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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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selbstverständlich genommen habe.«
    »Schon verziehen. «
    Sekundenlang herrschte Schweigen in der Leitung.

    »Das ändert nichts, nicht wahr?«, fragte ich.
    »Nein.«
    Ich schluckte. »Geht es dir jetzt besser ... ohne mich?«
    »Carla ...« , begann er zögernd, als es an seiner Tür klopfte. »Warte bitte einen Moment.« Ich hörte ihn zur Tür gehen und gleich darauf jemanden freudig begrüßen.
    »Störe ich?«, fragte eine Frauenstimme.
    Voller Anspannung hielt ich den Atem an.
    Christian sagte: »Nein, kommen Sie herein.« Und an mich gerichtet: »Tut mir Leid, ich muss Schluss machen. Wir sprechen ein anderes Mal weiter.« Mein schwaches »Okay« wartete er gerade noch ab, bevor er die Verbindung unterbrach.
    Gehörte die Stimme der  Blonden mit der Ausstrahlung , von der Susanne mir erzählt hatte? Der Gedanke reichte aus, um mir einen Stich zu versetzen. Von einer Sekunde auf die andere beschlich mich ein beängstigendes Gefühl. Ich spürte, dass ich im Begriff war, etwas Wertvolles zu verlieren, sah jedoch keinen Weg, es zu verhindern.
    »Störe ich?«, hörte ich - einem Déjà-vu gleich - eine Frauenstimme fragen.
    Blitzschnell drehte ich mein Gesicht zur Seite und wischte mir die Tränen ab. »Nein..« Ich versuchte, meine Stimme normal klingen zu lassen. »Ist etwas passiert?«, fragte Ilsa Neumann besorgt.
    »Nein... «
    Sie setzte sich auf die Tischkante und sah mich forschend Es war schwer, ihrem Blick standzuhalten.
    »Liebeskummer?«
    Ich rappelte mich auf, schenkte ihr einen betont munteren, Blick und sagte mit einem Lächeln, das kurz davor war zu entgleisen: »Ich doch nicht!«

8
    I ch war vierzehn, als meine Mutter mich zum Reitunterricht anmeldete und mir dadurch eine neue Welt erschloss. Wann immer ich seit jenem Tag ein Pferd bestiegen hatte, waren grüblerische Gedanken in den Hintergrund getreten und meine Seele hatte ihr Gleichgewicht gefunden.
    So baute ich an diesem Nachmittag mit Hilfe von Basti und seinem »Fanclub« in der Halle einen Hindernisparcours auf und trainierte bis in den späten Abend hinein sechs Pferde. Bereits nach dem vierten hatte ich das Gefühl, meine Tränen ausgeschwitzt zu haben, trotzdem machte ich weiter.
    Gerade war ich mit dem letzten Pferd fertig und ritt zum Ausgang, als ich Franz Lehnert auf der Tribüne entdeckte. Seine Unterarme lagen locker über der Bande, sein Blick strafte seine entspannte Körperhaltung allerdings Lügen.
    In ausreichender Distanz hielt ich an. »Sie verschwenden Ihre Energie«, sagte ich abweisend.
    »Für Ihren Vater tue ich das gerne. Außerdem habe ich genug Energie, es kommt also nicht darauf an. Ganz im Gegensatz zu Viktor. Seine schwindet von Tag zu Tag.«
    »Das interessiert mich nicht.«
    »Mich würde aber etwas interessieren! Seit Jahren wohnen Sie eine Dreiviertelstunde von Ihrem Vater entfernt und haben ihn kein einziges Mal besucht. Warum nicht?«
    »Fragen Sie ihn!«
    »Ich frage Sie!« Auf meinen Schenkeldruck hin setzte sich das Pferd in Bewegung. Über die Schulter hinweg rief ich: »Löschen Sie das Licht, bevor Sie gehen. Der Schalter ist links neben der Tür.« Als ich aus der Halle ritt, ließ ich das Pferd seinen Schritt beschleunigen, da es immer noch regnete.
    Im Stall sattelte ich es ab und sah zu, wie es eilig in seiner Box verschwand, um sich dort über sein Futter herzumachen. Ich nahm Sattel und Zaumzeug und ging zur Sattelkammer. Franz Lehnert stellte sich mir in den Weg. »Sie sind mir noch eine Antwort schuldig.«
    Scharf sog ich die Luft ein. »Wenn jede unbeantwortete Frage eine Schuld nach sich zöge, gäbe es eine unüberschaubare Zahl von Insolvenzen. Ich bin Ihnen nichts schuldig, Herr Lehnert.« Ich machte einen Bogen um ihn und hängte Sattel und Trense über die Halterung.
    Er war mir nachgekommen. »Wenn Ihr Herzenstakt ebenso stark ausgeprägt ist wie Ihr verbales Ausdrucksvermögen, dann hege ich Hoffnungen für Viktors Seelenheil.«
    Mit Schwung drehte ich mich zu ihm um. »Ich bin nicht verantwortlich für das Seelenheil meines Vaters. Er hat auch keine Verantwortung für meines übernommen.«
    »Haben Sie ihm denn überhaupt die Chance dazu gegeben? Wie ich Viktor verstanden habe, ist Ihre Mutter mit Ihnen auf und davon. Sie sind nie ans Telefon gekommen, wenn er anrief, Sie haben keinen seiner Briefe beantwortet. Wie stellen Sie sich eine Verantwortung unter solchen Bedingungen vor?« »Verantwortung beginnt, wenn man ein Kind in die Welt setzt, nicht erst, wenn es in den

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