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am besten noch einen Wachmann mit geladener Pistole davor. Sicher ist sicher.
Aber so etwas trägt man doch nicht! Und dann auch noch zur Arbeit, an der Uni, im Freibad… Ich kann mich kaum an Gelegenheiten erinnern, zu denen ich den Armreif nicht getragen habe. Und wie oft er schon irgendwo herumlag, nach dem Duschen auf dem Badezimmerboden, in meinem Zimmer auf dem Schreibtisch, in der Küche auf der Arbeitsplatte.
Es kann einfach nicht sein. Die gute Dame hat sich vermutlich geirrt, es ist schlicht und ergreifend unmöglich. Es gab Zeiten, in denen es meiner Familie finanziell nicht besonders gut gegangen ist. Als ich noch klein war und mein Vater vorübergehend keine Arbeit hatte. Wir hätten fast das Haus verkaufen müssen, da meine Eltern sich die Raten nicht leisten konnten. Und meine Oma war schon immer eher knapp bei Kasse. Nur durch eisernes Sparen, Verzicht auf Urlaub, Süßigkeiten und neue Kleidung konnte meine Mutter uns mit ihrem kleinen Gehalt das Haus erhalten.
Hätte meine Oma ein dermaßen wertvolles Schmuckstück besessen, hätte sie es doch verkaufen und ihrem Sohn helfen können! Letztendlich ist alles gut gegangen, Papa hat eine neue Arbeit gefunden und verdient mittlerweile ganz ordentlich, aber trotzdem. Es war knapp und Oma hätte, wenn die Einschätzung der Juwelierin stimmt, ein kleines Vermögen gehabt, um uns zu helfen.
Ich schlendere in meine Gedanken vertieft durch die Fußgängerzone und fühle mich plötzlich furchtbar einsam. Viele Eindrücke und Informationen sind in den letzten beiden Tagen auf mich eingeprasselt und ich habe niemanden, der mich versteht oder der mir helfen könnte. Die einzige Person, die vielleicht ein bisschen Licht in dieses Dunkel bringen könnte, ist meine Oma – und leider lebt sie seit Jahren selbst in einem Zustand geistiger Umnachtung und ist wohl kaum in der Lage, eine wie auch immer geartete Dunkelheit zu erhellen.
Mir ist gerade danach, eine vertraute Stimme zu hören, mit jemandem zu reden, der mich versteht. Der Gedanke, Emily anzurufen, liegt geradezu auf der Hand.
Als ich mein Handy aus meiner Handtasche krame, sehe ich, dass ich mehrere verpasste Anrufe habe, leider von einer unterdrückten Rufnummer. Diese Rufnummernunterdrückung müsste verboten werden. Wenn es schon die Funktion gibt, dass man angezeigt bekommt, wer einen wann angerufen hat, dann sollte man gefälligst auch verbieten, dass die Leute ihre Nummer unterdrücken lassen. Den ganzen Vormittag lang hat immer wieder jemand versucht, mich zu erreichen. Na toll.
In dem Wirrwarr meiner Handtasche – die anscheinend auch noch eine schalldämmende Isolierung hat – sind mir die Anrufe völlig entgangen. Es macht mich wie immer ganz nervös zu wissen, dass ich etwas verpasst habe.
Egal, lässt sich jetzt nicht ändern, ich rufe Emily an. Sie nimmt schon nach dem ersten Tuten ab und scheint richtig froh zu sein, dass ich sie anrufe.
„ Hey Hilda, ich wollte dich den ganzen Tag schon anrufen, wusste aber nicht, ob ich dich störe!“, legt sie los, bevor ich etwas sagen kann.
„ Hey Emily“, komme ich dann doch noch zu Wort, „also hast du mich nicht anonym angerufen?“ Ich erzähle ihr kurz von den verpassten Anrufen, insgesamt sechs. Sie lacht.
„ Nee, echt nicht, ich weiß doch, wie ätzend du das findest! Falls ich wirklich mal anrufen sollte, ohne dass die Nummer weitergeleitet wird, dann spreche ich dir auf die Mailbox! Weißt du doch!“ Klar, die Mailbox, ich Idiot!
Ich habe die Benachrichtigungs-SMS abbestellt und bekomme meistens nicht mit, wenn jemand was auf die Mailbox spricht – weil es so gut wie nie passiert.
„ Ok, genug von mir, wie geht’s dir denn und warum wolltest du mich sowieso anrufen?“, will ich dann neugierig wissen.
„ Ach“, druckst sie herum, „ich wollte eigentlich nur ein bisschen herumjammern. In der Wohnung fühle ich mich irgendwie nicht gut, nach dem, was dort heute Morgen los war.“
„ Das ist doch total verständlich“, unterbreche ich sie.
„ Ja, jetzt bin ich auf der Arbeit, da ist es kein Problem, aber wenn ich an heute Abend denke, dann wird mir ganz mulmig“, erklärt sie mit bedrückter Stimme.
Ich kann schon verstehen, dass sie jetzt nicht gern allein sein will. „Dann geh doch später zu Nils, oder frag ihn, ob er zu dir kommt. Du musst ja nicht allein zu Hause sitzen“, schlage ich vor. Langes Schweigen. Au Mist, die Sache mit Nils und Emilys Affäre hatte ich schon wieder vergessen.
„ Ich weiß
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