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Nur ein Blick von dir

Nur ein Blick von dir

Titel: Nur ein Blick von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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einen Augenblick fest, dann sehe ich nach, was ich sonst noch hab«, wies sie mich an, und ich gehorchte stumm. Ich spürte die ätzende Berührung eines antiseptischen Tuchs, mit dem sie die ganze Hand abwischte. Im Moment war es mir unmöglich zu sprechen, und so ließ ich sie einfach machen. Leise murmelte sie dabei vor sich hin. »Hm, in der Wunde kann ich nichts sehen, dann ist es in Ordnung, wenn ich was drüberklebe. Tief, aber nicht so groß, dass sie genäht werden müsste. Da haben wir das Pflaster, schön fest. Und jetzt schauen wir dich sonst mal an. Ziemlich dreckig. Wie hast du dich so vollbluten können? Ich glaube, ich hab … ja, genau.« Sie riss ein Päckchen mit Erfrischungstüchern auf und begann, mich damit zu säubern. Ich merkte, wie sie zögerte, das verbliebene Make-up über meinen Schrammen im Gesicht zu entfernen, doch sie gab keinen Kommentar. Ich ließ sie machen, hob die Arme, wie verlangt, und drehte mich hin und her.
    »Bei deinen Klamotten kann ich nicht viel machen, aber zum Glück sind deine Eltern ja nicht zu Hause.«
    Ich nickte ganz leicht.
    »Der arme Josh war völlig durcheinander. Er hat gedacht, du wärst vielleicht zur Schule gegangen, deshalb hat er mich angerufen, als der Schulbus ohne dich gekommen ist. Und ich hab ihm gesagt, dass ich dich den ganzen Tag nicht gesehen hab. Dein Telefon war stundenlang tot.«
    Mit der gesunden Hand zog ich das Handy aus der Tasche und gab es ihr.
    »Na, das scheint mir ja kein Wunder, wenn es nicht funktioniert. Es ist voller Wasser. Bis du etwa in den Fluss gefallen oder so was?«
    »Der Regen hat mich erwischt«, antwortete ich schlicht, nicht bereit, mich weiter darüber auszulassen.
    »Ich weiß, es ist unheimlich was runtergekommen, aber du musst ja ewig draußen im Regen gewesen sein, dass es so total nass werden konnte.« Sie betrachtete meine Jeans und meine Haare. »Warst du etwa stundenlang draußen?«
    Ich nickte noch einmal.
    »Okay, Schätzchen, du bist offensichtlich nicht ganz bei dir. Aber das ist nicht so schlimm, ich bin ja da. Sie legte mir den Arm um den Hals und zog sanft meinen Kopf gegen ihre Schulter. »War das schon wieder Catherine?«, fragte sie. Ich nickte leicht. »Mach dir keine Gedanken, ich bin ja da«, wiederholte sie und strich mir über den Arm. »Sag mir, wenn du so weit bist.« Da ließ ich mich endlich fallen, und heiße Tränen tropften auf ihr T-Shirt.
    Wir müssen eine Stunde dagesessen haben, und irgendwann merkte ich, dass sie eine SMS abschickte, aber ich konnte mich zu keiner Bewegung aufraffen. Als ich zu schluchzen aufhörte, hielt sie mir ein weiteres Erfrischungstuch hin. »Hier, wisch dir damit durchs Gesicht, dann fühlst du dich besser.« Ich setzte mich aufrecht hin und machte, was mir gesagt wurde. Das half ein bisschen.
    »Danke«, schaffte ich schließlich zu sagen.
    »Kein Problem. Magst du mir erzählen, was sie diesmal gemacht hat …?« Ihre Stimme verklang. Sie wollte wohl nicht, dass ich wieder loslegte.
    »Das Amulett. Sie hat das Amulett zertrümmert. Nun werde ich Callum nie wieder sehen«, flüsterte ich.
    »Oh, Alex! Wie denn? Was ist passiert? Ach, du armer Schatz, kein Wunder, dass du so fertig bist.«
    »Sie hat mich am Flussufer erwischt, sich erst noch über mich lustig gemacht und dann mit einem großen Stein das Amulett zerschmettert.«
    »Können wir es nicht reparieren lassen?«
    »Der Stein ist in winzige Stücke zersprungen, und sie hat alles zusammen in den Fluss geworfen.«
    »Aber warum? Warum hat sie das gemacht?«
    »Sie hat es immer wieder gesagt, wie sehr sie mich hasst und dass alles allein meine Schuld sei. Ich hab keine Ahnung, was sie damit meint. Wie kann es denn meine Schuld sein? Ich hab ihr nichts getan, überhaupt nichts!« Meine Stimme war immer lauter geworden, und ich wusste, dass ich kurz davor war, einen hysterischen Anfall zu bekommen.
    »Scht, scht«, beruhigte mich Grace. »Reg dich jetzt nicht auf. Das will sie doch nur. Wir müssen einen Ausweg aus diesem ganzen Schlamassel finden.«
    Sie hatte recht. Ich musste mich zusammenreißen. »Tut mir leid, es ist nur der Gedanke, dass ich niemals …« Wieder wallten die Gefühle in mir auf, und ich musste unterbrechen.
    Grace nickte. »Klar.« Sie rieb weiter meinen Arm, und ich versuchte mit aller Macht, mich zusammenzunehmen. Schließlich meinte Grace: »Hör mal, alle haben sich echt Sorgen gemacht. Ich muss dich jetzt heimbringen. Es wär auch gar nicht so schlecht, wenn du mal aus

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