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Nur ein kleines Bischen

Nur ein kleines Bischen

Titel: Nur ein kleines Bischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Mancusi
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Zehen gegen ein Bodenbrett.
    Wenn sich die Veranda doch nur irgendwie magisch
    auftun und mich verschlucken würde.
    »Ah! Sie ist ein Yankee!«, kreischt Katie. »Das erklärt alles.«
    »Ein Vampir-Yankee. Wie absolut plebejisch«, rümpft Blondie die Nase.
    Ich sehe Jareth an und warte darauf, dass er mich
    verteidigt. Aber alles, was ihm einfällt, ist: »Katie, Susan, Elizabeth, das ist Rayne. Rayne ist erst vor Kurzem wiedergeboren worden.«
    Vor kurzem wiedergeboren? Du meine Güte. Warum
    rückt er nicht einfach raus mit der Sprache und nennt mich einen Vampirfrischling oder so etwas?
    Die Mädchen kichern und benutzen seine Worte als
    Vorwand, um noch einige Male mehr mit den
    Wimpern zu klimpern. Sie sind so durchsichtig, dass es nicht einmal komisch ist. Kein Wunder, dass Jareth nach Amerika gezogen und zweihundert Jahre lang nicht zurückgekehrt ist. Ich wäre mindestens tausend Jahre weggeblieben.
    »Ah«, sagt Elizabeth, die Rothaarige. »Sie ist jung.
    Das erklärt alles.«
    »Ja, die Neuen verspüren immer diesen unerklärlichen Drang, Hollywoodstereotype zu bedienen«, fügt Katie hinzu. »Ich finde das so erheiternd.«
    Ich funkle sie an. Erheiternd, wahrhaftig. Nun,
    vielleicht finde ich es so erheiternd , dass du selbst nach tausend Jahren Übung immer noch einen so elenden Modegeschmack hast.
    Ich denke es, spreche es aber nicht laut aus.
    Schließlich habe ich Jareths Lektion, dass ich mich von meiner besten Seite zeigen soll, nicht vergessen.
    Ich habe ihn bereits viel zu sehr enttäuscht. Jetzt muss ich beweisen, dass ich seines Vertrauens würdig bin.
    Dass er keinen Fehler gemacht hat, als er das Flugzeug nicht hat umkehren lassen.
    Also beiße ich mir auf die Zunge, selbst als Susan sich zu Wort meldet: »Stell dir nur vor, alle Vampire würden sich so anziehen, als seien sie tot. Was für eine grässlich düstere Art, die Ewigkeit zu verbringen.«
    »Wie wahr.« Die Mädchen nicken einmütig.
    Gott, wie lange werden wir Rayne heute Abend
    rösten? Habt ihr keine Särge, in die ihr vor Sonnen-aufgang hineinklettern müsst? Vielleicht könnten wir zumindest von der Veranda gehen und uns in der Krypta über mich lustig machen.
    Ich schaue zu Jareth hinüber, der meinem Blick
    ausweicht. Ich habe keine Zweifel daran, was er
    wahrscheinlich denkt. Da bin ich darauf herumge—
    ritten, dass seine Garderobe nicht cool genug sei. Und jetzt stellt sich heraus, dass ich diejenige bin, die in dieser Situation wie ein Volltrottel dasteht. Wahrscheinlich lacht er sich innerlich halb tot.
    Ganz zu schweigen davon, dass er mich in diesem Fall nicht verteidigen kann. Wie er bereits im Flugzeug sagte, wir sind Gäste hier und müssen uns von unserer besten Seite zeigen, Zirkelbotschafter aus Amerika.
    Außerdem können diese Vampire uns vielleicht
    helfen, die Lykaner zu finden. Und das ist im
    Moment wichtiger als meine Würde.
    Betrachte sie einfach wie die Cheerleader, sage ich mir. Sie sind dumm und sie wissen es nicht besser.
    Aber selbst die Wölfe sind cooler als diese Vampire.
    Und erheblich aufgeschlossener. Tatsächlich, jetzt, wo ich darüber nachdenke, keine von ihnen hat auch nur eine einzige abfällige Bemerkung über meine Garderobe gemacht, seit ich in das Team aufgenom—
    men wurde. Nicht einmal an dem Tag, an dem ich
    irrtümlicherweise Netzstrümpfe unter meiner Uniform getragen habe. Und als ich diesen Totenkopfgürtel getragen habe, um meine Shorts oben zu halten, hat Shantel sogar bemerkt, dass er irgendwie cool sei.
    Und Nancy hat mich gefragt, ob ich ihr mein blaues Haarfärbemittel von Manic Panic leihe, damit sie sich für die Spirit Week vor dem Ehemaligentreffen Strähnchen damit machen kann.
    Ich kann nicht glauben, dass ich am Eingang eines der ältesten Vampirzirkel stehe und die Cheerleader-Truppe der Oakridge High vermisse.
    »Wollen wir hineingehen?«, fragt Jareth. Natürlich wird sein Vorschlag mit weiterem Gekicher und überschwänglicher Zustimmung quittiert. Wir treten über die Schwelle in eine große, hohe Eingangshalle, komplett ausgestattet mit einer gwaltigen Treppe á la Vom Winde verweht und einem kunstvollen Kronleuchter. Ich wirble herum, vergesse für einen Moment die unhöflichen Vampire und nehme meine
    Umgebung in mich auf. Die kostbaren, mit Seidenta—
    peten bezogenen Wände, die prächtigen, vergoldeten Porträts mir unbekannter Vampire. In alle Richtungen scheinen Türen zu führen, aber ich sehe kein einziges Fenster. Wahrscheinlich müssen sie

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