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Nur ein Gerücht

Titel: Nur ein Gerücht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Kornbichler
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Bungehof geht. Und du bist sicher, dass die Sache vom Tisch ist? Die Wellbod AG ist als ziemlich aggressiv bekannt.«
    »Mein Anwalt sagt, dass der Alte vor Ablauf von fünf Jahren nicht aus dem Vertrag herauskommt. Natürlich kann er verkaufen, aber das würde meinen Pachtvertrag nicht auflösen. Und ich glaube kaum, dass die Wellbod AG fünf Jahre warten will.«
    »Wenn sie bei Pattberg nicht weiterkommen, werden sie wahrscheinlich über kurz oder lang abspringen und sich etwas anderes suchen. Es gibt in der Gegend bestimmt noch das eine oder andere geeignete Grundstück. «
    »Fürchtest du eine solche Konkurrenz eigentlich gar nicht?« Er dachte über meine Frage nach.
    »Nicht wirklich«, meinte er schließlich. »Flint's Hotel ist etwas für Individualisten. Leute, die gerne in solchen uniformen Kästen Urlaub machen, verirren sich eher selten zu uns.«
    Das Schweigen, das sich zwischen uns legte, hatte etwas Friedliches. Christian zog meine Hand zu sich herüber und strich zärtlich mit einem Finger über meine Haut.
    Ich musste lächeln. »Teenager neigen angeblich dazu, sich nach solchen Gesten tagelang ihre Hand nicht zu waschen.« Er erwiderte mein Lächeln. »Nur wenn sie die berechtigte Sorge haben müssen, dass eine solche Geste einmalig ist. Du kannst dir also getrost heute Abend die Hände waschen.«
    Selbst wenn meine Mäuse im Wege einer demokratischen Wahl beschlossen hätten, über mein Bett zu wandern, hätte ich in dieser Nacht nichts davon gespürt. Bis weit in die Dunkelheit hinein hatte ich auf den Steinen am Meer gesessen und über meinen Vater nachgedacht. Durch seinen Tod war unsere gemeinsame Geschichte beendet. Sie würde nur noch in meinen Erinnerungen weiterleben.
    Zum Glück wussten nur wenige Menschen, dass Viktor Janssen mein Vater gewesen war. So stellte niemand Erwartungen an mich, die ich nicht hätte erfüllen können. Es wäre mir schwer gefallen, die ambivalenten Gefühle zu beschreiben, die sein Tod mir bescherte. Ich war auf eine stille und verhaltene Weise traurig, ihn verloren zu haben. Gleichzeitig war ich auf eine wehmütige Weise froh, ihm noch einmal begegnet zu sein. Am Tag nach dem Trauergottesdienst stürzte ich mich wieder in die Arbeit. Als ich gegen Mittag gerade eine Pause einlegen und nach Hause gehen wollte, fing Melanie mich an der Stalltür ab.
    »Ich habe gelesen, dass dein Vater gestorben ist, und ich wollte dir sagen, wie Leid mir das tut.«
    »Danke, Melanie.«
    »Hast du dich von ihm verabschieden können?«
    »Ja«, antwortete ich einsilbig. Es war der falsche Moment und sie war der falsche Mensch, um über seinen Tod zu reden. Ich konnte über das, was sie getan hatte, nicht hinwegsehen. Es stand unverrückbar zwischen uns.
    »Ein solcher Abschied fehlt mir so sehr.« Sekundenlang fixierte sie den Boden vor ihren Füßen, dann richtete sie ihren Blick wieder auf mich. »Udos Selbstmord ist für mich wie ein Schluss ohne Ende. Es ist so vieles offen geblieben ... so vieles ungeklärt. Vielleicht ist es mir deshalb so wichtig, seinen Ruf wiederherzustellen.«
    »Wie willst du das anstellen?«, fragte ich ohne jeden Enthusiasmus. Was mich betraf, war es ihr nicht gelungen.
    »Ich bin da einer Sache auf die Spur gekommen, Carla, die ...« Sie geriet ins Stocken. »Es hat nicht nur Udo erwischt, musst du wissen. Das Ganze war von langer Hand geplant. Karen hat einen Verdacht, und wenn du mich fragst ...«
    »Lass uns bitte ein anderes Mal darüber reden, Melanie, ich muss dringend fort.« Wenn sie anfing, sich in Verschwörungstheorien zu ergehen, dann waren ihre Nerven wahrscheinlich endgültig überreizt. Ich hatte selbst zu lange über mögliche Theorien nachgegrübelt, um mir jetzt welche anzuhören, die mich noch nicht einmal betrafen. Anstatt sie mit einem bedauernden Achselzucken um Verständnis zu bitten, hätte ich Melanie lieber zuhören sollen. Aber das sollte ich erst erfahren, als es bereits zu spät war.
    Am nächsten Tag dankte ich Heide und Basti bei einem späten Frühstück, das ich im Büro vorbereitet hatte, dass sie mich die ganze Zeit über unterstützt hatten und so oft für mich eingesprungen waren.
    »Die Schwierigkeiten auf dem Hof, die mich so sehr in Anspruch genommen haben, sind behoben. So, wie es aussieht, kehrt endlich wieder Alltag ein.«
    »Wer war es?«, fragte Heide.
    Basti hätte sich seinen warnenden Blick sparen können. Ich hatte nicht vorgehabt, seinen Großvater bloßzustellen. »Jemand, der mir eine Lektion

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