Nur ein galantes Abenteuer?
lächelte. Er musste noch einen wichtigen Besuch abstatten, bevor er Bath verließ.
„Du bist gekommen, um dich hier aufzuspielen, habe ich recht?“ Skeptisch beäugte Bollingbrook die neue Mrs. Milbank. „Naja, dir kann man keine Schuld geben. Ich habe mich weder dir noch den Kindern gegenüber angemessen verhalten.“
„Es gab eine Zeit, wo du mir sehr hättest helfen können“, erwiderte Marianne würdevoll. Sie hatte daran gedacht, ihm sein Fehlverhalten heimzuzahlen, doch sein jämmerlicher Anblick vertrieb jeden Rachegedanken. „Jetzt gehört das der Vergangenheit an. Ich benötige nichts mehr von dir. Ich bin gekommen, weil du das Leben meiner Kinder in Gefahr gebracht hast. Und ich fordere dich auf, jeden, den es betreffen könnte, davon in Kenntnis zu setzen, dass du nicht länger beabsichtigst, Tom, Nicolas und Caroline zu deinen Erben zu machen.“
„Ich kann dir da nicht entgegenkommen“, erklärte Bollingbrook. „Das meiste Geld geht an Tom, wobei Caroline und Nicolas ebenfalls eine stattliche Summe erhalten. Außerdem habe ich heute Morgen erfahren, dass es keinen Unterschied machen würde, wenn sie ums Leben kämen.“
„Für mich macht es einen erheblichen Unterschied!“, empörte sich Marianne.
„Ach, hör doch auf, du weißt genau, was ich damit meine.“ Er sah sie beleidigt an. „Meinst du etwa, ich will, dass dem Mädchen etwas zustößt?“
„Nein, das glaube ich nicht“, entgegnete Marianne. „Und ich muss dir vermutlich dankbar sein für das, was du für meine Kinder getan hast – auch wenn du es viel früher hättest tun sollen.“
„Da muss ich dir zum ersten Mal in meinem Leben recht geben“, stimmte der Marquis zu. „Übrigens brauchst du dir wegen dieses Jungen aus Jamaika keine Sorgen mehr zu machen. Ich habe einen Brief erhalten, worin mir mitgeteilt wurde, dass er vor zwei Monaten bei einem Unfall umkam.“
„Aber wer bedroht dann das Leben meiner Tochter?“ Marianne war verwirrt. „Das ändert die Sachlage. Sir Frederick muss gewarnt werden. Er muss selbst einen Feind haben …“
„Wenn mich jemand gefragt hätte! Das war ohnehin von Anfang an naheliegend“, grummelte der Marquis. „Wir haben alle Fehler gemacht! Bist du so gut, mir meine zu verzeihen und bleibst mit deinem Mann zum Dinner bei mir?“
„Danke.“ Marianne senkte den Kopf. „Von mir aus können wir unser Kriegsbeil begraben – und wenn es nur um der Kinder willen geschieht. Allerdings müssen wir bei Einbruch der Dunkelheit nach Holbrook Place gelangen. Vermutlich werden wir uns eine Weile nicht sehen – aber ich wünsche dir, dass es dir gut geht.“
Erhobenen Hauptes verließ sie den Raum und ließ den verblüfften Marquis zurück, der energisch nach Jenkins läutete. Sein Diener trat sofort ein.
„Sie haben gerufen, Sir?“
„Klar habe ich gerufen, Jenkins“, schnauzte der Marquis ihn an. „Jetzt guck nicht so beleidigt! Davon hatte ich gerade schon genug, auch wenn die Frau gar nicht so weinerlich ist, wie ich immer gedacht habe. Auf jeden Fall will dieser Schlingel meine Enkelin tatsächlich heiraten und hat sie zu seiner Patentante gebracht.“
„Ja, Sir“, erwiderte Jenkins und blickte zur Decke. „Er liebt sie so, wie sie ihn liebt.“
„Ich weiß schon, es ist alles meine Schuld“, murmelte der Marquis. „Es ist auf jeden Fall an mir, die Hindernisse abzubauen, Jenkins.“
„Soll ich Ihnen Ihr Schreibpult bringen, Sir?“, erkundigte sich Jenkins erfreut.
„Nein, verflucht! Was soll die ganze Schreiberei? Pack genug Kleidung ein und dann machen wir uns auf zu diesem Landhaus von Lady Stroud!“
„Ah …“, sagte Jenkins mit leuchtenden Augen. Sein Herr war seit Jahren nicht aus dem Haus gegangen. „Wann sollen wir losfahren?“
„So schnell wie möglich natürlich. Außerdem brauche ich meine seidenen Kniehosen für den Abend. Lady Stroud ist etwas altmodisch und penibel mit der Kleiderordnung, wenn ich mich richtig erinnere …“ Er lächelte, während sein Diener davoneilte, um alles vorzubereiten. Vielleicht war es das Letzte, was er tat, aber er wollte sein Bestes geben, um diese komplizierte Angelegenheit zu einem glücklichen Ende zu bringen.
Caroline und Freddie spazierten im Sonnenschein durch Lady Strouds wundervolle Gartenanlage. Sie fühlten sich glücklich und schlenderten auf den Waldrand zu. Unter den Bäumen war es angenehm kühl, und die Vögel sangen.
„Ist es nicht schön hier?“, fragte ihn Caroline und wurde dann
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