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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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wäre, wenn er nicht in dem Busch neben der Einfahrt gehockt hätte.
    Und dann haben es auch noch wildfremde Studenten ausgerechnet mir zu verdanken, dass sich ihr Dozent aus der Exkursion zurückzieht, da seine beste Freundin sich Ärger eingehandelt hat.
    Ich versuche, mein schlechtes Gewissen zu beruhigen, indem ich mir einrede, dass es den anderen wahrscheinlich gar nicht so Unrecht war, ihren Dozenten los zu sein und ein bisschen auf eigene Faust losziehen zu können. Immerhin sind das alles erwachsene Menschen, die brauchen keinen Babysitter.
    „ Vielleicht gehen wir als erstes zur Polizei und du bringst deine Aussage hinter dich?“, unterbricht George mein Gegrübel. Damit hat er vermutlich Recht, denn der Gang zur Polizei liegt mir schon seit dem Aufwachen quer im Magen. Am besten wird es tatsächlich sein, wenn ich meine Aussage so schnell wie möglich mache, dann habe ich auch nicht mehr viel Zeit, um mir lang und breit zu überlegen, was ich sagen soll. Ich werde die Wahrheit sagen, Ende. Ich habe schließlich nichts zu verheimlichen und Markus hat selbst gesagt, dass er einen anderen Weg als sein Vater einschlagen will, daher hat er sicher auch nichts zu befürchten.
    George winkt uns ein Taxi heran und wir fahren damit zum Polizeipräsidium. Eigentlich ist es nicht nötig, mit dem Taxi zu fahren, da die Fahrt nur gute fünf Minuten dauert. Wir hätten also locker zu Fuß gehen können. Aber ich denke, George will mich einfach noch ein bisschen schonen.
    Auf der Dienststelle angekommen, werde ich freundlich empfangen und mit Namen begrüßt, anscheinend sind die diensthabenden Polizeibeamten schon über den Vorfall und meine noch aufzunehmende Aussage informiert. Es ist zwar niemand unter ihnen, der mir bekannt vorkommt, aber das muss nichts heißen. In meinem Zustand gestern habe ich sicher alle möglichen Menschen gesehen und kann mich an keinen von ihnen mehr erinnern. Ich weiß kaum noch, wie die Ärztin aussah, die mich behandelt hat, wie soll ich mir die Gesichter von ein paar Polizisten merken, mit denen ich weitaus weniger persönlichen Kontakt hatte?
    George und Florian müssen auf dem Gang warten, ich werde in ein kleines Büro geführt. Ich habe mir die Verhörräume in der Realität immer so vorgestellt, wie sie in den Filmen zu sehen sind: Kleine, enge Räume, ohne Fenster, grelles Deckenlicht und eine Lampe, die einem penetrant ins Gesicht strahlt. Stickig, nach kaltem Rauch riechend, unangenehm, spärlich möbliert.
    Daher bin ich mehr als überrascht, als ich das Büro betrete, in dem meine Aussage zu Protokoll genommen werden soll. Es ist zwar klein, aber sehr hell und freundlich, es gibt große Fenster, durch die man einen schönen Blick auf den kleinen Park mit den Bäumen vor dem Gebäude hat. Auf der Fensterbank und den vollgestopften Regalen stehen Zimmerpflanzen in bunt angemalten Blumentöpfen, auf dem Schreibtisch herrscht ein kreatives Chaos, an den Wänden hängen Bilder, sogar ein Radio ist vorhanden und spielt ein leises Gedudel. Hier ist es richtig gemütlich! Allerdings bin ich ja auch nur als Zeugin hier und nicht als Verbrecherin oder Verdächtige. Vielleicht gibt es unten im Keller die anderen Verhörräume, solche, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Die Bösen kommen in den Keller, in die furchteinflößenden Räume und die Guten werden in einem gemütlichen kleinen Arbeitszimmer befragt.
    Der Polizist, der mich hereingeführt hat – er hat sich mir als Stellvertreter von Detlef Justen, der mich gestern hierher gebeten hat, vorgestellt – nimmt hinter dem Schreibtisch Platz, lächelt mich freundlich an und startet mit einem dynamischen „Dann woll’n wir mal“ die Befragung.
     

    Ich antworte ehrlich auf alle seine Fragen, gebe Auskunft über alles, was ich weiß. Erstaunlicherweise vergeht die Zeit wie im Flug und nach und nach kommt es mir fast schon vor, als säße ich mit einem flüchtigen Bekannten bei einem Schwätzchen. Der Mann ist sehr nett, geht strukturiert vor und lässt mich immer ausreden, dabei läuft das Tonband mit und er macht sich zwischendurch ein paar Notizen.
    Am Ende erklärt er mir, dass ich zu der Gerichtsverhandlung auf jeden Fall als Zeugin vorgeladen werde und ich meine Aussagen wahrscheinlich noch einmal vor Gericht wiederholen muss. Außerdem fragt er, ob ich als Nebenklägerin auftreten, das heißt eine eigene Strafanzeige stellen möchte. Diese Frage bringt mich zum ersten Mal während des Gesprächs ins Trudeln, da ich mir

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