Stille im Arbeitszimmer war erdrückend.
„Er hat Kate für eine Vorzeigefrau verlassen“, erklärte Tabitha schließlich kühl.
Eine Vorzeigefrau? Kate riss die Augen auf. So sah die Öffentlichkeit die zukünftige Mrs Worthington? Und was war sie selbst dann? Mit achtundzwanzig durch eine Vorzeigefrau ersetzt zu werden – das musste ein neuer Rekord sein.
„Und diese Annahme gründet worauf?“, erkundigte sich Memphis.
Es folgte eine kurze Pause. Dann war wieder Tabitha zu hören. „Jeder weiß doch, dass Dalton Kate nur wegen ihres Namens und des politischen Einflusses ihrer Familie geheiratet hat.“
„Interessant“, erwiderte Memphis mit unterschwelligem Hohn. „Hat Dalton dir das selbst gesagt?“
„Nein, selbstverständlich nicht.“ Schon klang Tabitha weit weniger von sich überzeugt.
„Aber du weißt mit absoluter Sicherheit, dass es so ist?“
Abermals trat eine Pause ein. Die feindselige Atmosphäre im Arbeitszimmer war selbst im Bad fast mit Händen greifbar, trotzdem huschte ein Lächeln über Kates Gesicht.
Dann sprach wieder Tabitha: „Es ist schon ziemlich auffällig, dass er Kate gleich nach der Wahl für eine Jüngere verlassen hat.“
„Hm, seltsam. Dann weiß ich nicht so recht, was ich von deinem Ehemann halten soll …“
„Wie bitte?“, entfuhr es Tabitha.
„Also wenn ich sehe, wie er gleich nach dem hübschen jungen Ding, das sich sehr für seinen letzten großen Angelerfolg interessiert hat, das Zimmer verlässt, gerate ich etwas ins Grübeln. Da könnte man auf falsche Gedanken kommen, nicht wahr?“
Das nächste Geräusch, das durch die Tür an Kates Ohr drang, war Tabithas empörtes Aufschnauben, gefolgt von mehreren Paar klappernder Absätze, die eilig das Arbeitszimmer verließen.
Als Memphis die Badezimmertür öffnete, sprang Kate auf und fuhr ihn an: „Memphis!“
Er zog die Tür hinter sich zu. „Ist das der Dank dafür, dass ich deine Gefängniswärterinnen verscheucht habe?“
Schmunzelnd lehnte er sich an die Wand und betrachtete sie. In seinem Blick lag etwas Dunkles. Der Raum schrumpfte mit einem Mal auf die Größe eines Schuhkartons, schien es Kate. Verunsichert strich sie ihr Kleid glatt. Der ganze Abend zerrte an ihren Nerven. Es war höchste Zeit, ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen zu erledigen und zu gehen.
„Danke, Memphis“, sagte sie schließlich. „Du hast mich vor einer peinlichen Situation bewahrt.“
„Eigentlich bin ich nicht deswegen gekommen.“
Sie wollte gar nicht wissen, warum er dann gekommen war, aber er gab ihr auch ohne Frage eine Antwort: „Ich wollte deine Behauptung überprüfen.“ Langsam kam er auf sie zu und fixierte sie.
Wenn man in Augen versinken konnte, dann war sie gerade dabei zu ertrinken.
„Welche Behauptung?“, hauchte sie mit schwacher Stimme.
„Dass du keinen BH trägst.“
Eine plötzliche Hitze erfasste Kates Körper, breitete sich in ihr aus, alles brannte, glühte, prickelte.
Doch sie war nicht bereit dafür. Störrisch reckte sie das Kinn in die Höhe und gab zurück: „Mein Kleid hat einen eingearbeiteten BH. Und ich lasse mich im Badezimmer von Cheryl Jackson sicher
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