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mit meinen Gedanken voll und ganz bei dem Geheimnis, das Markus mir hoffentlich nachher erzählen wird. Vor lauter Aufregung bekomme ich beim Mittagessen – heute mal ganz unmittelalterlich bei McDonald’s – kaum einen Bissen herunter.
George diskutiert die ganze Zeit über mit seinen Studenten über irgendetwas aus dem Museum, und so kümmert es niemanden, dass ich nicht sehr gesprächig bin. Nach dem Essen verabrede ich mich mit George für einen Kinobesuch am Abend. Wir wollen uns im Hotel treffen und dann gemeinsam zum Kino gehen.
An Florians eifersüchtigen Blicken kann ich erahnen, dass er uns sicherlich begleiten wird. Ist mir aber auch egal, jetzt stehe ich erst einmal vor dem Problem, dass ich noch ein paar Stunden totschlagen muss, bis ich mich mit Markus treffe. Ich bin viel zu hibbelig, um mich ruhig in die Sonne zu setzen – obwohl das Wetter dazu einlädt. Die Gruppe zieht los zum Töpferkurs und ich stehe vor dem McDonald’s-Gebäude und sehe mich um.
Dabei fällt mein Blick auf einen Juwelier-Laden direkt gegenüber. Einer inneren Eingebung folgend, betrete ich das Geschäft. Eine junge Frau, etwas zu stark geschminkt und sehr schick gekleidet, spricht mich umgehend an. Ich zeige ihr meinen Armreif und erkläre ihr, dass dies ein altes Erbstück sei und ich gerne etwas über seinen Wert erfahren würde.
Sie sieht sich das Schmuckstück an, drückt ihre Bewunderung dafür aus und erklärt mir dann, dass es ihr sehr leidtue, sie mir aber nicht helfen könne. Schmuck wie diesen habe sie noch nie verkauft und führe dieser Laden sowieso nicht.
Als ich gerade enttäuscht den Laden verlassen will, ruft sie mich zurück.
„ Entschuldigung, wenn es Ihnen sehr wichtig ist, dann warten Sie doch ein paar Minuten. Die Chefin führt den Laden schon seit vielen Jahren, vielleicht kann sie Ihnen helfen. Im Moment führt sie noch ein Telefonat, aber danach könnten wir sie fragen.“
Ich weiß zwar nicht, was genau ich mir davon verspreche, da ich aber sowieso nichts Besseres zu tun habe, willige ich ein und wir warten auf die Chefin.
Nach etwa zehn Minuten öffnet sich eine Pendeltür im hinteren Teil des Ladens und eine Frau betritt den Raum. Sie strahlt Eleganz und Würde aus, das muss die Chefin sein. Schätzungsweise Mitte bis Ende fünfzig, aber sie muss eine von den beneidenswerten Frauen sein, die in der Jugend umwerfend hübsch sind und mit zunehmendem Alter – trotz Falten und grauer Haare – noch an Attraktivität gewinnen.
Sie ist sehr vornehm gekleidet, allein ihr Hosenanzug ist wahrscheinlich teurer als alles, was in meinem Schrank hängt, zusammen. Anmutig kommt sie auf uns zu und ihre Mitarbeiterin erklärt ihr mein Anliegen.
Nur für eine Sekunde betrachtet sie den Armreif, dann sagt sie mit einem warmen Lächeln: „Den haben Sie aber nicht Wolfram Wiesenthal geklaut, oder?“
Vor Verblüffung fehlen mir die Worte, aber mein Gesicht scheint Bände zu sprechen.
„ Das war ein Scherz.“ Sie lacht. „Aber er sieht Wolframs Armreif wirklich sehr ähnlich.“
„ Was wissen Sie denn über den Armreif?“ Ich lasse ganz bewusst offen, über welchen genau ich etwas in Erfahrung bringen möchte. Die Dame dreht das Schmuckstück, sieht es sich von allen Seiten an und wiegt es prüfend in der Hand.
„ Also wir haben es hier offensichtlich mit einer Nachbildung von Kriemhilds Armreif zu tun“, stellt sie fest. „Wobei ich sagen muss, eine derart aufwändige Nachbildung habe ich noch nie gesehen. Die von Wolfram war schon hervorragend gearbeitet, aber diese hier“, sie hält den Armreif hoch, „scheint mir durch und durch aus echtem Gold zu sein. Und wenn mich nicht alles täuscht, sind die Steine auch echt.“ Echte Steine? Dann muss der Reif ja ein Vermögen wert sein!
„ Können Sie mir sagen, wo dieser Armreif gemacht wurde?“, frage ich weiter und konzentriere mich jetzt doch auf MEINEN Armreif.
Sie nimmt nun ein Vergrößerungsglas und sieht sich die Innenseiten genau an. „Nein, das weiß ich nicht. Es ist kein Stempel vorhanden, der dies verraten würde.“
„ Wissen Sie denn, wie alt er ist? Meine Oma behauptet standhaft, dass dieser Armreif schon seit vielen hundert Jahren im Familienbesitz ist. Kann das sein? Ich habe im Museum furchtbar alten Schmuck gesehen, und der sah ganz anders aus, irgendwie schäbig und vergammelt.“
Sie nickt langsam mit dem Kopf. „Das lässt sich auf die Schnelle nicht so einfach sagen. Dazu müsste man den Armreif in einem Labor
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