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stänkert Florian und fängt sich damit einen tadelnden Blick von George ein.
„ Ehrlich gesagt haben wir uns ganz schön Sorgen um dich gemacht“, sagt George und sieht mich mit einem prüfenden Gesichtsausdruck an.
„ IHR habt euch Sorgen gemacht, der Schnösel und du, ich nicht. Mir war von Anfang an klar, dass sie pennt“, stellt Florian breit grinsend klar. Dabei fällt mir auf, dass George und Florian sich duzen. Ich habe gar nicht mitbekommen, wann sie vom ‚Sie‘ zum ‚Du‘ übergegangen sind. Naja, sie haben auch Einiges miteinander durchgemacht. Eine entführte Freundin verbindet eben ungemein.
Nach und nach erfahre ich, was gestern Abend noch alles passiert ist. Nachdem ich auf den Boden gefallen bin, haben sie mich zuerst auf Georges Bett gelegt und versucht, mich aufzuwecken. George hat sich furchtbare Sorgen gemacht und wollte auf der Stelle einen Krankenwagen bestellen oder zumindest den Notarzt anrufen, weil er Angst hatte, dass ich eine innere Verletzung oder einen Schock haben könnte. Florian und Markus haben ihn davon überzeugt, dass ich einfach nur total übermüdet und erschöpft war, und dass mir eine ordentliche Runde Schlaf sicher mehr helfen würde, als ein erneuter Krankenhausaufenthalt mit stressigen Untersuchungen.
Schließlich haben sie sich darauf geeinigt, meinen Puls zu messen und meine Atmung zu kontrollieren, und da beides gleichmäßig und ruhig war, haben sie mich in mein Bett gepackt und beschlossen, mir den Schlaf zu gönnen, den ich allem Anschein nach dringend brauchte.
Ich bin ihnen äußerst dankbar dafür, dass ich mal wieder richtig ausschlafen konnte. Nicht auszudenken, wenn sie mich wirklich ins Krankenhaus geschleppt hätten!
Nachdem die Herren sich auf eine für alle vertretbare Lösung geeinigt hatten, haben sie noch eine Weile in unserem Zimmer zusammengesessen, und das, was Markus vorher erzählt hatte, etwas genauer ausdiskutiert.
Er hat ihnen ziemlich detailliert erklärt, wie sie an die Informationen gekommen sind, was genau sie erfahren konnten und wo sie am besten fündig geworden sind. Markus war ganz offen zu ihnen und hat auch nicht verschwiegen, dass sein Vater oftmals einfach gestohlen hat, wenn er mit seinem Geld nicht weiter kam. So hat er bedeutende Kirchenchroniken aus dem Mittelalter in einer Nacht-und-Nebel-Aktion geklaut – oder besser gesagt klauen lassen – weil die Kirche ihm die alten Bücher und Aufzeichnungen nicht verkaufen wollte. Damit hatte er gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Nicht nur, dass er die Informationen bekommen hat, die er so dringend wollte, er hat sie gleichzeitig für andere Schatzsucher unzugänglich gemacht.
Dass er dadurch wichtige, geschichtlich relevante Informationen unter Verschluss gehalten hat, war ihm egal. George ärgert sich noch immer über diese Unverfrorenheit, kulturelle Güter aus privatem Interesse vor der Allgemeinheit fernzuhalten. Da Markus ihm beipflichtete und das Verhalten seines Vaters selbst kritisierte, ist gestern Abend kein Streit ausgebrochen, im Gegenteil, die drei waren sich stets einig.
Markus hat George und Florian seine Beweggründe noch einmal bis ins kleinste Detail erklärt, und heute finden beide, dass Markus doch ein ganz anständiger Kerl ist. Natürlich können sie nicht gut finden, was er getan hat, aber sie verstehen, warum er sich eben so und nicht anders verhalten hat.
„ Weiß ja kein Mensch, wie man selbst wäre, wenn man so einen bekloppten Vater hätte“, meint Florian; George nickt zustimmend.
Doch ich bin gar nicht mehr richtig bei der Sache und reagiere deshalb auch nicht auf seine Äußerung. Mir fällt wieder ein, was mir gestern Abend durch den Kopf gegangen ist: Hildegard von Bingen. Wiesenthal hat angeblich Beweise, dass sie den Armreif besessen hat, also eine der ganz besonderen Hildegards war. Tante Hanne konnte die Spur von unserer Familie aus bis zu einer Frau verfolgen, die die Tochter von Hildegard von Bingen gewesen sein könnte…
Ich erinnere mich gut an ihren traurigen Gesichtsausdruck, als sie ihre vergeblichen Mühen beschrieb; ihre Verzweiflung, als sie mir erklärte, wie sehr sie in älteren Dokumenten gesucht und recherchiert hat, aber überhaupt keine Anhaltspunkte mehr finden konnte.
Natürlich konnte sie das nicht! „Er hat alles bei sich gebunkert, deshalb konnte sie nichts mehr finden!“, rufe ich laut und klatsche mir die flache Hand an die Stirn.
Ich blicke in zwei ratlose Gesichter, irgendwann halten
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