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Nur ein Hauch von dir

Nur ein Hauch von dir

Titel: Nur ein Hauch von dir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S. C. Ransom
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…« Ich stockte. Sie musste ihn doch bemerkt haben.
    »Ich glaub, du setzt dich besser erst mal hin«, meinte Grace beruhigend und zog mich am Arm zur Sitzbank.
    »Mit mir ist alles in Ordnung«, protestierte ich – immer noch auf Zehenspitzen, um vielleicht noch einen Blick auf ihn in der Menge zu erwischen.
    »Süße, du hast hier mitten in der Kirche ganz alleine gestanden und ziemlich bescheuert ausgesehen«, brummte Grace. »Das wäre ziemlich bald aufgefallen, und ich glaub nicht, dass du besonders wild auf die entsprechenden Kommentare bist.«
    Geschlagen ließ ich mich auf die Sitzfläche sinken.
    »Vielleicht brauchst du was zu trinken«, fuhr sie fort, »oder etwas frische Luft.«
    »Mir geht es gleich wieder gut.« Ich seufzte. »Nur noch einen Augenblick.«
    Grace dachte nicht daran, so schnell von mir abzulassen.
    »Also, du hast mit einem Mann in einem Umhang geredet, den ich nicht sehen konnte. Hab ich das richtig zusammengefasst?«
    »Wenn du das so sagst, klingt es ziemlich unwahrscheinlich«, gab ich zu. Sie hatte ihn wirklich nicht gesehen, so viel war klar. Alles, was ich ihr noch hätte sagen können, hätte sie nur davon überzeugt, dass ich jetzt völlig übergeschnappt sei. Ein unsichtbarer Typ, den ich nicht anfassen konnte? Das war wirklich nur schwer zu glauben.
    Plötzlich war ich froh, dass ich den seltsamen Vorfall von letzter Nacht nicht erwähnt hatte. Grace war meine beste Freundin, aber ich wollte sie nicht überfordern. Erst musste ich mir selbst all das erklären, bevor ich es irgendjemandem erzählen konnte – einschließlich Grace.
    Ich lehnte mich zurück, schloss die Augen und ließ die ganze Szene noch einmal ablaufen. Der Junge, dessen Bild ich letzte Nacht gesehen hatte, hatte direkt vor mir gestanden. Er hatte nicht mehr so grimmig ausgesehen, eher verblüfft. Ich musste grinsen, als ich an sein Lächeln dachte und dass er tatsächlich noch besser aussah, wenn er lachte. Er war so umwerfend, dass ich spürte, wie ich rot wurde.
    »Alex?« Grace berührte meinen Arm. »Geht es dir gut? Soll ich Mrs Bell holen?«
    Ich schüttelte den Kopf. Das Allerletzte, was ich jetzt brauchen konnte, waren noch mehr Fragen. »Mir geht es gut. Vielleicht hätte ich was frühstücken sollen. Mir ist vorhin ein bisschen schwindelig geworden.«
    Grace seufzte erleichtert. »Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht«, gab sie zu. »Du hast dich ganz schön verrückt benommen.«
    »Du hast ja keine Ahnung«, murmelte ich in mich hinein, leicht verwundert, dass sie meine Ausrede geschluckt hatte. »Machen wir jetzt mit Nelson und Wellington weiter?«, fragte ich und stand auf. Ich würde später, wenn ich alleine war, weiter darüber nachdenken. Wurde ich verrückt? Bei diesem Gedanken rieselte mir ein Schauer über den Rücken. Heimlich blickte ich mich um, doch er war nirgends zu entdecken.

3 Spiegelungen
    Von diesem Moment an kam mir das St.-Paul’s-Projekt ziemlich unwichtig vor. Ich konnte einfach nicht damit aufhören, mich umzuschauen, ob ich sein Gesicht nicht irgendwo in der Menge entdecken könnte. Doch nichts! Ich hatte nur das unbehagliche Gefühl, beobachtet zu werden. Immer wieder blickte ich auf den Armreif, und ein paarmal glaubte ich eine leichte Bewegung in dem blauen Stein zu erkennen, doch das war nichts im Vergleich zu dem Zwinkern, das ich gestern gesehen hatte. Die ganze Angelegenheit war schon sehr seltsam.
    Grace umsorgte mich, als wäre ich krank, und ich war echt erleichtert, als es Zeit war, wieder in den Minibus zu steigen und zurück zur Schule zu fahren. Doch Grace ließ noch immer nicht locker.
    »Noch irgendwelche Erscheinungen?«, fragte sie, als wir losgefahren waren. Die Frage war nett gemeint, aber ich wollte nicht darüber reden. Ich brauchte Ablenkung.
    »Keine einzige.« Ich versuchte zu lachen, und es klang auch fast überzeugend. »Ich glaub, das war der ganze Stress, besonders jetzt, wo ich Rob hab, um den ich mir Gedanken machen muss …«
    »Da ist was dran«, stimmte sie mir zu. »Das wird eine ziemlich schwierige Entscheidung. Erzähl mir noch mal genau, was er gesagt hat.«
    »Mir wäre lieber, du erzählst mir, was du für Pläne mit Jack hast«, entgegnete ich, plötzlich total aufgekratzt. »Hat er sich heute schon mal gemeldet? Ich hab noch nie erlebt, dass er sich so für jemanden interessiert.«
    All das hatten wir schon in der vergangenen Nacht bis ins letzte Detail durchgesprochen, doch ich hatte das Gefühl, dass es das Thema war,

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