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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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sie versuchen würde, mit mehreren Namen zu arbeiten. Die Gefahr, etwas zu vermasseln, war zu groß. Also ging ich alle offenen Seiten durch, um zu sehen, was ich da erfahren würde.
    Vor einigen Tagen war Catherine River wie aus dem Nichts aufgetaucht. Sie wusste, welche meiner Freunde auf irgendeine alte Sache als Einladung zu einem Kontakt eingehen würden, und hatte die zuerst angepeilt. Und als sie erst mal in dem Kreis war, hatte sie ein paar muntere, witzige Bemerkungen gemacht und einen Haufen Leute um sich geschart. Dabei gab sie vor, als kleines Mädchen hier in der Gegend gewohnt zu haben und noch viele der Mädchen aus der Vorschule zu kennen. Vor kurzem sei sie wieder hergezogen und wolle gerne mit ihren alten Freundinnen in Verbindung treten. Über die Vorschule wusste sie mehr als genug, um überzeugend zu sein, auch wenn sich niemand an ihren Namen erinnerte. Aber wie sollte man sich so genau an die Zeit erinnern, als man erst sieben oder noch jünger war? Eine geniale Masche. Und als meine Freundinnen gesagt bekamen, dass sie Catherine gekannt hätten, wurde sie mit offenen Armen empfangen. Danach hatte sie damit angefangen, ihre kleinen Bomben wegen meines Phantasiefreunds abzuwerfen. Ich wollte gar nicht daran denken, womit sie als Nächstes kommen würde. Ich musste sie finden und dafür sorgen, dass das aufhörte.
    Auf Facebook behauptete sie also, dass sie in Surrey wohnte, aber das war bestimmt eine Lüge. Sicher war nur, dass Catherine wusste, was ich wusste. Sie hatte dieselben Erinnerungen und dasselbe Wissen, und daraus war logisch zu schließen, dass sie da wäre, wo ich schon einmal gewesen war. Sie schien ihren Spaß daran zu haben, mich zu quälen, und so würde sie sich ziemlich in der Nähe aufhalten, außerdem hatte sie das Amulett und brauchte daher keinen Schutz vor den Versunkenen. Sie musste nicht wegfahren. Je mehr ich darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher kam es mir vor, dass sie sich noch immer hier in der Gegend aufhielt.
    Ich lehnte mich zurück, trank meinen Kaffee und spürte langsam die leichte Aufregung, die ich immer von Kaffee bekam. Irgendwo in der Nähe war sie, überlegte ich, beobachtete die Staubteilchen, die träge in den Sonnenstrahlen trieben, und hoffte auf einen Einfall. Ich ließ meine Gedanken einfach treiben, und plötzlich dämmerte mir eine bruchstückhafte Erinnerung im Hinterkopf. Da war irgendwas sehr Wichtiges, etwas, das ich verpasst hatte, das an mir nagte. Ich versuchte, ganz entspannt zu bleiben, damit es seinen Weg in mein Bewusstsein schaffte. Vor meinem inneren Auge konnte ich Catherine sehen, mit einem bewusst ausdruckslosen Gesicht, aber ich wusste nicht, wo sie war. Ich wusste nur, dass es irgendwo war, wo ich mich auskannte. Ich seufzte vor Enttäuschung. Besser, ich ließ locker und wartete ab, ob der Gedanke sich wieder anschleichen würde.
    Leider wurde schnell klar, dass ich an diesem Tag körperlich wirklich nicht so gut drauf war. Je länger ich stillsaß, desto schlimmer wurden Schmerzen und Kummer, doch wenn ich herumlief, um locker zu werden, tat es unglaublich weh. Ich beschloss also, den Angriff auf Catherine zu verschieben. Wenn ich kämpfen musste, musste ich auch fähig sein, mich zu bewegen.
    Nach ein paar Stunden am Laptop ließ meine Energie nach. Ich hatte keine Ahnung, was alles in den Schmerzmitteln war, jedenfalls wurde ich unwahrscheinlich schläfrig. Ziemlich schnell lag ich wieder auf dem Sofa und dämmerte weg.
    Nach etwa einer Stunde fuhr ich aus dem Schlaf und war genauso trübsinnig wie vorher. Aber wenigstens hatte ich nicht wieder geweint. Doch der bohrende Gedanke war wieder da, dass ich etwas Wichtiges vergessen hatte, etwas wirklich Wichtiges. Ich seufzte enttäuscht und dachte, ich sollte mich etwas bewegen, streckte mich vorsichtig und überprüfte meine Verletzungen. Sie schienen nicht mehr ganz so schlimm zu sein wie vorher, und so probierte ich ein bisschen aus, schwang die Beine vom Sofa und stand langsam auf. Solange ich meinen Kopf nicht ruckartig bewegte, tat auch der nicht mehr so sehr weh. Ich fand es nun an der Zeit, meine Optik zu überprüfen, und schlurfte vor den großen Spiegel im Flur.
    Als ich mich sah, musste ich unwillkürlich laut schnaufen. Mein Wangenknochen war dunkelviolett aufgeblüht, durchzogen von Schorfstreifen, wo ich auf den Kies aufgeschlagen war. An den Rändern veränderte es sich langsam zu einem wunderbaren grünlichen Farbton. Die Beule an der anderen Kopfseite

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