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berühmt-berüchtigte Hunnenkönig Attila! Dessen Existenz wird von niemandem bezweifelt; warum soll der Rest der Geschichte erfunden sein? Zugegebenermaßen gibt es ein paar Ungereimtheiten: Beispielsweise soll der echte Attila in der Hochzeitsnacht verstorben sein, während laut Nibelungensage mehrere Jahre vergehen, bis Kriemhild die Bugrunder in den Tod nach Ungarn locken kann; aber immerhin liegt das Geschehen schon über 1500 Jahre zurück. Was machen schon ein paar Jahre für einen Unterschied?
Als ich George in dem Labyrinth der Bücherregale finde, blinzelt er mich aus müden Augen an. Auch er hat fleißig gearbeitet und hat genug für heute.
Wir geben unsere Besucherpässe ab und überlegen, wo wir nun am schnellsten etwas zu essen her bekommen. Der Einfachheit halber gehen wir zu einem Pizza-Imbiss, den wir auf dem Hinweg schon in der Nähe gesehen haben.
Sobald wir beide mit einem Stück Pizza versorgt sind – die gute, mit dem Extra-Käse im Rand – teilen wir uns gegenseitig die Erkenntnisse unserer Nachforschungen mit.
Was ich zu erzählen habe, weiß George alles schon. Nach seinem vierten „Ich weiß“ frage ich ihn entnervt, warum er mich denn stundenlang Bücher wälzen lässt, wenn er sowieso schon alles weiß, was ich darin finde.
Er lächelt verschmitzt. „Also erstens“, er streckt einen Finger in die Luft, „wollte ich deinen Eifer nicht bremsen. Und zweitens“, nun gesellt sich der Mittelfinger zum Zeigefinger, „bin ich nicht allwissend und es hätte sein können, dass du etwas findest, was ich noch nicht wusste. Und drittens“, der Ringfinger schnellt nach oben, „schadet es nicht, wenn du selbst mal was liest, anstatt dir alles von mir erzählen zu lassen. So.“ Er nickt, mit sich und seiner Argumentation zufrieden, und lässt die Hand wieder sinken.
„ Na gut, Mister Superschlau, dann erzähl mir mal, was du heute rausgefunden hast“, fordere ich ihn zwischen zwei Bissen Pizza auf.
Er berichtet, dass er nun mit Sicherheit sagen kann, dass Schmuckstücke tatsächlich über viele hundert, sogar tausend Jahre hinweg erhalten werden können.
„ Ich weiß“, sage ich und grinse ihn herausfordernd an. Das hatten mir die Juweliere schließlich auch schon gesagt. Er lächelt nur flüchtig, geht aber nicht weiter auf meine Provokation ein.
„ Es ist immer wieder vorgekommen, dass bei Ausgrabungen oder bei der Aushebung von Grabkammern sehr gut erhaltene Schmuckstücke gefunden wurden. In Österreich hat man vor einigen Jahren Ohrringe und eine Kette gefunden, die schätzungsweise aus dem fünften Jahrhundert stammen. Besonders interessant daran ist, dass sie im Grab einer Fürstin gefunden wurden, von der man vermutet, dass sie aus dem Burgunderreich stammt. Also aus dem Königreich von Kriemhilds Vater.“
„ Also das Burgunderreich hat es wirklich gegeben, und wir wissen, dass Schmuck aus dieser Zeit und sogar aus dieser Region bis heute existiert. Vielleicht gibt es tatsächlich einen Schatz“, flüstere ich kaum hörbar. Ist das spannend! Ich fühle mich wie in einem Abenteuerfilm, als Anführerin einer groß angelegten Schatzsuche.
„ Na ja, wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn im fünften Jahrhundert die Rede von einem unermesslichen Schatz ist, so kann es sein, dass es sich nur um ein paar Münzen und Becher aus Gold handelt. Zum einen haben sich die Vorstellungen von ‚reich‘, ‚Schatz‘ und so weiter geändert, und zum anderen wird überall übertrieben und gelogen, ganz besonders in der Geschichtsschreiberei.“ Das lässt sich kaum bestreiten, der vernünftige George hat wie immer Recht und befördert mich zurück auf den Boden der Tatsachen.
Nach einem zweiten Stück Pizza für jeden von uns sind wir der Meinung, dass wir uns eine gemütliche Bummeltour verdient haben. Immerhin ist es schon fast fünf Uhr und vom Tag bleibt nicht mehr allzu viel übrig. Wir machen uns auf in Richtung Shoppingcenter „Kaiser Passage“, wie immer treu geleitet von Georges Smartphone-Navi.
Unterwegs vertiefen wir uns weiter in die Diskussion, ob es einen Nibelungen-Schatz gibt oder nicht. Ich persönlich finde die Geschichte mittlerweile so faszinierend, dass ich fast das Gefühl habe, mittendrin zu stecken. Und die Vorstellung, dass es noch irgendwo einen Schatz gibt, den man finden kann, ist so abenteuerlich, dass ich am liebsten mit Schaufel und Spaten losziehen würde, um eigenhändig danach zu suchen. Hilda auf den Spuren von Indiana Jones. Der
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