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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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toten Bruders, ein Mädchen, das keine Chance hat zu überleben, wenn mein Bruder und seine Handlanger von ihrer Existenz erfahren. Zum zweiten Mal in einer Woche war ich Kriemhild.
    „ Honey, Hilda, sprich mit mir! Was ist los?“ George packt mich an den Schultern und schüttelt mich ordentlich durch, ich sehe ihn, kann aber noch immer nichts sagen.
    „ Krass, sie ist total bleich geworden! Irgendwas stimmt da nicht!“, höre ich nun auch Florian in besorgtem Tonfall sagen.
    „ Mir geht’s gut“, antworte ich schwach und mit belegter Stimme.
    Erleichtert stellt George das Gerüttel ein und streicht mir sanft die Haare aus dem Gesicht. „Du siehst aber nicht so aus, als würde es dir gut gehen“, meint er liebevoll.
    Markus schnappt sich leeres Glas vom Tisch, gießt Orangensaft ein und hält es mir hin. „Hier, trink. Das wird dir helfen.“ Gehorsam nehme ich das Glas und trinke kleine Schlucke daraus. Er hat Recht, es hilft. Die Lebensgeister kommen zurück, der Schock lässt nach.
    „ Ich habe das geträumt“, sage ich schließlich. „Das mit dem Kind am Kloster. Ich habe geträumt, dass ich meine Tochter Hildegard an einem Kloster abgebe, um sie zu beschützen.“ Erschöpft lehne ich mich an George und lasse meinen Kopf an seine Schulter sinken.
    „ Das ist ja wie bei dem Bild“, meint Florian. „Weißt du noch, in der Villa? Da hattest du auch geträumt, dass der Tote vor deiner Tür liegt!“ Als ob ich das jemals vergessen könnte! Natürlich weiß ich das noch, verkneife mir aber eine bissige Antwort.
    „ Tja, wenn man jetzt an übernatürliche Phänomene glauben würde, könnte man behaupten, dass deine und Kriemhilds Seele miteinander verwandt sind und du in deinen Träumen entscheidende Erlebnisse aus ihrer Perspektive miterleben konntest. Ich meine, den toten Ehemann vor der Tür zu finden und die geliebte Tochter wegzugeben, das sind wohl die einschneidendsten und traumatisierendsten Erlebnisse, die ein Mensch machen kann“, philosophiert George und ich habe mal wieder den Eindruck, dass er mehr mit sich selbst als mit uns spricht.
    Florian nickt heftig. „Genau, und weil du dich vorher nie für den Kram interessiert hast, ist auch nie was gewesen. Und dann kamst du nach Worms und hast dieses Theaterstück gesehen, was dich auch schon ziemlich arg mitgenommen hat“, er sieht mich verlegen an und auch mir ist es ein bisschen peinlich, dass meine verwirrte Gefühlslage nach der Aufführung nicht unbemerkt geblieben ist. „Und dann hat dir diese Kriemhild-Tante aus dem Theater die Verbindung zwischen deinem Armreif und den Nibelungen erklärt. Dadurch kam alles ins Rollen“, schließt er seine Erläuterungen mit erhobenem Zeigefinger oberlehrerhaft ab.
    Auch Markus und George scheinen seiner Meinung zu sein, denn nun entbrennt zwischen den Männern eine Diskussion über Seelenwanderung, Seelenverwandtschaft, Geisterbeschwörung und ähnlichen Hokuspokus.
    Ich höre ihnen zwar zu, kann dem Gespräch aber kaum folgen, da ich zum einen meinen eigenen Gedanken nachhänge, die sich im Kreis zu drehen scheinen, und ich zum anderen unglaublich müde werde. So hänge ich in Georges Arm und habe Mühe, die Augen offen zu halten. Kriemhilds und meine Seele sollen verwandt sein? Sollte ich tatsächlich eine Urururururururururururururururururenkelin von Kriemhild sein? Vermutlich fehlen noch so an die hundert ‚Urs‘.
    „ Naja, aber wenn man es mal realistisch betrachtet, nur weil Hilda schlecht schläft und komische Träume hat und genauso heißt wie das heimliche Kind von Kriemhild und Siegfried, das beweist noch lange nicht, dass sie wirklich mit denen verwandt ist“, überlegt Florian. Irgendetwas an seiner Äußerung macht mich stutzig, ich bin aber zu müde, um den Gedanken fassen zu können.
    „ Du darfst den Armreif nicht vergessen“, wirft George ein.
    „ Eben, und der Armreif zieht eine breite Spur nach sich. Wenn man weiß, wonach man suchen muss, findet man erstaunliche Informationen“, erklärt Markus und ich habe noch immer das Gefühl, dass mir etwas Wichtiges nahezu auf der Zunge liegt, ich es aber nicht richtig greifen kann.
    „ Nachdem mein Vater entdeckt hatte, dass es eine heimliche Tochter gab, die den Armreif erhalten hatte, gab es für ihn kein Zurück mehr. Er fand heraus, dass Hildegard im Kloster aufwuchs, dort alle wichtigen Dinge lernte und später einen wohlhabenden Kaufmann aus einer Nachbarstadt heiratete und mehrere Kinder bekam. Eines der Mädchen nannte

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