Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
Vom Netzwerk:
Geräusche. Daher ging ich hin, um rauszubekommen, was er machte.
    »Ach, du bist’s«, brummte er, als ich nach dem Klopfen den Kopf reinstreckte. Er war anscheinend dabei, etwas auf seinem Laptop runterzufahren. Wie üblich saß er auf seinem Bett, umgeben von Bergen aus zusammengeknüllten Klamotten. Den Laptop hatte er auf die Knie gestützt, das Handy lag in Reichweite. Ich schob einen kleinen Fleck neben ihm frei und ließ mich fallen.
    »Hi, kümmer dich gar nicht um mich. Mit wem chattest du?«
    »Ach, niemand Wichtigem.« Er versuchte, beiläufig zu klingen, wurde aber von einer strahlend gelben Aura verraten, die über seinem Kopf tanzte. Ich schnappte nach dem Laptop.
    »Du verlogener Schuft! Du laberst doch jemand an! Komm schon, zeig mir, wer’s ist!« Wir kämpften kurz um den Apparat, dann gab er nach.
    »Wenn du Mum was davon erzählst, bist du tot wie eine plattgefahrene Katze, okay?«
    »Ja, ja, weiß ich doch. Wann hab ich ihr jemals deine Geheimnisse erzählt? Du weißt doch viel zu viele von meinen.«
    »Stimmt«, gab Josh zu.
    »Also, wer ist es. Wer ist das Mädchen?«, fragte ich ungeduldig und überflog alle offenen Registerkarten.
    »Cliona«, antwortete er verlegen.
    »Cliona! Wie geht es ihr? Wir haben schon – also jahrelang nicht miteinander geredet! Geht es ihr gut? Was macht sie in London?«
    Cliona war die Tochter einer befreundeten Familie. Ihre Kindheit hatte sie in Italien und Hongkong verbracht, und wir hatten uns regelmäßig geschrieben. Doch das war dann irgendwie eingeschlafen, und wir hatten den Kontakt verloren, bis auf die Weihnachtsgrußkarten, die sich unsere Eltern immer noch schickten.
    »Sie ist durch irgendeinen Schüleraustausch hier, und sie hat einen freien Abend. Wir treffen uns morgen in Richmond.«
    »Cool, ich bin morgen auch in der Stadt. Ich geh mit Grace ins Kino, aber das kann ich absagen. Ich würde sie gerne treffen.«
    Zu spät hatte ich bemerkt, das Josh ziemlich rosig geworden war. »Hm, ja. Das musst du aber nicht, weißt du. Sie ist noch eine Weile hier …«, brummelte er und vermied, mich anzusehen.
    »Josh Walker! Hast du ein Date mit ihr? Bist du deshalb so stur?«
    »Vielleicht.« Er wollte mich immer noch nicht anschauen.
    »Hast du also! Du durchtriebenes Kerlchen! Wie lang geht das jetzt schon?«
    »Och, eine Weile. Wir haben uns E-Mails geschickt. Sie hat den Kontakt aufgenommen, sobald sie wusste, dass sie in der Stadt sein würde.«
    »Toll, dann schicke ich ihr eine Nachricht.«
    Keine Antwort. Unter seinen dicken lockigen Haaren fing Josh gerade ganz offensichtlich an, eingeschnappt zu sein.
    »Kannst du mir nicht ’ne Chance geben?«, stieß er dann plötzlich hervor. »Kannst du sie mir nicht für ein paar Stunden alleine lassen?«
    Überrascht von seinem Ausbruch wich ich etwas zurück. »Natürlich. Tut mir leid, mir war nicht klar, dass ihr beide was am Laufen habt.«
    »Also, haben wir gar nicht. Noch nicht. Und werden wir auch nie, wenn du dabei bist.«
    »Ist ja gut. Ich komme nicht mal in die Nähe von diesem Pub, versprochen.«
    »Dann ist es ja in Ordnung«, lenkte er immer noch brummig ein. »Und versprichst du, dass du erst mal auch nicht mailst?«
    »Wie du willst. Das hol ich später nach.« Ich zögerte, konnte dann aber nicht widerstehen. »Armes Mädchen, ihr geht es eindeutig nicht so gut, sieht so aus, als wäre ihr seelisches Gleichgewicht irgendwie schrecklich angeschlagen …« Ich sprang auf, stürzte zur Tür und konnte sie gerade noch hinter mir zumachen, als der alte Slipper daran abprallte, genau in Kopfhöhe. Josh hatte schon immer gut getroffen.
    Vor mich hin grinsend schlüpfte ich wieder in mein Zimmer. Trotz meiner Stichelei freute ich mich für Josh und hoffte für ihn, dass der Abend gut laufen würde. Für einen Moment setzte ich mich an meinen Schreibtisch, aber genau das ließ mich Callum vermissen. Und an Callum zu denken ließ meine Sorgen wegen Catherine hochkommen und was sie wohl als Nächstes plante. Seufzend ging ich nach unten, um mir einen Becher Kaffee zu machen.
    Noch immer hatte ich keine Lust, mit meinen Eltern fernzusehen, deshalb entschied ich mich für die frische Luft. Ich nahm meinen Becher mit in den Garten, wo es dämmerte. Für Ende Juni war es überraschend frisch, und ich schlang die Arme um mich, als ich zur Bank beim Gemüsebeet schlenderte. Als ich dort ankam, merkte ich, dass das Frösteln nun ein Prickeln in meinem Arm war, und ich seufzte erleichtert auf. Callum

Weitere Kostenlose Bücher