Nur ein einziges Wort
Glück aufs Spiel zu setzen. Sag ‚Nein‘ und nochmals ‚Nein‘ und bleibe dabei. Wenn Christine nicht mitzieht, dann hat es eben nicht sein sollen.
So, nun werde ich gehen, ich bin zu erregt um hier zu sitzen und mir das nochmals anzuhören! Solltest du meine Hilfe brauchen, rufe mich an, egal, auch wenn es mitten in der Nacht ist. Falls du morgen Nachmittag eine Stunde Zeit für mich freimachen kannst, möchte ich dich zu mir ins Pfarrhaus bitten. Bis dahin ist mir bestimmt eine ordentliche Lösung eingefallen. Und dass mir der liebe Gott dabei helfen wird, davon bin ich felsenfest überzeugt. Er und auch die Muttergottes haben mich in meinem bisherigen Leben eigentlich noch nie im Stich gelassen.
Es tut mir leid, dich jetzt allein lassen zu müssen, aber wenn ich jetzt noch einen Bissen essen müsste, würde er mir bestimmt im Hals stecken bleiben. Bleib stark, lass dir genügend Zeit zum Überlegen, aber vergiss nicht, dass es letzten Endes deine Gefühle sind, die die richtige Entscheidung herbeiführen werden.“
Nach beiden Händen Fabians greifend, dabei geradewegs in die stahlblauen Augen seines Freundes schauend und Fabian nochmals ‚viel Glück‘ für die Aussprache mit Christine wünschend, dreht er sich abrupt um. Schnellen Schrittes verlässt er das ‚Bauer-Anwesen‘.
Fabian schaut ihm solange nach, bis er endlich aus dessen Blickfeld verschwunden ist. Als er sich umdreht und sich dem Haus zuwendet, schreitet Christine, zwei Gläser und eine Champagnerflasche in ihren Händen, auf ihn zu.
Das zu erwartende Drama vorausschauend, sie konnten das teilweise Mithören der Unterhaltung zwischen F abian und dem Pfarrer nicht vermeiden, ziehen Max und Anni sich ins Haus zurück.
Während Christine die Champagnerflasche auf dem Tisch abstellt und Fabian ein leeres Glas in die Hand drückt, startet sie ohne Vorwarnung mit ihrer sicherlich wohldurchdachten Rede:
„Fabian, obwohl heute dein Geburtstag ist und ich habe ihn beileibe nicht vergessen, möchte ich unbedingt jetzt mit dir sprechen. Ich denke, dass es an der Zeit ist, Klarheiten zu schaffen und nicht anstehende Probleme weiter vor uns herzuschieben.“
Fabians Gesichtszüge spiegeln einen Ausdruck von Überraschung aber noch mehr von unbeschreiblicher Tra urigkeit wider. Sich auf einen der Stühle unter dem schattenspendenden Sonnenschirm setzend, bietet er Christine den Stuhl ihm geradewegs gegenüber an. Mehr oder weniger ist ihm damit der direkte Blick in ihre rehbraunen, doch zurzeit fast funkensprühenden Augen gewährt.
Ihre frappierende Offenheit gegenüber seinem Freund Peter Weiler und das ihm vorgetragene Ansinnen spr echen auch jetzt noch Bände in ihren Gesichtszügen. Ob sie Trotz oder Gleichgültigkeit damit zum Ausdruck bringen will, ist für Fabian momentan bedeutungslos. Für ihn geht es hier jetzt um das Schicksal eines kleinen Mädchens, um seine Tochter Stefanie.
Nur einen kurzen Moment schaut er nach unten, als ob er auf dem Terrassenboden einen Ausweg aus einer unwegsamen Situation finden könnte. Plötzlich, ja fast blitzartig, hebt er seinen Kopf, seiner Partnerin gerad ewegs in die Augen schauend:
„Christine, denke ja nicht, dass ich nicht schon einige Zeit an einer tragbaren Lösung gesucht hätte und nun habe ich sie endlich auch gefunden. Stefanie ist mein Ein und Alles und für nichts in der Welt würde ich sie he rgeben. Du weißt aber auch genau, wie viel du mir bedeutest. Ich finde es daher nicht mehr als fair, wenn wir es bis zu unserer Eheschließung alle drei gemeinsam und miteinander versuchen. Sollte es dann, wenn auch nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten klappen, ist doch alles in Ordnung. Oder sehe ich darin irgendetwas Falsches.“
Christine schaut ihn mit gerötetem Gesicht an: „Fabian, wir haben dieses leidige Thema schon allzu oft disk utiert und ich bin dieses Mal nicht gewillt es fortzusetzen und wieder deinen Entschluss bis in die Endlosigkeit hinauszuziehen. Ich bin eine erwachsene Frau mit allem was dazugehört. Du lässt mir also keine andere Wahl, deshalb treffe deine Entscheidung jetzt und sehr wohl; entweder mich oder dein Kind! Du wirst es doch nicht verlieren, nur weil du es für ein paar Jahre zum Erwachsenwerden in einem Internat unterbringst.“
Irgendwie müde wirkend hebt Fabian seinen Kopf, ihn leicht hin- und her schüttelnd:
„Christine, deine Entscheidung ist nicht fair, weder dir selber, noch mir und erst recht nicht einem unschuldigen Kind gegenüber. Doch
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