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nicht. Nils braucht Zeit, um über alles nachzudenken. Die will ich ihm auch geben. Ich mag nicht wie ein pubertierender Teenie mit irgendwelchen Problemchen ankommen, nur damit er wieder lieb zu mir ist. Der erste Schritt muss von ihm kommen, wenn er wieder bereit dazu ist“, antwortet sie entschieden.
„ Das tut mir so leid“, starte ich einen schwachen Versuch, sie zu trösten. Emily unterbricht mich sofort.
„ So, jetzt ist es aber gut, für die Sache mit Nils kann keiner was, außer mir selbst, und das andere mit der Wohnung, naja, das war laut Polizei eine Art ‚Dummejungenstreich‘, also auch halb so schlimm. Ich gehe nach der Arbeit noch ein bisschen Shoppen oder zum Sport und wenn ich danach todmüde nach Hause komme, verbarrikadiere ich mich und gehe schlafen.“
„ Das ist doch ein guter Plan“, stimme ich zu und verspreche anschließend, sie abends noch mal anzurufen. Und ich nehme ihr das Versprechen ab, sich sofort bei mir, Nils oder der Polizei zu melden, wenn ihr etwas komisch vorkommt, egal ob in der Wohnung oder im Haus.
Wir legen auf und mein Blick fällt auf ein Schaufenster, in dem Schmuck ausgestellt ist. Ich habe noch viel Zeit bis zu meinem Treffen mit Markus, vielleicht kann ich doch noch ein paar Fragen klären.
Also betrete ich für heute schon den zweiten Juwelierladen und führe fast exakt das gleiche Gespräch wie in dem ersten. Der Mann, der mir Rede und Antwort steht, ist schätzungsweise um die vierzig und gibt eine ganz ähnliche Einschätzung zum Wert des Armreifs ab wie die Verkäuferin im Laden vorhin. Auf mein Nachfragen hin nennt er mir noch drei weitere Goldschmiede, die ich aufsuchen und um eine Einschätzung bitten kann.
Nach zwei Stunden habe ich in insgesamt fünf Läden einheitlich die gleiche Antwort bekommen: Mein Armreif ist aus echten Steinen und Edelmetallen, kann durchaus sehr, sehr alt sein, und ist definitiv sehr, sehr wertvoll. Die niedrigste Schätzung liegt bei fünftausend Euro, die höchste bei siebzigtausend.
Fünf Menschen, die allesamt aussehen, als hätten sie Ahnung von dem, was sie tun, haben unabhängig voneinander ziemlich ähnliche Antworten auf meine Fragen gegeben. Natürlich habe ich keinem von ihnen gesagt, dass ich schon in anderen Läden war und mich dort erkundigt habe. Und doch sind alle zu fast derselben Einschätzung gekommen – auch wenn die Vermutungen über den Wert recht weit auseinander liegen.
Mein Handgelenk kommt mir plötzlich ganz schwer vor, so als würde ich den Wert spüren, den ich mit mir herumschleppe. Eigentlich dürfte ich überhaupt nicht mehr auf offener Straße mit so teurem Schmuck herumlaufen. Wenn ich im Hotel bin, muss ich dort unbedingt nach der Möglichkeit fragen, den Armreif im Safe zu deponieren.
Während ich zum Hotel schlendere, fallen mir wieder die verpassten Anrufe ein, und dass ich eigentlich meine Mailbox abhören wollte. Ich suche die Nummer heraus und tippe auf das Hörersymbol, dann erklingt die Mailboxansage. Sie haben drei neue Nachrichten . Oha. Ungeduldig warte ich, bis die Nachrichten abgespielt werden.
Nachricht eins. Du kannst nicht vor deinen Geheimnissen fliehen . Wie bitte?
Nachricht zwei. Deine Vergangenheit holt dich immer ein. Was soll das denn heißen?
Nachricht drei. Es kommt der Tag, an dem du für die Sünden deiner Familie büßen musst .
Das Blut gefriert mir in den Adern und ich blicke mich hektisch um. Die Menschen gehen ganz normal die Straße entlang, niemand scheint etwas davon mitzubekommen, dass ich wie erstarrt dastehe und fassungslos mein Handy betrachte.
Keine Nummer, keine Namen, keine Begrüßung oder Verabschiedung, keine Stimme, die ich erkenne.
Nur diese drei seltsamen Botschaften mit verstellter Stimme, die mich verunsichern und die mir ehrlich gesagt auch sehr bedrohlich vorkommen.
Ich höre mir die Nachrichten noch einmal an und versuche, irgendeinen Sinn oder etwas Bekanntes darin zu entschlüsseln. Ich kann nicht vor meinen Geheimnissen fliehen, das ist nicht besonders tiefgründig, aber die Art, wie es von der leicht verzerrten Männerstimme gesagt wird, jagt mir einen erneuten Schauer über den Rücken.
Meine Vergangenheit holt mich immer ein, schön, das ist im Prinzip das gleiche wie in der ersten Nachricht, nur etwas anders formuliert. Da ich mir keine schwerwiegenden Geheimnisse oder Verfehlungen in meiner Vergangenheit vorwerfen kann, finde ich die Botschaft allein nicht so beunruhigend. Eher der bedrohliche Unterton ist es,
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