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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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dann konnte er sich den Schlüssel vom Haken nehmen. Alle Schlüssel hängen an nummerierten Haken und sind dank ihrer Größe leicht greifbar. Er hat sich also kurz versteckt, vielleicht neben der Eingangstür, sodass die Chefin dachte, er sei gegangen. Und dann, als sie den Tresen verlassen hat, ist er schnell hinein, hat den Schlüssel genommen und unser Zimmer durchsucht. Dabei ist ihm sicher der Zettel aus der Tasche gefallen, denn es sah aus, als wäre dieser zufällig dort gelandet und nicht bewusst deponiert worden.
    Dann musste er nur noch einen unbeobachteten Moment abpassen, um den Schlüssel zurück zu hängen und das Hotel zu verlassen.
    „ Wurde auch in anderen Zimmern etwas verändert?“, fragt der ältere Polizist. Die Chefin sagt, dass sie das nicht wisse, weil aus der Gruppe sonst noch niemand zurückgekommen sei, und die Polizisten kündigen an, dass sie gleich noch einen Blick in die anderen Zimmer unserer Gruppe werfen wollen, falls dort auch eingebrochen und eventuell etwas gestohlen wurde.
    „ Können Sie uns denn den jungen Mann etwas näher beschreiben?“, fragt der jüngere Polizist, der den Notizblock gezückt hält. Ich lehne mich vorsichtig noch ein Stückchen vor, um auch wirklich jede Einzelheit genau mitzubekommen.
    „ Ja, das kann ich. Also, er hat…“, setzt die Inhaberin an, wird dann aber unterbrochen, weil sich die Eingangstür öffnet. Ich kann von meinem Platz aus nicht sehen, wer hereinkommt, und lehne mich noch ein Stück weiter vor, krabbele regelrecht in die Pflanze hinein.
    „ Das ist er ja!“, ruft die Besitzerin laut aus und zeigt auf die Eingangstür. Die Polizisten drehen sich zur Tür um und ich falle mitsamt Zimmerpflanze und Terrakotta-Blumenkübel mit einem lauten Krachen durch die Tür zwischen Speisesaal und Eingangsbereich. Ein stechender Schmerz durchfährt meinen linken Arm und für einen Moment sehe ich Sternchen.
    „ Um Gottes Willen, ist Ihnen etwas passiert?“ Die Hotelchefin ist als Erste bei mir. Ich setze mich auf und sehe mich um. Der große Blumenkübel stand auf einem kleinen Hocker, was ich nicht gesehen habe. Da ich mich so stark aufgestützt habe, ist die ganze Konstruktion in sich zusammengebrochen und umgestürzt. Ich bin voller Blumenerde und auf dem Boden liegen tausend Scherben.
    „ Ich, ähm, es tut mir leid“, stammele ich und bekomme sofort einen roten Kopf. Wie soll ich denn nur erklären, was ich hinter, beziehungsweise IN der Pflanze gemacht habe? Ich kann wohl kaum zugeben, dass ich ein polizeiliches Verhör belauscht habe. Ist das eigentlich strafbar?
    „ Hilda, alles in Ordnung? Warum liegst du eigentlich immer irgendwo auf dem Boden herum, wenn ich dich treffe?“ Markus geht neben mir in die Hocke und lächelt mich kopfschüttelnd an. Mein Herz macht einen kleinen Aussetzer und schlägt dann – wie, um den Aussetzer wettzumachen – doppelt so schnell weiter.
    Bevor ich antworten kann, schreit die Mittelalter-Mutti herum und sagt, die Polizisten sollten Markus festnehmen, er wäre der Einbrecher.
    „ Und jetzt kehrt der Verbrecher zum Ort des Verbrechens zurück“, behauptet sie triumphierend.
    „ Äh, was bitte?“ Markus sieht sie verwirrt an.
    „ Sie waren das! Sie haben nach der Studentengruppe gefragt! Und dann wurde ein Zimmer durchwühlt!“, schreit sie ihn an. Es scheint, als wolle sie auf ihn losgehen, doch einer der Polizisten geht dazwischen.
    „ Jetzt beruhigen Sie sich bitte, wir regeln das schon.“
    Der jüngere Polizist klärt Markus darüber auf, was vorgefallen ist, und fragt ihn, ob er wirklich früher am Tag schon mal im Hotel gewesen sei. Dabei fällt mir auf, dass er ihn duzt. Markus schüttelt den Kopf.
    „ Nein, ganz sicher nicht. Ich war bei meinem Vater im Büro, bis auf eine kurze Erledigung, als ich etwas für ihn im Museum abholen musste. Hilda kann bezeugen, dass ich dort war, wir sind uns dort zufällig über den Weg gelaufen. Und den Rest des Tages war ich im Büro, du kannst gern meinen Vater anrufen, er wird das bestätigen. Es muss sich hier um eine Verwechslung handeln.“
    Die Frau fängt wieder an zu zetern, aber es kümmert sich niemand darum, da mir, als ich versuche, endlich vom Boden aufzustehen, ein Schrei entfährt. Alle starren mich an, ich starre meinen linken Arm an und mir wird so unglaublich schlecht, dass ich mich sicher gleich übergeben werde.
    In meinem linken Unterarm steckt ein Stück – ein großes Stück – des Terrakotta-Blumentopfes. Der ganze Arm ist

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