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diesem Thema ziemlich empfindlich zu reagieren.
Er seufzt, sein Blick liegt lange auf meinem Armreif, dann beginnt er zu sprechen, ganz leise, während er sich nervös umschaut. Fast so, als hätte er Angst, dass uns jemand belauscht.
„ Also pass auf, das ist so… Du darfst aber mit niemandem darüber sprechen… Mein Vater bringt mich um, wenn er erfährt, dass ich dir das erzählt habe…“
„ Na los, spuck’s aus“, falle ich ihm ungeduldig ins Wort.
„ Pssst. Schon gut. Also, mein Vater ist der felsenfesten Überzeugung, dass es die Nibelungen tatsächlich gegeben hat. Dass diese Legende wirklich wahr ist und dass nur ein paar Einzelheiten bei der Überlieferung geändert wurden.“
„ Was tuschelt ihr denn hier so geheimnisvoll?“, platzt auf einmal Florian dazwischen. Ich könnte ihn erwürgen. Es sah doch gerade so aus, als wollte Markus mir etwas total Wichtiges und total Geheimes erzählen! Ich muss Florian schnell loswerden, bevor die beiden sich wieder in die Wolle kriegen.
„ Ach, nichts, wir haben uns nur die Sachen hier angesehen. Nix Tolles dabei, interessiert dich sicher nicht“, versuche ich ungeschickt, ihn abzuwimmeln. Leider zieht das überhaupt nicht und Florian guckt neugierig in die Vitrine, vor der wir stehen.
„ Boah, krass, Hilda, die haben hier deinen Armreif!“, ruft er überrascht. Na super, jetzt hat er das auch noch gemerkt. „Da scheint echt was dran zu sein, an dieser Geschichte, vielleicht solltest du dem doch mal auf den Grund gehen“, fordert er mich auf.
Markus sieht sich derweil unbehaglich um. „Nein, nein, da steckt nichts weiter dahinter. Es ist halt eine Legende, und dieser Armreif ist so etwas wie das Wahrzeichen dieser Geschichte. Mehr nicht. Da gibt’s kein Geheimnis oder so. Das ist wie beim heiligen Gral. Keiner weiß, ob es ihn wirklich gegeben hat, und alle Spuren führen nur zu weiteren Spuren oder ins Nichts. Aber am Ende ist man keinen Schritt weiter als vorher. So, ich muss jetzt aber auch wirklich los, ich hab‘ mich schon viel zu lange verquatscht. Bis bald, vielleicht, man sieht sich, oder so.“ Spricht’s, dreht sich um, verlässt fluchtartig den Raum.
Das kann ich natürlich nicht hinnehmen, er wollte mir doch eben, bevor dieser Trottel von Florian dazwischenkam, etwas super Wichtiges erzählen.
„ Gut, dass der weg ist“, grummelt Florian.
„ Ich, ähm, muss mal schnell zur Toilette“, rufe ich ihm noch zu, dann bin ich auch schon weg. Hastig renne ich durch die verschiedenen Räume und handele mir dabei einige missbilligende Blicke der Rentner-Fraktion ein. Kurz vor dem Ausgang erwische ich Markus.
„ Halt, du wolltest mir doch noch was erzählen!“, rufe ich aufgeregt und versperre ihm schnaufend den Weg. Vielleicht sollte ich öfter mal Sport treiben, mit meiner Kondition sieht es nicht besonders gut aus, schießt es mir unwillkürlich durch den Kopf.
„ Ach, das war wohl sowieso keine besonders gute Idee“, meint er abwehrend, die Hände in den Hosentaschen, den Blick auf den Boden gerichtet.
„ Doch, du wolltest es mir sagen, bitte!“, bettele ich ihn an. Ich lege meine Hand auf seinen Arm, setze mein – wie ich hoffe – liebenswürdigstes Bettelgesicht auf und versuche, besonders treuherzig und ergeben auszusehen. Gar nicht so leicht, wenn man eigentlich noch außer Atem ist. „Bitte“, wiederhole ich leise und hänge noch einen kleinen Seufzer an.
„ Also gut, aber nicht hier und nicht jetzt“, gibt Markus schließlich nach und ich würde ihm am liebsten um den Hals fallen, traue mich aber nicht. „Es muss absolut unter uns bleiben und dieser Depp“, er macht eine Kopfbewegung in die Richtung, in der Florian irgendwo stehen muss, „darf nichts davon wissen.“
„ Ja, ist in Ordnung“, stimme ich sofort zu. „Die ganze Gruppe macht heute Nachmittag so einen doofen Töpferkurs, da gehe ich nicht mit. Ich hab‘ also nachher Zeit“, sage ich vorsichtig und hoffe, dass es nicht zu forsch ist.
Allein bei dem Gedanken, mich später mit Markus zu treffen, werde ich schon ganz nervös.
„ Gut, dann treffen wir uns doch um fünf Uhr bei dir am Hotel“, schlägt er vor.
„ Prima“, freue ich mich. Dann verlässt er schnellen Schrittes das Gebäude und ich frage mich, welchen Eindruck er wohl von mir hat. Sicher keinen besonders guten. Das ist schlecht, weil ich ihn wirklich ganz umwerfend finde.
Den Rest des Vormittags trödele ich durch das Museum, ohne mir noch etwas anzusehen. Ich bin
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