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Schritt für Schritt weiter und kämpfe erfolgreich gegen das Verlangen an, einfach nach oben zu laufen. Ich werde bleiben. Was uns nicht tötet, härtet uns ab. Alles wird gut.
Markus geht vor, wir folgen. Er öffnet eine unscheinbare Tür, die mir höchstwahrscheinlich gar nicht aufgefallen und an der ich achtlos vorübergegangen wäre.
„ Krass“, höre ich Florian ausrufen, der vor mir den angrenzenden Raum betreten hat.
„ Wahnsinn“, rufe ich, während ich durch die Tür trete.
„ Amazing“, staunt schließlich auch George, der als letztes aus dem dunklen, hundsgewöhnlichen Kellerflur in eine andere Welt tritt.
Welcher erstaunliche Anblick sich hinter dieser unscheinbaren Tür bietet, lässt sich kaum beschreiben.
Wir betreten einen Flur, der in keinster Weise mit dem auf der anderen Seite der Tür vergleichbar ist. Dieser Flur ist mit Fliesen ausgelegt, die Wände sind hell gestrichen, von den Decken hängen strahlend helle Lampen. Keine Spur von Spinnweben, Staub, Motten oder sonstigen kellertypischen Merkmalen. Hier herrscht eine geradezu klinische Sauberkeit und ich muss unwillkürlich an Berichte über die Area 51 denken. So ähnlich sieht es hier auch aus. Edelstahl, Glas, polierte Flächen. Es würde mich nicht wundern, wenn sich hinter einer der zahlreichen Türen ein Raumschiff verbergen würde. Oder Aliens, die in Glaszylindern mit durchsichtiger, glibberiger Flüssigkeit konserviert werden.
„ Seid ihr bereit?“, fragt Markus, in seinen Augen glitzert es. Dann öffnet er die erste Tür auf der linken Seite und wir beginnen eine äußerst seltsame Besichtigungstour.
So Unrecht hatte ich mit meiner Alien-Vermutung nicht. Richtige Aliens gibt es zwar nicht, aber was wir zu sehen bekommen, ist wirklich mehr als außergewöhnlich. Ich glaube nicht, dass es etwas Ähnliches noch einmal auf diesem Planeten gibt.
Markus führt uns durch einen Raum nach dem anderen, erklärt dies und das, zeigt, öffnet Schränke und Vitrinen, betätigt Lichtschalter, drückt Knöpfe und ist ganz in seinem Element. George, Florian und ich traben hinterher, sind sprachlos, fassungslos, atemlos.
Die Räume sind riesig, jeder von ihnen ist mit einem separaten Sicherheits- und Brandschutzsystem ausgestattet und die ganze Anlage erstreckt sich fast über das komplette Anwesen. Besser gesagt, sie erstreckt sich UNTER dem kompletten Anwesen. Von außen nicht erkennbar ist eine gigantische Bunkeranlage erbaut worden, die vollgestopft ist mit diversen Errungenschaften Wiesenthals und der nötigen Technik, um möglichst gute Bedingungen zum Erhalt der Ausstellungsstücke zu schaffen.
In jedem Raum herrscht das Klima, das für die jeweiligen Stücke am besten geeignet ist. Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden automatisch geregelt und sind immer gleich. Außerdem laufen ununterbrochen Pumpen, die die Luft umwälzen und filtern, um das Eindringen von Keimen oder Sporen zu verhindern.
Mancher Museumsdirektor würde sich die Finger lecken nach einer technischen Ausstattung wie dieser. Vermutlich hat nicht einmal das Louvre ein gleichwertiges Equipment.
Markus zeigt uns Bücher, die weit über tausend Jahre alt sind. Sein Vater hat sie gestohlen, um in ihnen nach Informationen suchen zu können. So egoistisch und unentschuldbar das ist, immerhin hat er dafür gesorgt, dass die uralten, dicken Bände hier besser aufgehoben sind als in jedem Museum oder Kirchenarchiv der Welt.
In einem anderen Raum sind Schmuckstücke auf samtenen Tüchern hinter dicken Glasscheiben ausgelegt. Wir erfahren, dass es immer wieder Hochstapler gegeben hat, die behaupteten, Teile des Nibelungen-Schatzes gefunden zu haben. Auf mysteriöse Weise verschwanden ihre Armreifen, Ketten und Ohrringe, was ihrer Geschichte etwas Geheimnisvolles verlieh.
Genau diese Schmuckstücke hat Wiesenthal sich angeeignet und sie von Experten untersuchen lassen. Als sie sich als unecht herausstellten, behielt er sie trotzdem.
„ Er war sich sicher, irgendwann auf das richtige Schmuckstück zu stoßen“, erklärt Markus.
„ That’s nuts“, ist das Erste, was ich seit langem von George höre.
Markus nickt verlegen, blickt zu Boden. „Mein Vater war nicht nur ein Verbrecher. Er ist kein guter Mensch, das sicher nicht. Aber nicht alles, was er getan hat, war schlecht. Ich werde sein Geld, seinen Namen und seinen Einfluss nutzen, um etwas Gutes daraus zu machen. Und die Stücke, von denen ich herausfinden kann, wem sie gehört haben, werde ich den
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