Nur ein galantes Abenteuer?
verwiesen.“
„Meinst du, das weiß ich nicht mehr?“, knurrte Bollingbrook. Seine Füße schmerzten entsetzlich. „Aber Caroline wollte ich natürlich nicht vertreiben, verdammt! Sie ist ihr sehr ähnlich, meinst du nicht?“
Jenkins verstand genau, was er meinte. „Ja, sehr, Mylord. Sie könnten ihr doch schreiben und sie einladen, hier zu wohnen …“
„Ihre Mutter und ihre Tante haben sie mit nach London genommen“, brummelte der Marquis. „In der letzten Woche erhielt ich einen Brief von dieser welkenden Dame. Was zum Teufel mag Holbrook bloß an ihr gefunden haben! Ich mache sie für seinen Tod verantwortlich. Eine andere Frau hätte ihn zu einer gesünderen Lebensweise überredet, anstatt heulend im stillen Kämmerlein zu sitzen!“ Er blickte seinen Diener an. „Ich möchte nicht, dass Caroline zu einer Ehe gezwungen wird, von der sie nicht überzeugt ist. Ihre Mutter hat es bestimmt eilig, sie zu verheiraten. Das ist natürlich meine Schuld. Ich hätte etwas für die Frau tun sollen, und ich hätte Tom unter die Arme greifen müssen.“
„Warum laden Sie ihn nicht ein?“, schlug Jenkins vor. „Sie könnten ihn dann in die Stadt schicken, Mylord, damit er nach seiner Schwester sieht.“
„Das ist eine gute Idee“, lobte der Marquis. „Er ist nicht so weich wie seine Mutter, auch wenn ich Nicolas den Vorzug gebe. Bring mir bitte Feder und Tinte. Ich werde den Brief sofort schreiben.“
Jenkins legte dem Marquis, der in seinem Ohrensessel am Kamin saß, das tragbare Schreibpult aus Mahagoni auf den Schoß.
„Kann ich noch etwas für Sie tun, Mylord?“
„Im Augenblick nicht. Ich werde später nach dir läuten.“
Sobald er allein war, öffnete Bollingbrook das Geheimfach seines Schreibpultes und nahm das Miniatur-Porträt seiner dritten Frau heraus. Angelica war seine große Liebe. Keine hatte es mit ihr aufnehmen können. Sie war die Freude seines Lebens gewesen. Als er sie verlor, hatte ihn aller Lebensmut verlassen, und er hatte sterben wollen, um an ihrer Seite begraben zu werden. Nur ihr letzter Wille hatte ihn davon abgehalten, sich das Leben zu nehmen.
„Kümmere dich um unseren Sohn, kümmere dich um Anthony“, hatte sie geflüstert, während ihr das tödliche Fieber die letzte Kraft raubte. „Liebe ihn um meinetwillen, ich bitte dich darum.“
Er hatte Anthony Holbrook sehr geliebt. Und er liebte dessen Tochter Caroline, die seiner verstorbenen Frau so sehr ähnelte. Sie besaß dieselbe Energie und dasselbe mutige Herz. Für den Rest seiner Familie hatte er wenig übrig. Er verabscheute seinen ältesten Sohn Sebastian. Am liebsten hätte er ihn enterbt, wenn das ohne größere Schwierigkeiten möglich gewesen wäre. Claude konnte er etwas besser leiden, wenn auch nicht so, dass er ihn in seiner Nähe haben wollte.
Sein ältester Sohn würde den Familiensitz und die Ländereien erben, und Claude würden die Häuser in London zufallen. Darüber hinaus besaß Bollingbrook noch ein beachtliches Vermögen, über dessen Weitergabe er frei verfügen konnte. Er würde es Caroline und ihren Brüdern zu gleichen Teilen vermachen. Er hätte sie schon früher unterstützen sollen, aber immerhin war es noch nicht zu spät. Trotz seiner chronischen Schmerzen war er im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte, und es blieben ihm voraussichtlich noch einige Jahre.
Caroline trug ein grünes Kleid, das für eine Kutschfahrt passend war. Wenigstens das habe ich selbst aussuchen dürfen, dachte sie mit Genugtuung. Sie wusste, dass die Farbe ihr gut stand, und zufrieden mit ihrer Aufmachung ging sie zu ihrer Tante.
Louisa Taunton befand sich noch auf ihrem Zimmer, doch sie wusste von der Verabredung zur Spazierfahrt mit Mr. Bellingham und befürwortete sie.
„Zweifelsohne wird er seinen Reitknecht mitbringen. Nichtsdestotrotz wäre es auch nicht rufschädigend, mit einem Mann wie Mr. Bellingham ohne Begleitung zu fahren. Ich kenne ihn seit Jahren und weiß seine liebenswerte Art zu schätzen.“
„Ja, Tante. Ich dachte mir bereits, dass du keine Einwände gegen die Spazierfahrt hast. Er ist ein Gentleman mit gutem Geschmack, meinst du nicht auch?“
„In der Tat“, entgegnete ihre Tante nachdenklich. „Allerdings hat er derzeit keinerlei Aussichten auf einen Titel. Wohingegen Sir Frederick den Titel seines Onkels erben wird.“
„Ich gebe Mr. Bellingham den Vorzug, falls er Interesse an mir hat. Aber es ist viel zu früh, darüber zu sprechen.“
Sie hatte ganz unschuldig ihre
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