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Nur ein kleiner Sommerflirt

Nur ein kleiner Sommerflirt

Titel: Nur ein kleiner Sommerflirt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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weiterer Kerl auf uns zukommt. Er hat dunkelbraune Haare, die zu seinen Augen passen, ist groß, braun gebrannt und trägt kein T-Shirt, wodurch er freien Blick auf seinen Waschbrettbauch gewährt. Seine Jeans schmiegt sich an seine schlanken Hüften. Er ist in jeder Hinsicht der coolste Typ, der mir je untergekommen ist.
    »Americayit« , sagt Moron und deutet auf mich.
    Kein-T-Shirt-Typ sagt irgendwas auf Hebräisch zu Doo-Doo, Moron und O’dead. Mich behandelt er wie Luft, was einmal mehr eine meiner vielen Theorien bestätigt: Jungs, die super aussehen, sind die größten Ärsche. Die anderen haben wenigstens gelächelt und sich vorgestellt. Kein-T-Shirt-Typ blafft seine Kumpels nur kurz an, dann zieht er wieder ab.
    Moron wirft einen Blick auf meinen Koffer auf dem Rücksitz. »Wie lange bleibst du zu Besuch?«
    Verdammt viel länger, als ich will. »Den ganzen Sommer.«
    »Wir fahren morgen Abend ein bisschen zum Strand. Magst du mitkommen?«, fragt Doo-Doo.
    »Klar«, sage ich.
    Ich sehe zum Haus hinüber, wo Ron mit vier Fremden in der offenen Tür steht. Alle starren mich an. Wie konnte ich nur vergessen, warum ich überhaupt hier bin?
    Ron kommt zu mir. Wie ist es gelaufen?, liegt mir auf der Zunge, aber ich bleibe stumm und folge ihm über den matschigen Pfad zu dem kleinen Haus, in dem ich die nächsten drei Monate verbringen werde. Und wie eine kandierte Kirsche auf der Torte, die sich mein Leben nennt, werde ich bei Verwandten wohnen, von denen ich zuvor nicht mal wusste. Zusammen mit meinem Erzeuger, den ich kaum kenne.
    »Amy, das ist mein Bruder, Chaim.«
    Mein Onkel hält mir die Hand hin und schüttelt die meine. Er ist groß und sieht Ron ziemlich ähnlich. Sie haben beide den gleichen kräftigen, muskulösen Körperbau.
    Er lächelt, doch hinter dieser Fassade kann ich die Anspannung spüren. Und die Wut, auch wenn ich nicht weiß, ob sie mir gilt oder ME (die Abkürzung für mein Erzeuger – mir ist zu heiß und ich bin zu verschwitzt, um ihn anders als ME zu nennen).
    »Nenn mich Dod oder Onkel Chaim«, sagt er.
    Als ob ich diesen Namen überhaupt rauskriegen könnte. Er spricht das »Ch« aus, als würde er sich räuspern. Nicht um alles in der Welt kann ich solche Laute im Rachen erzeugen, ohne mich komplett zum Affen zu machen. Ich werde ihn einfach Onkel Schleim nennen und das Rachengegurgel weglassen.
    Die Frau neben Onkel Schleim tritt vor, und ich verfalle in eine Art Schockstarre, als sie mich an sich zieht und mich drückt. Mein erster Impuls ist, sie wegzuschieben, doch ihre Umarmung ist so herzlich und liebevoll, dass ich mich automatisch an sie schmiege. Nach einer Weile lässt sie mich wieder los, legt mir die Hände auf die Schultern und hält mich eine Armlänge von sich.
    »Ein schönes Mädchen«, sagt sie mit einem ausgeprägten israelischen Akzent.
    Sie hat Ohrringe mit Glöckchen dran und trägt kein Make-up. Meine Mom würde niemals ungeschminkt das Haus verlassen. Oder mit Ohrringen, an denen Schellen baumeln. Aber ehrlich gesagt ist diese Frau sehr hübsch ohne Schminke, und mit den Glöckchen sieht sie nicht albern aus, sondern wie ein Engel.
    Sie lässt mich los und sagt mit einem Lächeln: »Ich bin deine Tante Yikara. Nenn mich einfach Doda Yucky, okay?«
    »Ookaay«, sage ich lang gezogen, um ME darauf aufmerksam zu machen, dass es mir widerstrebt, diese Frau Yucky – was in meiner Sprache so viel wie ekelhaft bedeutet – zu nennen.
    » Doda ist das hebräische Wort für Tante«, erklärt Ron, als wäre das der Teil der Anrede, der einer Erklärung bedürfte.
    Sie hat mich gerade gebeten, sie Tante Ekelhaft zu nennen!
    Und noch zwei Leute stehen an der Tür. Ein kleiner, ungefähr dreijähriger Junge mit blonden Locken, die sich auf seinem Kopf kringeln wie Medusas Schlangen. Bis auf eine Power-Ranger-Unterhose ist er nackt.
    » Schalom, ani Matan«, sagt er mit seiner niedlichen Kinderstimme. Ich habe keine Ahnung, was er da brabbelt, aber er sieht total süß aus und die Locken hüpfen beim Reden auf seinem Kopf. Ich bücke mich zu ihm und schüttle lächelnd seine kleine Hand.
    Neben ihm steht mit verschränkten Armen ein aschblondes Mädchen, das etwas größer ist als ich. Sie trägt die engste Jeans, die ich jemals an einem menschlichen Wesen gesehen habe, und ein abgeschnittenes T-Shirt, das mehr von ihrem flachen Bauch zeigt, als es verdeckt. Man muss kein Hellseher sein, um zu sehen, dass sie tierisch angepisst ist.
    »Das ist deine Cousine

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