Nur ein einziger Kuss, Mylord?
wenig Zeichnen. Können Sie ihr dabei helfen?“
„Natürlich, Madam.“
„Hervorragend.“ Lady Braybrook strahlte. „Was meine beiden Jüngsten angeht, so muss Emma nur ihre Musik üben, und Davy Lesen, Französisch und ein bisschen Rechnen. Mehr wäre zwecklos, solange Matthew da ist. Davy würde sich furchtbar aufspielen, nehme ich an.“
„Ich versichere Ihnen, er käme nicht durch damit“, hörte Christiana sich sagen und hätte sich im gleichen Moment treten können. Mütter, die ihre kleinen Lieblinge anbeteten, wollten normalerweise nichts davon wissen, dass ungebärdige Kinder Disziplin brauchten.
„Sehr gut“, erwiderte Lady Braybrook. „So wie Sie Braybrook gestern Abend Paroli boten, hatte ich keinerlei Zweifel daran, dass Sie mit Davy fertig werden.“
Christiana blinzelte überrascht.
Die Katze erhob sich, streckte sich, ein Inbild eleganter Muskulatur und Sehnigkeit. Lady Braybrook machte keinen Versuch, das Tier zu halten, als es zu Boden sprang und zu Christiana pirschte.
Christiana beobachtete die Katze aus dem Augenwinkel. Wie würde Ihre Ladyschaft auf die Fahnenflucht ihres Schmusetiers reagieren?
„Madam, wenn es Ihnen nichts ausmacht – ich habe über meine Rolle hier nachgedacht …“ Sie brach ab, als die Katze mit einem Satz auf ihrem Schoß landete. Oh verflixt! Sie konnte das Tier doch unmöglich wegschubsen, und außerdem war es so lange her, dass sie selbst eine Katze besessen hatte!
Lady Braybrook lächelte. „Meine liebe Miss Daventry, was sollte es mir ausmachen?“ Ein kaum wahrnehmbares Funkeln erschien in ihren Augen. „Immerhin hatten Sie länger Gelegenheit, sich mit Ihrer Rolle hier vertraut zu machen als ich.“
Christiana spürte, wie sie errötete. Sie begann die Katze zu streicheln, die schnurrend auf ihrem Schoß lag.
„Oh, bitte, kein Grund, verlegen zu werden.“ Lady Braybrook lachte. „Glauben Sie mir, ich weiß, wie selbstherrlich Braybrook werden kann, wenn er für jemanden das Beste will. Es ist zum Aus-der-Haut-Fahren, nicht wahr? Erzählen Sie mir, über was Sie nachgedacht haben.“
„Nun“, Christiana hielt inne. „Mir ist nicht entgangen, dass Sie erst am späten Vormittag herunterkommen, und …“
Sie verstummte, als sie Lady Braybrooks schiefes Lächeln gewahrte.
„Meine dummen Beine“, erklärte ihre Dienstherrin leise. „Ich nehme morgens immer ein Bad, und natürlich braucht das seine Zeit. Wirklich ein Ärgernis …“
„Madam, es war nicht meine Absicht …“
Lady Braybrook schüttelte den Kopf. „Aber nicht doch. Sagen Sie mir, was Sie im Sinn hatten.“
„Ich dachte, am Morgen könnte ich die jüngeren Kinder unterrichten. Bis Sie herunterkommen. Würde Ihnen das passen?“
„Sehr gut sogar“, erwiderte Lady Braybrook. „Dann hätte ich Sie den Rest des Tages für mich. Obwohl … vielleicht sollten Sie Lissy und Emma auf ihrem Nachmittagsspaziergang begleiten.“
„Es wäre mir eine Freude.“ Christiana überlegte. „Aber da ich Ihre Gesellschafterin sein soll …“ Lady Braybrooks amüsierte Miene ließ sie innehalten.
„Sie haben andere Aufgaben, Miss Daventry“, betonte ihre Dienstherrin.
Christiana wurde rot. „Demnach hat Lord Braybrook Sie eingeweiht?“
„Braybrook“, Ihre Ladyschaft war offenbar nicht gewillt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen, „ist der hinterhältigste Mensch, den ich kenne. Ich weiß nicht, ob er den Zweck Ihres Hierseins vor Lissy verheimlichen will, indem er vorgibt, Sie als meine Gesellschafterin engagiert zu haben, oder ob er Ihre eigentliche Rolle vor mir verheimlicht, indem er mir erzählt, er habe Sie angestellt, um Lissy die Augen zu öffnen!“
Christiana lächelte. „Mir gegenüber brachte er beide Argumente vor. Wahrscheinlich sieht er mich als eine Art Gewehrkugel, mit der sich zwei Fasane auf einen Streich erlegen lassen.“
Um Lady Braybrooks Lippen zuckte es. „Er ist nicht vollends blind, und ich glaube nicht, dass er das Gefühl hat, Sie wären aus Blei.“
Auf diese rätselhafte Bemerkung wusste Christiana nichts zu erwidern. Etwas an der Heiterkeit in Lady Braybrooks Stimme verunsicherte sie. Die Katze rollte sich herum, streckte ihr den Bauch entgegen und verengte wonnevoll die Augen zu Schlitzen, als Christiana sie zu kraulen begann.
„Übrigens, meine Liebe, die gestreifte Kreatur auf Ihrem Schoß ist Tybalt – auch Tyb genannt. Er hat die verblüffende Neigung, sich Menschen wie Braybrook aufzudrängen, die Katzen verabscheuen. Sollte
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