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Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013!

Titel: Nur ein Märchen?: Gratisaktion bis 15.10.2013! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Tourmalin
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detailliert erzählen, was passiert ist. Und dann muss ich ihr gefühlte fünfzig Mal versichern, dass es mir auch wirklich gut geht und ich mir nichts Ernstes getan habe. Die Anrufe und den Zettel lasse ich natürlich ebenso unerwähnt wie den Einbruch im Hotel und den Vandalismus zu Hause.
    „ Soll denn deine verrückte Oma letztendlich doch Recht haben“, seufzt sie schließlich.
    „ Wie meinst du das denn?“, frage ich besorgt.
    „ Kannst du dich noch an den Trubel erinnern, als deine Oma erfahren hat, dass du in Worms bist?“ Als ob ich das vergessen könnte!
    „ Damit sie sich wieder abregt, musste ich ihr starke Beruhigungsmittel geben. Ich wusste vorher nicht, dass sie so eine Abneigung gegen Worms hat. Als dein Vater nach Hause kam, hat er mir erzählt, dass sie schon immer der Meinung war, Worms sei der Wohnsitz des Teufels höchstpersönlich.“ Was ist denn das für ein Blödsinn? Das habe ich ja noch nie gehört!
    „ Dein Vater hat mir von einem Vorfall erzählt, als er noch Schüler war. Damals sollte ein Schulausflug nach Worms stattfinden, und deine Oma hat sich furchtbar darüber aufgeregt und ein Mords-Theater gemacht. Zum guten Schluss hatte der Lehrer die Nase gestrichen voll und der Ausflug wurde komplett abgeblasen, was für deinen Vater keine schöne Situation war. Alle wussten, dass seine Mutter dafür verantwortlich war und die ganze Klasse hat ihn wochenlang geschnitten.“
    Na, das sind Neuigkeiten! „Hm, und warum findet sie die Stadt so schlimm? Eigentlich ist es ganz nett hier“, sage ich nachdenklich.
    „ Hilda, ich weiß es nicht. Der Zustand von Gerda wird immer schlimmer. Man bekommt aus ihr einfach keine sinnvollen Sätze mehr heraus.“ Die Stimme meiner Mutter klingt so traurig, dass mir ganz elend zumute wird.
    „ Aber weiß denn Papa vielleicht, warum er nicht nach Worms fahren durfte?“, versuche ich, meine Hilflosigkeit zu überspielen.
    „ Nein, das konnte er sich schon damals nicht erklären.“
    „ Komische Sache“, sage ich. Meine Mutter stimmt mir zu.
    „ Aber“, fügt sie hinzu, „es gibt vielleicht noch einen Menschen, der dir in der Sache mit dem Armreif helfen kann.“ Ach ja? Gespannt umklammere ich mein Handy.
    „ Die Schwester deiner Oma.“
    „ Was? Oma hat eine Schwester?“, rufe ich entsetzt. „Das ist das erste Mal, das ich etwas davon höre! Ich dachte, sie hätte keine Geschwister! Das hat sie doch selbst mal gesagt!“ Mittlerweile schreie ich geradezu in den Hörer.
    „ Liebes, wir haben dir nichts davon gesagt, weil deine Oma und ihre Schwester so zerstritten sind, dass sie kein Wort mehr miteinander sprechen, und das schon seit vielen Jahren.“ Die Stimme meiner Mutter ist ganz leise.
    „ Aber warum denn?“, will ich wissen. Und warum erfahre ich alles immer erst als Letzte, würde ich am liebsten hinzufügen, lasse es aber.
    „ Tja, auch das wird für immer das Geheimnis deiner Großmutter bleiben“, seufzt meine Mama.
    „ Was soll ich sagen, Hannelore ist die Schwester deiner Oma und die Patentante deines Vaters. Ich habe sie nur einmal gesehen, da war das Verhältnis schon sehr schlecht. Und irgendwann teilte deine Oma uns mit, dass sie keine Schwester mehr habe, das war noch vor deiner Geburt. Dein Vater hat noch versucht, Hannelore zu unserer Hochzeit einzuladen, immerhin war sie seine Patin, doch sie weigerte sich, auch nur in die Nähe deiner Oma zu kommen. Wenige Male hat dein Vater noch mit ihr telefoniert, dann brach irgendwann der Kontakt ab. Er war sehr enttäuscht, dass sie ihn im Stich gelassen hat, nur weil sie mit Gerda zerstritten war.“
    „ Oh je, haben wir sonst noch irgendwelche Leichen im Keller?“, versuche ich zu scherzen, aber es kommt mir gar nicht mehr so lustig vor, als ich die Worte laut ausspreche. Du wirst für die Geheimnisse deiner Familie büßen , oder so ähnlich. Mir wird ganz flau, aber ich will mir nichts anmerken lassen.
    Meine Mutter nennt mir noch den Namen meiner Großtante, Hannelore Meinig, und nimmt mir das Versprechen ab, mich jeden Tag bis zu meiner Rückkehr zu melden, damit sie weiß, dass es mir gut geht. Die Arme! Jetzt macht sie sich Sorgen um mich, und dann hat sie noch Oma Gerda zu Hause, die auch nicht einfach ist. Ich nehme mir fest vor, meine Mama übernächstes Wochenende schick zu einem Mädels-Abend auszuführen. Das hat sie sich wirklich verdient!
     

    Der Rest des Tages rast geradezu an mir vorbei. George und ich bummeln noch ein bisschen durch die Stadt und

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