Nur ein kleiner Sommerflirt
Kein-T-Shirt-süßes-Arschloch sitze. Seine Hände sind auf mir. Um genau zu sein, liegt eine auf meinem Rücken und die andere auf meiner Hüfte. Und ich ertappe mich dabei, wie ich in seine Mokka-Augen starre, die definitiv einen hypnotisierenden Effekt haben.
Ich will mich gerade aufrappeln, da höre ich Schritte. Jemand läuft durch das Gras neben dem Schafpferch. Ich spähe darüber, um zu sehen, wer es ist. Mir ist bewusst, dass die Stellung, in der ich mich befinde, ziemlich eindeutig aussieht und mir vermutlich ein Riesendonnerwetter einbringen würde.
Als ich mich schließlich von ihm herunterwälze, erhasche ich einen Blick auf denjenigen, der Zeuge dieses Debakels geworden ist. Es ist der letzte Mensch, den ich hier gebrauchen kann: O’snot.
Und als ich sehe, wie ihr Mund zu einem schmalen Strich wird und sie anklagend die Hände in die Hüften stützt, ziehe ich die einzig mögliche Schlussfolgerung.
Kein-T-Shirt-süßes-Arschloch ist der Freund meiner Cousine O ’snot.
O’shit.
7
An Demütigungen werde ich mich nie gewöhnen.
»Ich schwöre, dass ich nichts dafür konnte, Ron.«
»Das sagst du ziemlich oft, Amy. Erklär mir doch mal, warum du weggelaufen bist, noch ehe du Safta richtig vorgestellt wurdest, um dann innerhalb von fünfzehn Minuten auf einem Jungen zu landen. Mitten im Heu.«
Ich pule ein bisschen Dreck unter meinem Fingernagel heraus, während mein Erzeuger dieses äußerst ernste Gespräch mit mir führt.
»Also, rein technisch bin ich auf ihn draufgefallen«, sage ich und spiele an einer Haarsträhne herum, an der Matsch klebt. »Wie genau ich auf ihn draufgekommen bin, daran kann ich mich nicht erinnern.«
Wir sitzen auf dem Rasen vor dem Haus von Großmutter/Onkel/Tante/Cousine. Ron macht wieder diese Hand-durchs-Haar-Geste.
Dann folgt das große Schweigen. Soll ich erklären, warum das alles passiert ist? Ich habe kein Problem damit, zuzugeben, dass ich selbst die Kontrolle über mein Leben haben möchte.
Fragt mich nicht, warum, aber ich platze einfach heraus: »Es kam mir vor, als würden mich alle anglotzen und begutachten, und das hat voll genervt, also bin ich abgehauen.«
»Hast du Avi geküsst?«
»Wer ist Avi?«
ME wirft mir einen Du-machst-wohl-Scherze-Blick zu.
Ich stehe auf.
»Nein. Wieso? Hat Cousine Snotty-Rotz das behauptet? Hör zu, eine bösartige Hundemeute hat Jagd auf mich gemacht –«
Er sieht hinunter zu dem Köter, der immer noch nicht geschnallt hat, dass meine Füße nicht sein Privatspielplatz sind.
»So wie der da?«, meint er.
Ich schüttle das Vieh von meinem Bein ab. »Nein. Ja. Na ja, sie haben so ähnlich ausgesehen, nur viel größer. Und da bin ich davongerannt und irgendwie auf Snottys Freund gefallen.«
»Sie heißt O.S.N.A.T. Osnat. Das ist ein wunderschöner Name.«
»Nicht für amerikanische Ohren.«
»Gib … gib ihr doch eine Chance. Du kennst sie doch noch gar nicht richtig.«
Am liebsten würde ich ihm widersprechen. Petzen, dass Snotty mich schon gehasst hat, ehe sie mich richtig kannte, aber ich halte den Mund. Meine fehlende Konfliktbereitschaft ist wahrscheinlich auf meinen Schlafmangel zurückzuführen, denn sonst bin ich allzeit zum Streit bereit. Und zwar bis zum bitteren Ende.
»Gut«, sage ich.
»Und hör auf, sie Snotty zu nennen.«
Meine Nerven, da gibst du dem Typ ein kleines bisschen nach, und er will wie ein Staubsauger gleich all den Dreck aufnehmen, nicht nur die kleinen Staubflusen.
»Gut. Wo ist Safta? Ich bin jetzt bereit, sie kennenzulernen, wenn keine Zuschauer zugegen sind.«
»Sie ruht sich in ihrem Zimmer aus. Keine Zuschauer, versprochen.«
Jetzt wäre der richtige Moment, ME zu umarmen, aber es würde sich merkwürdig anfühlen, weil ich das seit Jahren nicht gemacht habe.
ME steht auf und ich folge ihm ins Haus. Drinnen empfängt uns aus der Küche der Duft frisch gebackenen Brots und lässt meinen Magen knurren.
»Komm essen«, sagt Doda Yucky, die ein wenig von ihrer fröhlichen Stimmung eingebüßt hat. Wahrscheinlich denkt sie, ich hätte O.S.N.A.T.s Freund geküsst.
»Danke, ich habe keinen Hunger.« Ich bin zu nervös zum Essen. Ron führt mich zu einem kleinen Zimmer im hinteren Teil des Hauses und ich stecke den Kopf durch den Türspalt.
Safta liegt in ihrem Bett. Als sie mich sieht, setzt sie sich auf.
Ich schlucke mühsam und schließe die Tür hinter mir. Das Zimmer ist klein, der Boden ist gefliest, und die Wände sind aus nacktem weißen Beton. Die Vorhänge sind
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