Nur ein galantes Abenteuer?
Mädchen mit gesunden Angewohnheiten gefällt mir“, erklärte Lady Stroud. „Schon als ich dich das erste Mal sah, wusste ich, dass du eine gute Ehefrau für meinen Patensohn bist. Er trägt den Namen einer alten und ehrwürdigen Familie und wird eines Tages seinen Onkel beerben. Und mich auch, wenn ich tot bin. Es ist wichtig, dass er die richtige Frau heiratet. Wir wollen keine gebrechliche Mimose in der Familie. Du wirst Freddie viele kräftige Söhne schenken.“
„Ja …“ Caroline starrte sie verunsichert an.
„Na dann geh ruhig wieder, Kind, es gibt Spannenderes, als hier bei mir herumzusitzen.“
„Bis später, Madam. Ich danke Ihnen sehr für Ihre Gastfreundschaft.“
„Papperlapapp! Es war naheliegend – auch wenn ich nicht verstehe, warum deine Mutter ihre Zustimmung zu einer sofortigen Trauung verweigert hat.“
Caroline schwieg lächelnd. Nachdenklich ging sie wieder hinunter. Freddie hatte ihr versichert, dass sie ihm wichtiger war als ein Erbe. Aber Lady Stroud wäre gewiss enttäuscht, wenn ich nicht die erhofften Söhne zur Welt bringe, dachte Caroline niedergeschlagen.
„Ah, da bist du ja!“ Freddie kam ihr am Fuß der Treppe entgegen. „Ist alles in Ordnung mit dir? Hat meine Patentante etwas Kränkendes geäußert?“
„Nein, Lady Stroud war sehr freundlich zu mir. Ich war nur in Gedanken.“
„Ich habe die Grauen anspannen lassen“, sagte Freddie. „Zieh dir etwas Passendes an, Caroline, und wir beginnen sofort mit dem Fahrunterricht.“
„Das war sehr gut für die erste Stunde“, lobte Freddie sie, als sie die Kutsche vor dem Haus zum Stehen brachte. „Aus dir wird noch eine echte Rennfahrerin!“
„Freddie …“ Sie lächelte ihn an, als er ihr vom Sitz half. Einen Moment standen sie in der Sonne, seine Hände umfassten ihre Taille, und beide fühlten sich zutiefst zueinander hingezogen.
„Du wirst eine hervorragende Fahrerin …“ Er brach mitten im Satz ab, denn eine Kutsche kam mit hoher Geschwindigkeit auf sie zu. „Was zum Teufel macht George hier?“
Überrascht sah Caroline, wie George Bellingham absprang und zu ihnen eilte. Verschämt löste sie sich aus Freddies Umarmung.
„George, mein lieber Freund, was führt dich hierher?“
„Entschuldige, dass ich einfach eindringe …“ Er begrüßte Caroline mit einem Lächeln. „Wie schön, Sie zu sehen, Miss Holbrook. Ich muss dich nur kurz wegen einer Geschäftsangelegenheit sprechen, Freddie.“
Freddie runzelte die Stirn, denn ihm war sofort klar, dass George ihm etwas weit Wichtigeres mitzuteilen hatte.
„Meine Liebe, wir sehen uns später.“
„Ja, natürlich, Freddie.“
Sie ging ins Haus und ließ die beiden Freunde allein.
„Was ist los, George?“, wollte Freddie wissen. „Warum bist du hergekommen?“
„Ich bin jetzt sicher, dass Farringdon hinter den Mordversuchen steckt“, berichtete George. „Bei dem Ballonunfall wollte er ursprünglich, dass du verunglückst, aber dann hat er sich auf Caroline konzentriert, um dir noch mehr Qualen zuzufügen. Ich dachte, du musst davor gewarnt werden, nachdem ich weitere Hinweise erhalten habe, die meine Vermutung bestätigten …“
„Danke, dass du gekommen bist, mein Freund. Allerdings habe ich bereits einige Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Auch jetzt werden wir beobachtet und bewacht.“
„Dann hätte ich mir gar keine Sorgen machen müssen“, räumte George ein.
„Zumindest kannst du jetzt mit uns Mittag essen“, lud ihn Freddie grinsend ein.
„Meine Glückwünsche, Sir.“ Tom schüttelte seinem Stiefvater die Hand. „Mama, ich wünsche dir, dass du glücklich wirst, und ich weiß, dass das der Fall sein wird.“
„Oh ja, sehr glücklich“, bestätigte Marianne und umarmte ihren Ältesten. „Schade, dass du uns so bald verlassen musst. Bitte schreib mir sooft du kannst.“
„Selbstverständlich, Mama“, versicherte Tom. „Wann werdet ihr nach Italien aufbrechen?“
„Wir haben beschlossen, unsere Reise um ein paar Wochen zu verschieben“, berichtete Marianne. „Ich möchte mich vergewissern, dass Caroline sich in Sicherheit befindet. Außerdem habe ich Bollingbrook etwas mitzuteilen. Wir werden erst bei ihm vorbeifahren, und dann werde ich in Holbrook Place vorbeischauen, damit alles Nötige zu Herberts Anwesen gebracht wird. Anschließend werde ich Lady Stroud aufsuchen, um nach Caroline zu sehen.“
„Sie wird froh sein, wenn du kommst“, erwiderte Tom. „Aber nun muss ich leider los, Mama …“
Tom
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