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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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Mittelalter. So what?“ Florian blickt sich suchend um. „Ihr habt echt krasses Zeug gebunkert, was ist die Sensation an dem Ölschinken?“, fragt er und deutet auf das Bild, Unverständnis ist ihm geradezu ins Gesicht geschrieben. Immer wieder unglaublich, wie unverschämt er sich manchmal benimmt!
    „ Dann seht mal ganz genau hin“, antwortet Markus und hält ein Vergrößerungsglas über Hildegards Handgelenk.
    „ Kann nicht sein“, höre ich George sagen, der sich fast mit der Nasenspitze an das Glas presst. Ich schiebe ihn zur Seite, um selbst etwas sehen zu können.
    Und ich sehe meinen Armreif, ich kann es kaum glauben. Die Ärmel des Gewandes reichen bis fast zum Handrücken, dazwischen befindet sich ein dunkler Spalt. Mit bloßem Auge erkennt man nur eine leichte Schattierung in dieser Lücke zwischen Hand und Kleid. Doch mit der Lupe kann man deutlich erkennen, dass die Frau einen Armreif trägt, der mit einem großen, grünen Stein besetzt ist.
    „ Hildegards Familie war sehr wohlhabend. Sie wurde als zehntes Kind geboren und ins Kloster gegeben, weil ihre Eltern streng religiös waren. Sie gaben von allem, was sie besaßen, ein Zehntel an die Kirche. Bei der Abgabe dieses Kirchenzehnts waren sie kompromisslos, also gaben sie auch ihr zehntes Kind in die Obhut Gottes. Wir vermuten, dass Hildegard aufgrund des Reichtums ihrer Eltern über gewisse Freiheiten und Privilegien verfügte, die Nonnen normalerweise nicht zustanden“, doziert Markus. Er scheint sich mit diesem Thema ziemlich gut auszukennen.
    „ Nonnen durften keinen persönlichen Besitz haben, erst recht keinen wertvollen Schmuck. Auf diesem Bild sehen wir den Beweis, dass Hildegard von Bingen den Armreif in ihrem Besitz hatte. Der Maler hat ihn versteckt gemalt, so dass er mit bloßem Auge nicht erkennbar war. Wahrscheinlich durfte sie bestimmte Dinge tun, die die anderen nicht durften, so lange sie es nicht öffentlich tat“, schließt er seine Erklärung ab.
    Nun habe ich mit eigenen Augen den Beweis gesehen, von dem ich vor wenigen Stunden Tante Hanne erzählt habe, zweifelnd, ob er überhaupt existiert. Jetzt weiß ich es. Es ist wahr, es ist alles wahr. Kriemhild hatte eine Tochter, deren Existenz sie verheimlichte und die sie als Baby ins Kloster abgab. Das Kind nannte sie Hildegard und sie schenkte ihr ihren wertvollsten Besitz, den Armreif, und sie hinterließ die Nachricht, dass die Tochter niemals nach Worms zurückkehren sollte.
    Hildegard, im Kloster als Waisenkind aufgewachsen, begründete die Tradition, ihre älteste Tochter ebenfalls Hildegard zu nennen und ihr den Armreif zu vererben, vermutlich verbot sie ihr auch, nach Worms zurückzukehren. Auf diese Weise wurde der Armreif weitervererbt, von Hildegard zu Hildegard. Bis er schließlich bei mir landete. Hildegard Imster. Ich stelle mir vor, was Tante Hanne dazu sagt, wenn sie die Beweise eines Tages mit eigenen Augen sehen kann. Es wird ihr viel bedeuten, zu wissen, dass ihre Suche ein Ende gefunden hat.
    „ Leider haben wir es nicht geschafft herauszufinden, ob Hildegard von Bingen eine Tochter hatte. Da sie Nonne war, sollte man eigentlich meinen, dass es nicht möglich war. Aber sie war eben keine gewöhnliche Nonne“, setzt Markus wieder zu einer Erklärung an.
    „ Wie meinst du das denn? War sie heiliger als andere oder was? Hatte sie schon zu Lebzeiten einen Heiligenschein? Stand sie in direktem Kontakt zum Herrn persönlich oder was?“, stänkert Florian, aber es ist kein unfreundliches, pöbelhaftes Stänkern. Eher ein freundschaftliches Sticheln.
    Markus grinst und nickt. „So falsch liegst du gar nicht. Sie hatte tatsächlich immer wieder visuelle Erscheinungen. Nach dem aktuellen Stand der Medizin geht man davon aus, dass sie Migräneanfälle hatte, aber damals wusste man noch nichts von diesen Dingen.“
    George klinkt sich nun auch ins Gespräch ein. „Hat diese Hildegard von Bingen nicht auch selbst medizinische Forschung betrieben? Galt sie nicht als eine Art Wunderheilerin?“ Immer wieder erstaunlich, was manche Leute alles wissen. Noch vor wenigen Tagen war mir der Name ‚Hildegard von Bingen‘ nur ein vager Begriff, und heute stehe ich hier mit Fachmännern, die alles über sie zu wissen scheinen.
    „ Sie hat sich nicht nur medizinische Kenntnisse angeeignet, sie hat auch einige Aufsätze zum Thema Sexualität verfasst. Sie lehnte es ab, Sex aus einem anderen Grund außer der Fortpflanzung zu haben. Und genau diese Sache ist es, die uns

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