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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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wollt doch zusammenkommen.«
    »Also, das ist schon ein bisschen komplizierter.« So langsam verstand ich, warum Callum so erpicht darauf war, unser Wissen für uns zu behalten. Sie war sehr hartnäckig, und mir wurde schnell klar, dass sie so ziemlich alles begriffen hatte.
    »Wie war das mit der Ebbe? Was hat das mit alldem zu tun?«
    Ich seufzte insgeheim. »Nachdem sie mir alle Erinnerungen gestohlen hat, ist sie im Fluss gelandet. In der Themse nahe der Stelle, wo sie verschwunden war. Wenn keine Ebbe gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich ertrunken. Aber es war Ebbe. Zu ihrem Glück hat jemand gesehen, wie sie bewusstlos im Wasser trieb, und hat das Rettungsboot gerufen. Die letzten paar Wochen hat sie dann im Krankenhaus verbracht.«
    »Und warum quält sie dich?«, fragte Olivia. »Was hast du ihr getan?«
    »Gute Frage, ich weiß es nicht, aber irgendwie hab ich sie echt wütend auf mich gemacht. Sie bringt mein Leben völlig durcheinander, gibt sich für mich aus, schickt E-Mails an meine Freunde, alles Mögliche. Sie hat sogar alles Geld von meinem Konto gestohlen.«
    »Sie muss dich wirklich hassen«, sagte Olivia mit einem Hauch von Ehrfurcht. »Sie ist aber auch so was von einer Zicke. Du bist besser vorsichtig. Ich … ich …« Plötzlich schwieg sie.
    »Was ist?« Es kam keine Antwort, und ich überprüfte schnell meine Taschen, ob ich den Spiegel nicht doch dabeihatte. »Olivia, was ist? Stimmt was nicht?«
    »Ich … Ich muss gehen. Es ist schon spät, und ich kann nicht hierbleiben. Ich muss zurück nach
St. Paul’s

    »Und du sagst niemandem was, ja?«, fragte ich drängend. »Ich meine, Callum hätte es dir bestimmt zu irgendeinem Zeitpunkt gesagt, aber er wollte nicht, dass es irgendwer jetzt schon weiß. Er meint, es könnte gefährlich sein.«
    »Keine Angst. Dein Geheimnis ist sicher.« Ihre Stimme wirkte plötzlich angespannt. »Tut mir leid. Es ist Zeit. Ich muss gehen.«
    »Ich sehe dich dann morgen«, rief ich, als das Prickeln abrupt aufhörte. Ich lehnte mich zurück und stierte in den Garten. »Mist!«, brach es aus mir heraus. Wie sollte ich Callum beibringen, was ich getan hatte? Plötzlich war ein Rascheln zu hören, und ich blickte in zwei schwarze kleine, perlenartige Augen, die hinter den Schwarzen Johannisbeeren aufgetaucht waren. Der Igel zwinkerte einmal und machte sich wieder daran, in den abgefallenen Blättern herumzuschnüffeln.
     
    Ich dachte lange und konzentriert darüber nach, ob ich Callum davon erzählen sollte oder nicht, und zum Schluss war mir klar, dass ich es ihm gestehen musste. Denn ich war gar nicht fähig, so etwas vor ihm geheim zu halten. Er würde sofort mein schlechtes Gewissen sehen. Gleich während der Mittagspause würde ich ihn zu den Sportplätzen der Schule rufen. Er sollte Olivia im Auge behalten und ihr begreiflich machen, dass sie wirklich niemandem davon erzählen durfte.
    Es war gar nicht so leicht, mich von meinen Freundinnen abzusondern. Der Aufenthaltsraum war wie immer voll. Jetzt, in den letzten Tagen vor den Ferien, gab es wenig zu tun. Außerdem gab es bei den meisten Arbeitsgemeinschaften irgendwelche Aktivitäten zum Schuljahresende, und einige brauchten uns als Betreuer. Grace und Eloise waren zu Vertrauensschülerinnen ernannt worden und waren damit verantwortlich für die Bibliothek, während Abbie und Alia damit beschäftigt waren, die Kunst- AG der unteren Klassen herumzukommandieren. Ich hatte schnell was gegessen zusammen mit Mia, die ganz wild darauf war herauszufinden, was an dem Gerücht stimmte, dass sich Ashley und Rob am Wochenende wegen mir getrennt hätten.
    »Ehrlich«, wiederholte ich mindestens zum zehnten Mal, »ich weiß nichts davon, und es ist mir auch völlig egal. Ich will nun wirklich nicht mit Rob gehen!«
    »Also er erzählt es ganz anders«, erwiderte Mia und biss nachdenklich in ihr Käsebaguette. Große Tomatenstücke rutschten am anderen Ende heraus und landeten in ihrem Schoß. »Verdammt!«, schimpfte sie leise, hob die Stücke auf und legte sie auf ihren Teller. Dann wischte sie sich die Mayonnaise von den Jeans und blickte schließlich hoch. »Er sagt, ihr beide hättet euch geküsst und wärt zusammen – über das Küssen redet er ziemlich viel –, und alles wäre wieder klar.«
    »Also der ist doch nicht ganz dicht, und du kannst ihm ruhig erzählen, dass ich das gesagt hab. Ich kann den Kerl nicht ausstehen!« Ich kam einfach nicht dahinter, warum Rob da immer weiterbohrte. Bei der

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