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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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das Grace gerne aufgreifen würde. Sie strahlte und sah echt glücklich aus.
    Sofort legte sie mit einer langen Beschreibung aller SMS los, die er ihr heute schon geschickt hatte, und ihre Antworten darauf. Es war nur eine gelegentliche Nachfrage von mir nötig, um sie in Schwung zu halten. Es war schön zu sehen, mit welcher Begeisterung sie bei der Sache war.
    Als der Bus bei der Schule ankam, hatten wir frei, um an unseren Projekten zu arbeiten. Grace verzog sich in die Kunsträume, während ich in die Bibliothek ging und einen freien Computer suchte.
    Es war eine gut bestückte Bibliothek mit einer ganzen Reihe von Computern, aber es herrschte normalerweise ein ziemliches Gedränge, und man musste um einen Platz kämpfen. Doch jetzt am Nachmittag war es kein Problem, einen freien Computer zu erwischen. Ich saß in einer ruhigen Ecke am Fenster und versuchte, meine Gedanken zu ordnen. Wenn ich wirklich verrückt wäre, wäre ich wohl kaum so erpicht darauf, eine vernünftige Erklärung für alles zu finden, was ich gesehen hatte.
    Wie immer, wenn ich etwas recherchieren wollte, wollte ich ein Stichwort bei Google eingeben, doch diesmal wusste ich nicht einmal, was das für ein Wort sein sollte. Unberührbare Menschen mit Umhang in der St. Paul’s Cathedral? Meine Finger schwebten einen Moment über der Tastatur, aber ich konnte mich nicht überwinden, etwas so Blödes einzutippen. Ich betrachtete den Armreif und rieb nachdenklich über den Stein und starrte dabei auf den Sportplatz, wo die Volleyballmannschaft das arme Team irgendeiner anderen Schule niedermachte. Ich sah zu, wie unsere Spielführerin Helen einen weiteren Punkt holte. Die Gastmannschaft sah echt so aus, als wünschte sie, das Spiel wäre bald zu Ende.
    Als ich meinen Blick vom Fenster abwandte und wieder auf den Stein richtete, musste ich erneut an das Gesicht des Jungen denken. Ich musste grinsen und konzentrierte mich dann wieder auf den Computer. In diesem Moment brach draußen die Sonne durch die Wolken, ich saß im hellen Licht, und mein Gesicht spiegelte sich deutlich im Bildschirm vor mir.
    Er stand ganz dicht hinter mir. Das Sonnenlicht schien direkt in sein unglaublich schönes Gesicht. Ich erschreckte mich so, dass ich laut aufschrie und herumfuhr.
    Ich war vollkommen alleine.
    Ein eisiger Schauer rieselte mir über den Rücken. Wie war das möglich? Ich konnte seinen erstaunten Gesichtsausdruck sehen, als ich aufsprang und dabei meinen Stuhl umstieß. Überall in der Bibliothek hoben sich neugierige Augen von den Büchern, und als ich mich schnell umblickte, war klar, dass er sich nirgendwo verstecken konnte. Wieder überkam mich ein ängstlicher Schauder.
    »Was ist hier los?« Miss Neil kam eifrig angewuselt.
    »Äh, das tut mir echt leid«, murmelte ich und suchte nach einer Eingebung. Ich konnte ihr schlecht sagen, dass ich hier irgendwelche Erscheinungen hatte. »Eine Wespe!«, hörte ich mich selbst sagen. »Da war eine Wespe in meinen Haaren, aber ich hab sie rausbekommen, bevor sie mich gestochen hat.«
    »Na. Dann ist ja gut, dass nichts passiert ist, aber versuch bitte, etwas leiser zu sein. Nicht alle haben ihre Prüfungen schon hinter sich«, flüsterte sie.
    »’tschuldigung«, brummelte ich, stellte meinen Stuhl wieder auf und setzte mich, während sie wieder zu ihrem Tisch um die Ecke ging. Als ich hörte, wie sie sich wieder hinsetzte, blickte ich wieder auf den Bildschirm.
    Die Sonne hatte sich hinter eine Wolke zurückgezogen, deswegen war sein Bild nicht mehr so hell, doch ich konnte einen blassen Schatten über meiner Schulter sehen. Während ich noch hinsah, kam die Sonne wieder hervor, und als das Licht heller wurde, war er wieder deutlich zu erkennen.
    Er war atemberaubend.
    Die Sonnenstrahlen brachten sein dunkelblondes Haar zum Glänzen. Im Kontrast dazu wirkten seine Augen noch dunkelblauer und unergründlich tief. Aber sie blickten freundlich, und ein sanftes Lächeln spielte um seine weichen vollen Lippen. Auch das Grübchen erschien wieder auf seiner Backe.
    Ich holte tief Luft und warf noch einen Blick über die Schulter. Hinter mir war niemand.
    Dann sah ich wieder auf den Monitor, wo mein Spiegelbild gestochen scharf zu sehen war. Er stand gleich neben mir. Es musste doch eine vernünftige Erklärung für all das hier geben! Ich schloss für einen Moment die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war er immer noch da, und sein Gesicht wirkte besorgt. Ich schaute ihn an, er lächelte leicht, irgendwie

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