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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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sie mich noch für geisteskrank.
    Gerade als ich zu einer Erklärung ansetzen will, fällt mir ein, dass ich den beiden noch gar nichts von meiner neu entdeckten Familie erzählt habe und sie somit auch noch nicht wissen, was ich mittlerweile über mein Erbstück weiß.
    Schnell berichte ich ihnen von dem Telefonat mit meiner Mutter, das alles ins Rollen brachte. Als ich zu meinem Besuch bei Hanne und Rüdiger komme, schüttelt George vorwurfsvoll den Kopf.
    „ My dear, du kannst doch nicht in einer fremden Stadt zu fremden Menschen nach Hause gehen! Stell dir mal vor, das wären nicht deine Verwandten gewesen! Was alles hätte passieren können!“, tadelt er mich.
    „ Was denn? Dass man mich mit K.O.-Tropfen betäubt, in den Keller sperrt und mit einer Waffe bedroht? So was in der Art meinst du?“, erwidere ich lachend und muss mich darüber wundern, dass es mir schon so leicht fällt, Scherze über das Erlebte zu machen.
    George lacht zwar mit, es klingt aber leicht gezwungen. „Okay, du bist also losgezogen, um die Schwester deiner Oma zu finden. Hast du sie gefunden?“
    Dann erzähle ich ihnen von Tante Hanne und Onkel Rüdiger und natürlich von Heinz-Heinrich, über dessen Namen sich beide ähnlich amüsieren wie ich. Doch als ich ihnen von Hannes Suche und ihrem Ergebnis berichte, lacht keiner mehr. Beide sehen mich mit großen Augen an und sind sprachlos. Selbst Florian, der sonst immer einen Spruch auf Lager hat, sagt nichts. Das Schweigen wird mir unbehaglich und ich versuche ein Lachen, doch es klingt verkrampft.
    „ He he, was guckt ihr denn jetzt so? Ist doch cool, oder?“, will ich das Gespräch in Gang bringen und die beiden aus ihrer Schockstarre lösen.
    „ Hilda, weißt du, was das bedeutet?“, fragt Florian mit heiserer Stimme. Es gefällt mir nicht, dass er so ernst klingt.
    „ Ja, irgendwie bedeutet das wohl, dass wenn man beide Suchen zusammenführt, also die von Tante Hanne und die von Wiesenthal, dass ich irgendwie mit Kriemhild verwandt sein muss, oder so, meine ich“, stammele ich, wobei mir auffällt, dass sich das ziemlich dämlich anhört.
    „ Hilda, weißt du, was du da sagst?“, flüstert nun George.
    „ Ja, was ist denn schon dabei? Was habt ihr denn? Ich hab‘ mal gelesen, dass man jeden Menschen auf dem Planeten über höchstens zehn Verbindungen kennt. Also was ist schon dabei, wenn ich einen Bruchteil meiner Gene von einer Frau aus dem Mittelalter habe?“, versuche ich tapfer zu erklären. Ich verstehe wirklich nicht, warum die beiden eine Riesensache daraus machen.
    „ Ich meine, ein bisschen komisch fühlt es sich schon an, aber mal im Ernst, vielleicht bist du über zehn oder zwölf Ecken mit Shakespeare verwandt!“, füge ich an George gewandt hinzu.
    „ Honey, das ist vielleicht möglich, aber tut nichts zur Sache. Du besitzt einen Armreif, der beweist, dass es die Nibelungen gegeben hat, dass sie nicht nur ein Märchen sind. Du besitzt einen Teil eines Schatzes, über dessen Existenz sich die Menschheit dermaßen streitet, dass sich Leute die Köpfe einschlagen! Du besitzt ein unermessliches Stück Geschichte! Das ist etwas Besonderes, das ist keine Kleinigkeit!“ George hat während seiner kleinen Rede rote Flecken im Gesicht bekommen, er ist richtig aufgeregt und hektisch, so kenne ich ihn gar nicht. Sonst ist er immer die Ruhe in Person, handelt nie voreilig und betrachtet alles mit der gebührenden Feierlichkeit.
    Aber er hat Recht. Ich besitze etwas, für das Menschen töten würden. Getötet haben. Siegfried. Kriemhild. Ihr erstes Kind. Unzählige Menschen sind in der blutigen Schlacht am Hofe von König Attila ermordet worden, weil Hagen von Tronje genau das haben wollte, was ich jahrelang an meinem Arm getragen habe.
    Als mir das klar wird, läuft mir ein kalter Schauer über den Rücken. Fassungslos starre ich George an und so sitzen wir, schweigen, starren, rühren uns nicht vom Fleck, aber in unseren Köpfen rattert es.
    „ Das gibt’s nicht“, murmelt Florian kopfschüttelnd. „Das gibt es nicht. Das kann nicht sein. Das kann einfach nicht wahr sein. Krass. Krasse Scheiße. Krass.“
    „ Wir müssen Markus davon erzählen.“ George hat ganz klar als Erster seinen Verstand wieder gefunden. „Er war offen zu uns, deshalb hat er es verdient, dass wir ihn zuerst informieren. Wir wollten sowieso noch bei ihm vorbeischauen, wir müssen noch deine Tasche dort abholen, außerdem wollte ich einen klitzekleinen Blick auf die geheimen Dokumente

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