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Nur ein kleines Bischen

Nur ein kleines Bischen

Titel: Nur ein kleines Bischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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nicht?«
    »Weil, hm, weil . . .« Was soll ich sagen? Weil es mir peinlich sein wird, mit ihm gesehen zu werden? Weil die anderen Vampire denken werden, er sei ein totaler Trottel?
    »Hör mal, Rayne. Es ist keine große Sache«, meint Jareth. »Sie sind nur Vampire. Wie die aus unserem eigenen Zirkel. Es wird ihnen egal sein, was wir anhaben.«
    »Sie werden vielleicht behaupten, es sei ihnen egal, aber sie werden uns aufgrund unseres Äußeren beurteilen. Das tun Leute nämlich. Willst du, dass sie denken, du seiest irgendein hergelaufener Trottel?«
    »Offen gesagt, meine Liebe, es ist mir im Grunde
    egal, was sie denken. Rayne, wir nehmen nicht an
    einer Modenschau teil. Es wird eine lange Nacht und ich zumindest hätte es gern bequem. Was ist schon dabei?«
    Arrgh! Hat der Blutvirus ihm neben seinen Super—
    kräften irgendwie auch alle Coolnesspunkte geraubt?
    Zuerst der Strand, jetzt blöde Outfits. Was noch? Eine plötzliche Vorliebe dafür, mit seinen Kumpels Sport-sendungen zu schauen, während er Bier in sich hineinkippt und Chips kaut?
    »Was ist los mit dir?«, frage ich wütend. »Ich meine, du warst mal so cool! Du hast Armani getragen und warst total grüblerisch und düster und so weiter. Seit wir Blutsgefährten geworden sind, ist es so, als hättest du dich einer Persönlichkeitstransplantation unterzogen. Du hast dich völlig verändert. Bist eine ganz andere Person geworden. Tatsächlich habe ich die Hälfte der Zeit das Gefühl, als würde ich dich gar nicht mehr kennen.«
    Jareths Grinsen verblasst und an seine Stelle tritt ein gekränkter Ausdruck und ich bedauere sofort, was ich gesagt habe.
    »Nun, du dich ganz bestimmt nicht verändert.« Er zieht die Nase kraus. »Du bist immer die gleiche gemeine, verbitterte, wütende Rayne, die denkt, die Welt sei ihr einen Gefallen schuldig. Manchmal weiß ich nicht, warum ich mir überhaupt die Mühe mache.«
    Ich starre ihn an und mein Gesicht ist heiß vor Zorn.
    Ich möchte ihn schlagen, ihm irgendwie wehtun.
    Damit er genauso unglücklich ist, wie ich mich fühle.
    Aber ich zwinge mich, Luft zu holen, bevor ich
    reagiere. Immerhin ist dies mein Freund. Mein
    Blutsgefährte. Der Mann, den ich mehr als alles auf der Welt liebe. Warum bin ich innerlich so zerrissen?
    Was ist los mit mir?
    »Ich weiß, du bist angekotzt von der Welt, aber ich begreife nicht, warum das bedeutet, dass ich es ausbaden muss. Du bist gemein zu mir, seit die Schule angefangen hat«, gibt Jareth zurück. »Und ich habe es satt. Ich bin kein Fußabtreter auf dem du herumtrampeln kannst und den du verspotten und beschimpfen
    kannst, weil du einen schlechten Tag hattest. Es tut mir leid, wenn die Tatsache, dass ich einmal in meinem Leben glücklich bin, dir so sehr gegen den Strich geht.«
    »Das ist es nicht«, beginne ich und breche dann ab. Ist es das? Ist das der Grund, warum ich so sauer auf ihn bin? Weil er glücklich ist und ich es nicht bin?
    Ich breche in Tränen aus, wütend auf mich selbst, weil ich so verkorkst bin. Warum kann ich nicht normal sein? Wie Sunny oder irgendjemand. Warum bin ich
    so zornig und voller Hass? Es ist, als hätte ich diese Schwärze in mir. Eine brennende Grube von Hass, der einfach an die Oberfläche aufsteigen und die Menschen, die ich liebe, ohne Grund verletzen muss.
    Ich liebe Jareth. So sehr. Und doch ist er derjenige, zu dem ich am gemeinsten bin.
    Du verletzt immer diejenigen, die du liebst...
    »Ich will nur . . .« Meine Stimme bricht. »Ich will nur, dass sie mich mögen«, gestehe ich und denke an das Versprechen, das wir einander gegeben haben, als wir zusammengekommen sind. Dinge zu teilen. Selbst schmerzliche, quälende Dinge. »Die anderen Vampire.
    Ich will, dass sie mich als eine von ihnen
    akzeptieren.«
    Jareths Miene wird weicher. Er beugt sich vor und legt mir eine Hand auf die Schulter. »Rayne, Schätzchen«, sagt er, »natürlich werden sie dich mögen. Und Akzeptanz hat nichts mit Garderobe zu tun, das
    schwöre ich.« Er zieht mich an sich und streicht mir über den Kopf. »Liebling, der äußere Schein spielt keine Rolle. Es ist das Innere, das zählt«, fährt er fort und sprudelt wieder einmal Selbsthilfeparolen heraus.
    »Ich weiß«, sage ich. »Du hast recht. Es tut mir leid.«
    Aber tief im Inneren hoffe ich, dass er sich irrt. Denn wenn es das Innere ist, das wirklich zählt, bin ich mir nicht sicher, ob ich eine große Chance habe, irgendjemanden zu beeindrucken.

16
    Wir steigen in eine wartende

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