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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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Möglichkeit, sie zu bremsen. Ich fühlte mich so schwach und hilflos. Sie konnte einfach überall sein. Sie hatte alle meine Erinnerungen, also konnte sie auch reisen. Möglicherweise konnte sie das Land nicht verlassen, weil sie keinen Pass hatte, aber ansonsten stand ihr völlig frei, sich im Zug und in jedem anderen Landesteil aufzuhalten, schön weit weg von den Versunkenen und mir. Wenn ich mir vorstellte, welches Vergnügen sie daran hätte, mich so hundeelend auf dem Sofa liegen zu sehen, kroch das Selbstmitleid wieder in mir hoch.
    Und dieses Bild gab ich ja tatsächlich ab. Ich machte genau das, was Catherine wollte, wenn ich mich in Kummer und Elend suhlte. Abrupt setzte ich mich auf und zuckte zusammen, weil die plötzliche Bewegung so weh tat. Sie durfte auf keinen Fall gewinnen. Auf gar keinen Fall! Ich würde mein Amulett zurückbekommen, auch wenn ich sie dafür zusammenschlagen musste. Ich humpelte in die Küche und kippte den Rest der heißen Milch weg. Jetzt brauchte ich sofort einen starken Kaffee.
    Während ich darauf wartete, dass das Wasser im Kessel kochte, begriff ich, dass ich zwei Probleme hatte: herauszufinden, wo sie wohnte, und herauszufinden, was sie wollte. Sie hatte mich eindeutig von dem Augenblick an gehasst, als sie herübergekommen war. Meine Probleme hatten genau zu dem Zeitpunkt angefangen, als sie im Krankenhaus vermisst wurde. Im Pub hatte sie gesagt, sie wollte, dass ich leide, mir aber keinen Hinweis darauf gegeben, warum. Ich konnte mir nur vorstellen, dass es etwas in meiner Vergangenheit gab, was ihr nicht gefiel, irgendein Aspekt meines Lebens mit Callum. Ich fragte mich, ob sie vielleicht eifersüchtig war. Vielleicht wollte sie ihren Bruder für sich selbst haben oder ihn vor dem Kummer bewahren, den es unvermeidlich bringt, wenn man sich auf eine Nicht-Versunkene einlässt. Keine dieser Möglichkeiten machte so richtig Sinn, weil sie sich überhaupt nicht für ihn zu interessieren schien.
    Ich seufzte. Das brachte mich nicht weiter. Vielleicht sollte ich mich erst mal darauf konzentrieren, sie ausfindig zu machen. Als ich begriff, dass ich mich bei Facebook einloggen und nachsehen musste, welche Gerüchte sie über mich verbreitete, wurde mir flau. Aber möglicherweise ließen sich in dem, was sie da geschrieben hatte, ein paar Hinweise auf ihren Aufenthaltsort finden. Ich stellte den Laptop auf den Küchentisch, machte die Glastür auf, um mehr frische Luft zu bekommen, atmete tief durch und begann, meine Seite durchzusehen. Es war noch schlimmer, als ich befürchtet hatte. Da gab es eine Riesenmenge Klatsch und Tratsch von heute Morgen, hauptsächlich unter Ashleys kleiner Gruppe von Freundinnen, die sich alle über mich lustig machten. Ich war verwundert, dass so viele vor der Schule noch Zeit dafür gehabt hatten.
    Schließlich gab ich es auf, das alles zu lesen. Vieles war einfach zu unerfreulich. Eine Reihe von meinen wirklichen Freundinnen hatten sich eingeschaltet und sich bemüht, die anderen zur Vernunft zu rufen, doch sie wurden einfach niedergeschrien. Stattdessen konzentrierte ich mich nun darauf, Catherines Bemerkungen zu finden, und ging die neuen Kontakte meiner Freunde durch.
    Es war erstaunlich, mit wie vielen Leuten wir inzwischen verbunden waren, von denen wir die meisten gar nicht richtig kannten. Graces Profil ging ich gar nicht erst durch. Ich glaubte nicht, dass Catherine es riskieren würde, näher an Grace heranzukommen. Aber ich wusste, dass sie es genießen würde, Ashley näher zu kommen. Was könnte es denn Besseres geben? Freund von jemandem zu sein, der mich verabscheute, würde Catherine bis zum Anschlag passen. Schnell ging ich zu Ashleys Profilseite und sah alle ihre Kontakte durch. Und da, etwa in der Mitte der Seite, war ein recht verdächtiger. Catherine River – diese Ironie verzog meine Mundwinkel fast schon zu einem Lächeln – hatte vor ein paar Tagen angefangen, mit ihr zu chatten. Ich öffnete Catherines Seite – sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, ihr Profil zu verstecken – und lehnte mich triumphierend zurück. Es gab kein Bild, aber als Wohnort war Surrey genannt, und die ganze Aktivität auf ihrem brandneuen Account hatte in den letzten Tagen stattgefunden. Je weiter ich mich zurückarbeitete, desto deutlicher war zu erkennen, dass sie diejenige war, die die Gerüchte über Callum in die Welt gesetzt hatte.
    Da ich jetzt einen Namen hatte, konnte ich etwas gründlicher nachforschen. Ich erwartete nicht, dass

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