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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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vermuten lässt, dass sie heimliche Kinder hatte, oder zumindest eins.“
    Es irritiert mich, dass Markus ständig von ‚wir‘ und ‚uns‘ spricht, womit er offensichtlich seinen Vater und sich selbst meint. Es ist mir noch immer nicht ganz klar, welche Rolle er selbst bei den kriminellen Machenschaften seines Vaters spielte.
    Einerseits will er sich von seinem Vater distanzieren, verurteilt seine Handlungen, sagt sich von ihm los, das Haus wird gereinigt und so weiter. Andererseits präsentiert er uns diese wirklich außergewöhnliche, einzigartige Sammlung nicht ohne Stolz. Und immer wieder dieses ‚Wir‘.
    „ Ich gehe davon aus, Hilda, dass dein Armreif der echte, der richtige Armreif ist. Und ich werde es schaffen, auf legalem Weg und allein, wenn es sein muss, zu beweisen, dass dieser Armreif durch die Jahrhunderte gereist ist. Mein Vater und ich haben gemeinsam die Verbindung von Kriemhild zu Hildegard von Bingen herausarbeiten können – mit seinen zweifelhaften Methoden. Ich werde die Verbindung von Hildegard von Bingen zu dir herstellen“, erklärt Markus feierlich und blickt mir dabei fest in die Augen. Einen Moment lang bin ich verwirrt, dann muss ich laut lachen. Nun ist er es, der verwirrt aus der Wäsche guckt.
    „ Dann habt ihr es ihm gar nicht gesagt? Gestern Abend, als ich geschlafen habe?“, frage ich George und Florian. Sie sehen nicht weniger verwirrt aus als Markus. Ich bin davon ausgegangen, dass sie ihm von Tante Hannes Recherche erzählt haben. Weil sie doch offen über alles gesprochen haben…
    „ Was sollen wir ihm denn gesagt haben?“, will George schließlich wissen.
    „ Na, das von Tante Hanne und ihrer Recherche!“, rufe ich aus, fassungslos, wie die beiden so auf dem Schlauch stehen können. Jetzt fängt auch George an zu lachen, tätschelt mir dabei liebevoll die Wange.
    „ Darling, wann hätten wir ihm das denn erzählen sollen? Du selbst hast uns erst heute Morgen beim Frühstück von deiner Großtante erzählt.“ George hat Recht. Ich habe schon gar keinen Überblick mehr darüber, wer wann was wusste, erfahren hat, herausfand, weitererzählt hat, was auch immer.
    Bei Florian ist mittlerweile der Groschen gefallen und auch er lacht lauthals los. „Hilda, du bist das Chaos auf zwei Beinen“, stöhnt er, hält sich mit der einen Hand den Bauch und knufft mich mit der anderen in die Seite.
    „ Könnt ihr mir jetzt mal den Grund für eure Erheiterung verraten?“, fragt Markus, ein wenig ungehalten. Florian und George geben sich die größte Mühe, ihre Heiterkeit unter Kontrolle zu bringen, und sehen mich gespannt an. Offensichtlich erwarten sie, dass ich Markus einweihe.
    „ Hilda, nun sag’s ihm schon“, drängelt Florian.
    „ Markus, ich habe eine Großtante, von deren Existenz ich bis vor drei Tagen selbst noch nichts wusste. Sie ist die Schwester meiner Oma Gerda, die eigentlich Hildegard heißt. Hanne, so heißt meine Großtante, wollte das Geheimnis um unser Familienerbstück lösen und hat jahrzehntelang Nachforschungen über den Armreif betrieben. Sie hat herausgefunden, dass er immer von Mutter zu Tochter und immer an eine Hildegard vererbt wird.“ Ich rattere die Informationen herunter wie ein Maschinengewehr.
    Markus‘ Augen weiten sich, sein Mund öffnet und schließt sich. Er sieht aus wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    „ Sie hat die Spur zurückverfolgen können bis ins zwölfte Jahrhundert zu einer Hildegard, deren Wurzeln sie aber nicht mehr finden konnte. Ihre Vermutung, dass es sich bei dieser Frau um die Tochter von Hildegard von Bingen handelt, hat sie zwar nicht beweisen können, aber sie glaubt fest daran, da sie auch keine andere Spur mehr finden konnte. Ihr habt die Beweisführung von Kriemhild zu Hildegard von Bingen erledigt, Tante Hanne hat die Beweiskette von mir zu der mutmaßlichen Tochter von Hildegard von Bingen geführt.“
    Markus steht da wie vom Donner gerührt. Er starrt mich an, seine Nasenflügel beben, aber er sagt nichts. Ich kann nicht einordnen, ob er das soeben Gehörte gut oder schlecht findet, deshalb frage ich vorsichtig: „Alles in Ordnung mit dir?“. Doch er reagiert nicht. Sein Blick wirkt glasig und ich bekomme plötzlich Angst, dass der bei Tante Hanne befürchtete Schlaganfall nun Markus heimsuchen wird. Ratlos sehe ich zu George und Florian.
    Florian ergreift schließlich die Initiative, geht einen Schritt auf Markus zu und wedelt mit der Hand vor dessen Gesicht herum. „Hey, Mann, alles klar bei dir?

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