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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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polterte der alte Pattberg auf mein stürmisches Klingeln hin beim Öffnen der Tür los, als er mein Gesicht unter der Kapuze erkannte. »Sie!« Seine buschigen Brauen zogen sich in der Mitte der Stirn zusammen. »Sind Sie gekommen, um Ihren Abzug mit mir zu besprechen?«
    »Ich möchte wissen, ob Sie die Pferde außer der Reihe gefüttert haben.«
    Seit wann gehört es zu meinen Aufgaben, Ihre Pferde zu füttern?«
    Ihres ist nebenbei gesagt auch dabei, aber mir geht es hier nicht um Aufgaben, sondern um das bewusste Herbeiführen von Koliken.«
    Seine Augen funkelten mich böse an. »Wovon reden Sie?« 
    »Von unreifen Äpfeln auf den Weiden!«
    »Sind Sie noch ganz bei Trost, Frau Bunge? Machen Sie, dass Sie fortkommen! Und zwar dalli!« Er knallte mir die Tür vor der Nase zu.
    Ich klingelte erneut, was zu einem wahren Machtkampf ausartete, da er geschlagene zwei Minuten im Inneren des Hauses den Lärm aushielt, bevor er die Tür aufriss und mich anschrie. »Sie treiben es noch so weit, dass ich Sie mit der Polizei vom Hof jagen lasse.«
    »Gutes Stichwort«, sagte ich mit pochendem Herzen. »Wenn so etwas wie mit den Äpfeln oder den Plastikbändern entlang meiner Galoppstrecke noch ein einziges Mal vorkommt, werde  ich  die Polizei rufen. Die kann sich bei der Gelegenheit dann auch mit dem Materialklau im Stall befassen. Haben Sie mich verstanden?«

    Wieder landete die Tür mit einem lauten Knall im Schloss. Am liebsten hätte ich vor Wut dagegen getreten.
    Während ich um die riesigen Pfützen herumlief, die sich auf dem Hof gebildet hatten, versuchte ich, meiner Angst Herr zu werden. Wenn jemand es darauf anlegte, den Tieren und ihren Reitern zu schaden, dann würde ich sie nicht beschützen können. Ich konnte nicht überall sein. Dass dieses Mal nichts passiert war, war allein dem Zufall zu verdanken.
    Als ich den Stall betrat, sah ich mich dort einem regen Treiben gegenüber. In meiner Abwesenheit waren drei junge Mädchen gekommen, um Basti bei der Arbeit zu helfen. An den Blicken, die sie ihm zuwarfen, war unschwer zu erkennen, dass es in diesem Fall weniger die Liebe zu den Pferden war, die sie an diesem unwirtlichen Sonntag zum Bungehof gezogen hatte. Basti nutzte diese Tatsache schamlos aus und ließ sie richtig schuften. Mit einem Augenzwinkern gab er mir zu verstehen, dass er allein von ihrem Arbeitseifer angetan war.
    »Da möchte man doch glatt auch noch einmal so jung sein«, hörte ich aus der Box hinter mir die Stimme von Ilsa Neumann.
    Vor Schreck zuckte ich zusammen.
    »Habe ich Sie bei demselben Gedanken überrascht?«, fragte sie lachend.
    Mit beiden Händen griff ich nach den Gitterstäben und schaute hindurch. »Nein!« Dachte ich an dieses Alter zurück, dann waren da nur Ängste, Unsicherheit und ein völliger Mangel an Selbstbewusstsein. »Nein, wirklich nicht«, sagte ich mit Nachdruck.
    Sie schaute mich forschend an. »War es so schlimm?«
    »Schlimmer!« Mit einem schiefen Lächeln nahm ich dem Ganzen die Schwere.
    Mit Blick auf die Mädchen meinte sie: »In dem Alter bricht mit einer unglücklichen Liebe ja auch gleich die ganze Welt zusammen.«
    »Mhm ...« Sollte sie glauben, dass es eine unglückliche Liebe war, die mich nicht mehr dreizehn sein lassen wollte. »Ich muss wieder an die Arbeit«, verabschiedete ich mich von ihr.

    »Sie denken doch an unser Sommerfest, Frau Bunge?«
    »Ich denke an nichts anderes.«
    Kopfschüttelnd zwinkerte sie mir zu. »Wenn ich es nur glauben könnte ... «
    Basti hatte für diesen Tag alle Ausritte abgesagt, so dass ich einen willkommenen Leerlauf hatte. Im Büro ließ ich mich auf den nächstbesten Stuhl fallen, lehnte meinen Kopf gegen die Wand und schloss die Augen. Eine Unzahl der unterschiedlichsten Bilder bestürmte mein inneres Auge, bis sich schließlich das von Christian in den Vordergrund drängte. Ich sehnte mich nach ihm und hätte ihm gern mein Herz ausgeschüttet. Vielleicht nicht gerade über mein Treffen mit Melanie - das barg zu viel Vergangenheit -, aber ich hätte ihm von den Äpfeln, den Bändern und den Diebstählen erzählt und ihn um Rat gefragt. Wider besseres Wissen griff ich Sekunden später zum Hörer, um seine Nummer zu wählen.
    Er meldete sich nach dem fünften Klingeln, als ich schon fast wieder hatte auflegen wollen. »Flint.«
    »Hallo, Christian.«
    »Carla ...«
    »Ich wollte nur wissen, wie es dir geht.«
    »Gut«, sagte er einsilbig.
    »Und ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich als Freund so

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