Nur ein Blick von dir
tut sie nichts anderes, als dir das Leben schwerzumachen, und es ist nicht abzusehen, wann sie damit aufhört.«
»Ja, das weiß ich alles. Also was?«
»Um mich hier rüber zu dir zu holen, brauchen wir den Geist eines Menschen, den wir leeren können, aber wir wollen ja niemanden verletzen. Aber was wäre, wenn es jemanden gäbe, der keine solchen Skrupel hätte, der es irgendwie verdient …«
»Du meinst, Catherine? Catherine töten und ihre – meine – Erinnerungen benutzen, um dich herzubringen?«
Callum nickte. »Das hat Matthew vorgeschlagen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.«
Es war schrecklich, doch je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr überzeugte mich die Logik. Um meine Erinnerungen zu bekommen, hatte sie versucht, mich zu töten. Also konnte Callum sie töten, um diese Erinnerungen zurückzubekommen. Auge um Auge …
Ein starker Windstoß fegte plötzlich über die Sportanlagen und wirbelte Staub auf. Plötzlich zitterte ich, als mir klarwurde, dass ich, wenn auch nur ganz kurz, überlegt hatte, jemanden zu ermorden.
Ich ballte die Fäuste. Ich war richtig entsetzt über mich, weil ich auch nur daran gedacht hatte. »Das können wir nicht machen, Callum. Das geht einfach nicht. Dann wären wir genauso schlecht wie sie.« Er hatte mich genau beobachtet, und als ich das jetzt sagte, sah ich, wie er tief ausatmete.
»Ich weiß. Und ich bin froh, dass du genauso denkst.« Er zeigte mir eines seiner reumütigen Lächeln. »Aber es kann einen schon in Versuchung führen, oder?«
»Total.« Ich lächelte nickend zurück. »Aber für uns eindeutig nicht der richtige Weg.«
»Matthew hat nicht nur diese eine Idee gehabt. Er hatte auch gar nicht erwartet, dass einer von uns in diese Richtung denken würde. Aber er hatte noch einen anderen Gedanken.«
»Okay, ich höre, wenn der nicht auch so unmoralisch ist.«
»Keine Sorge.« Er lächelte wieder. »Der hier könnte Catherine ziemlich wirkungsvoll zum Aufhören bringen. Irgendwie gefällt mir der.«
Ich kuschelte mich nach hinten an ihn und strengte mich an, den winzigen Widerstand an meinen Schultern zu spüren. »Mach weiter.«
»Catherine ist jetzt wieder ein Mensch. Sie hat alle deine Erinnerungen und verwendet sie, um Schwierigkeiten zu machen, aber – und jetzt wird es interessant – sie hat kein Amulett. Das bedeutet: Ich könnte sie verfolgen und ihr diese Erinnerungen wegnehmen, während sie sie denkt. Und dann geht sie unter! Dann wäre sie nicht mehr in der Lage, irgendwelche Pläne zu schmieden. Was hältst du davon?«
Mit hochgezogenen Augenbrauen grinste er mich an. Ich holte tief Luft. »Callum, das wird sie nur noch wütender machen. Kannst du dir vorstellen, wie wild sie wird, wenn sie merkt, was vor sich geht? Das macht alles nur noch schlimmer.«
Und je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr war ich gegen diese Idee. Callum würde diese Erinnerungen nur dann stehlen, wenn sie ihr gerade durch den Kopf gingen, und so könnte das Wochen und Monate dauern, und sie würde mit Sicherheit die Lücken bemerken. Jemanden bewusst zu provozieren, der schon so wütend und bösartig war, wäre der reine Wahnsinn.
Ich konnte richtig sehen, wie es ihm langsam dämmerte, dass es stimmte, was ich gerade gesagt hatte. »Nein, du hast recht. Kein guter Plan. Vor allem, weil ich die Erinnerungen gar nicht konkret sehen kann, wenn ich auf diese Art sammle. Bei Catherine geht es um alles oder nichts. Keine halben Sachen.«
Ich griff nach vorne, wo seine Hand sein musste. »Tut mir leid«, flüsterte ich. »Ich wollte deine guten Ideen nicht einfach über Bord werfen, vor allem nicht, wenn alles eh so schwer ist. Aber ich kann mich einfach nicht überwinden, mich so zu verhalten wie sie. Hoffentlich kannst du das verstehen.«
»Natürlich verstehe ich das, und ich hatte auch nicht wirklich erwartet, dass du dich für eine dieser Ideen begeisterst. Trotzdem hab ich gedacht, sie wären es wert, gesagt zu werden. Verzeihst du mir das?« Federleicht berührte er meine Haare.
»Immer. Alle diese Ideen sind es wert, diskutiert zu werden, auch die schrecklichen. Wenn sie so unglücklich ist, dass selbst meine glücklichen Erinnerungen sie nicht fröhlicher machen können, ist sie ein hoffnungsloser Fall. Da bleibt uns nur die Option, dass es ihr langweilig wird und sie jemand anderen findet, den sie lieber schikaniert.«
»Richtig.« Er unterbrach sich kurz, um meinen Arm gleich über dem Amulett zu streicheln. Die Berührung entlockte
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