Nur ein Blick von dir
war am Ende doch noch zurückgekommen.
»Hallo, ich bin ja so froh, dass du da bist. Ich kann einfach nicht aufhören, an Catherine und die ganzen Gemeinheiten zu denken. Wie ist es mit Matthew gelaufen? Was hat er dazu gesagt, dass sie lebt?«
Es blieb seltsam still. Nur ein paar gedämpfte Geräusche waren zu hören. Jetzt erst merkte ich, dass mit dem Prickeln in meinem Arm irgendwas nicht stimmte. »Wer ist da?«, rief ich, entsetzt über das, was ich gerade gesagt hatte. »Wer von euch ist das?«
»Entschuldigung, ich war nicht neugierig, es war nur – ich wollte so gerne noch mal zurückkommen! Dieser Nachmittag war so schön, und ich wollte einfach nicht, dass er aufhört.« Olivias Stimme war zu einem leichten Quietschen angestiegen.
Mir wurde ganz schlecht. Was hatte sie gehört, und was würde sie sich zusammenreimen? »Das ist schon in Ordnung, ich war nur überrascht, als ich gemerkt hab, dass es nicht Callum war.« Ich versuchte, meine Stimme so unbeschwert wie möglich klingen zu lassen. »Hattet ihr beide heute Abend eine gute Sammeltour?«
Olivias Stimme war immer noch angespannt. »Es war gut. Callum hat mich in ein Kino mitgenommen, in dem eine Liebeskomödie gelaufen ist, weißt du, die mit der Friseurin.«
»Oh ja, davon hab ich gehört, war aber nicht drin. Ist der Film gut?«
»Ich hab nicht besonders achtgegeben. Aber das Publikum schien Spaß zu haben. Das war das Einzige, was mich interessiert hat.«
»Ja, verstehe ich …« Ich sprach nicht weiter und überlegte, was ich jetzt machen sollte. Einfach weitermachen und davon ausgehen, dass sie nicht genügend gehört hatte, um zwei und zwei zusammenzuzählen? Oder es irgendwie erklären, obwohl Callum dagegen war? Ich schwankte noch zwischen den beiden Möglichkeiten, als sie wieder anfing zu sprechen. Ihre Stimme klang nun sicherer.
»Weißt du, ich bin kein Kind mehr. Ich meine, ja, ich war eins, als ich da rübergekommen bin, aber ehrlich, bei all dem, womit ich mich die ganze Zeit rumschlagen musste, ist nicht viel Kind übrig geblieben. Du kannst es mir erzählen – ich verspreche, dass ich es für mich behalte.«
»Ich weiß nicht so recht, was du meinst.« Ich spielte auf Zeit und hoffte auf eine Eingebung.
»Gerade eben, als du gedacht hast, ich wäre Callum, hast du von Catherine gesprochen. Sie ist bei euch drüben, stimmt’s?«
Ich zögerte und überlegte, welche Möglichkeit Callum wählen würde: zu lügen oder die Wahrheit zu sagen.
»Bitte, ich verdiene es, Bescheid zu wissen.« Sie flehte geradezu, und ich war dankbar, dass ich den Spiegel nicht bei mir hatte. So brauchte ich den Schmerz in diesen großen braunen Augen nicht zu sehen.
»Du musst mir versprechen«, sagte ich langsam, »es absolut geheim zu halten. Erzähle wirklich niemandem weiter, was ich dir jetzt sage, nicht einmal Callum – lass mich das machen. Er hat gedacht, es wäre zu schmerzhaft für dich. Bist du dir sicher, dass du es hören willst?«
Wieder kam ein gedämpftes Geräusch und dann ein großer Schluchzer. »Ja, ich will, ich schwöre es. War es Catherine?«
»Ja. Sie hat mir alle Erinnerungen geraubt, und das hat ihr ermöglicht, zu fliehen und lebendig in die wirkliche Welt zurückzukommen. Sie hat mir eine Menge Schwierigkeiten gemacht. Sie weiß alles von mir.«
Es blieb kurz still. »Also … gibt es doch einen Weg da raus. Vielleicht stecke ich doch nicht für alle Ewigkeit in diesem Leben fest.« In ihrer Stimme lag ein Staunen.
»Das stimmt, aber es ist verteufelt schwer. Du brauchst jemanden hier drüben, der ein Amulett trägt.« Ich deutete auf mein Handgelenk. »Du musst dich vergewissern, dass Ebbe ist, und du musst bereit sein, einen Menschen zu töten.«
»Ja, ich verstehe. Das geht alles nicht so einfach.« Wir schwiegen beide. Ich blickte über die Gemüsebeete. Meine Augen gewöhnten sich langsam an das schwache Licht, und ich sah die kleinen Tiere kommen, die die Nähe der Versunkenen offenbar mochten. Plötzlich durchschnitt Olivias Stimme die Stille. »Wen wird Callum töten?«
»Er wird überhaupt niemanden umbringen! Es ist so hart. Wir wissen, wie wir es machen könnten, aber wir müssen eine Möglichkeit finden, es zu tun, ohne jemanden zu verletzen. Deshalb müssen wir mit Catherine reden. Möglicherweise gibt es noch etwas anderes, das funktioniert und von dem sie weiß. Wir können nicht einfach jemanden töten, um zusammenzukommen!«
Olivia schnaubte abfällig. »Natürlich könnt ihr das. Ihr
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