Nur du weckst diese Sehnsucht
geht’s den alten Herrschaften?“
„Gut wie immer“, antwortete sie möglichst unbekümmert.
„Immer noch reich?“
Sie hielt seinem Blick stand. „Noch reicher. Wie es halt so ist, wenn man klug investiert: Das Geld vermehrt sich von ganz alleine.“
„Meine Eltern würden jetzt dagegenhalten: Klugheit hilft einem auch nicht, wenn man kein Geld hat, das man anlegen kann.“ Memphis sagte es ohne Bitterkeit. „Habt ihr im Club auch über mich gesprochen?“
„Nein.“ Die infame Lüge ließ sie den Blick senken. „Wir haben über Dads Pensionierung gesprochen. Bei der nächsten Wahl wird er zum letzten Mal kandidieren.“
„Wie gut, dass er vorher noch deinem Ex ins Parlament geholfen hat.“
„Bei der letzten Wahl war er noch nicht mein Ex.“
„Ach ja, ich vergaß, wie dumm von mir. Nach außen wart ihr ja noch ein glücklich verheiratetes Paar – nur dass du dich längst in den Turm der Keuschheit zurückgezogen hattest.“
Kate musste sich zusammenreißen, nicht mit den Augen zu rollen. „Es hat durchaus Vorteile, ohne Mann zu schlafen.“
„Und zwar?“
„Man erspart sich hochgeklappte Klobrillen mitten in der Nacht, durchs ganze Zimmer verstreute Socken und so weiter.“
Seinen Mund umzuckte ein Lächeln. „Das ist alles?“
Kate sah ihn scharf an. „Man erspart sich auch Kerle, die einen nicht zurückrufen.“
Ihr war klar gewesen, dass er nach dem Gespräch mit dem Kellner erst einmal Zeit für sich selbst brauchte, weshalb sie sich bemüht hatte, ruhig zu bleiben und ihm die zwei Tage ohne Rückruf nicht übel zu nehmen. Doch anscheinend hatte er nicht die Absicht, sie überhaupt je an seinen Gedanken teilhaben zu lassen.
Doch so einfach ließ sie sich nicht abspeisen. „Das mit Brians Unfall …“
„Erinnerst du dich, was du damals zu mir gesagt hast?“, unterbrach er sie gleich. Seine Stimme klang plötzlich sehr ernst. „Du hast gesagt, du hasst mich und wolltest mich nie wiedersehen.“
Kate schloss die Augen. Ja, sie erinnerte sich, sah alles noch vor sich. Die Tage nach Brians Unfall waren die schlimmsten ihres Lebens gewesen.
Als sie die Lider wieder öffnete, begegnete sie Memphis’ düsterem Blick. „Ich habe es nicht so gemeint.“
„Damals klangen deine Wort aber ziemlich ernst gemeint“, erwiderte er.
„Ich war völlig fertig und habe geredet, ohne vorher nachzudenken.“
„Und dann hast du wohl auch nicht nachgedacht, als du mich im Krankenhaus aus dem Wartezimmer geworfen hast?“
„Memphis … Brian war schwer verletzt, wir wussten nicht, ob er die Gehirnblutung überleben würde. Meine Eltern sind fast durchgedreht vor Sorge um ihn und haben gleichzeitig dich für alles verantwortlich gemacht. Und ich war gerade erst zu Dalton zurückgekehrt, nachdem ich mit dir … Du weißt schon.“
„Kannst du es nicht einmal aussprechen?“, fragte er bissig.
Sie seufzte. „Nachdem ich mit dir geschlafen hatte.“
„Du hast deiner Familie nie von dieser Nacht erzählt.“
Es war keine Frage, und sie war sicher, dass er keine Antwort erwartete, aber sie versuchte es trotzdem. „Das hätte alles nur noch schlimmer gemacht. Ich wollte, dass Brian sich ganz darauf konzentriert, wieder gesund zu werden, und meine Eltern …“ Sie brach ab und zuckte hilflos die Schultern.
„Wären durch die Decke gegangen“, ergänzte Memphis und fuhr mit beißendem Spott fort: „Was soll man auch sonst tun, wenn man feststellt, dass die eigene Tochter auch nur ein Mensch ist?“
„Das ist meinen Eltern sehr wohl bewusst.“
„Ach ja?“ Er stützte die verschränkten Arme auf den Tisch. „Dir ist es immer leicht gefallen, ihren hohen Erwartungen zu entsprechen. Brian nicht, er hat dagegen angekämpft. Er hat den Druck gehasst, den sie auf ihn ausgeübt haben. Er wollte die Grenzen überschreiten – wie ich.“
„Ihr zwei wart wirklich eine tödliche Kombination.“ Trotz der Anspannung musste Kate lächeln. „Ich wusste nie, auf wen ich wütender sein sollte – auf Brian oder auf dich.“
„Genau deshalb hat der Mist, den wir gebaut haben, ja auch so viel Spaß gemacht! Hat Brian dir mal von unserer Wette darüber erzählt, was du sagen würdest, wenn du uns zu fassen kriegen würdest?“
„Nein, hat er nicht …“
„‚Dad wird total ausrasten, Brian‘ war einer unserer Favoriten“, sagte Memphis und imitierte mehr schlecht als recht ihre Mädchenstimme von damals. „Und zu mir hast du meistens gesagt: ‚Wie kann ein einzelner Mensch
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