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bei den Benediktinerinnen ein einfaches, aber sicheres und gutes Leben führen können.
Bei Sonnenaufgang begebe ich mich zurück an den Hof. Die Mauern leuchten im Licht der aufgehenden Sonne blutrot und ich weiß in diesem Moment mit einer unerschütterlichen Sicherheit, dass ich mich rächen werde für das, was mir hier angetan wurde. Mein Weg liegt klar vor mir und ich fühle, dass ich mit dieser Zukunftsaussicht meinen Frieden finden werde.
Durch die geschlossenen Lider nehme ich die hellen Strahlen der Sonne wahr und öffne langsam die Augen. Ich blinzle ins Licht und sehe mich in meinem Hotelzimmer um.
Aus dem Bad höre ich plätscherndes Wasser und ein fröhliches Pfeifen, demnach ist George wach und duscht gerade. Was habe ich denn da nur wieder geträumt? Mein Kopfkissen ist klatschnass, ich muss also im Schlaf geweint haben – mal wieder. Nur diesmal lautlos, denn sonst hätte George sicher etwas mitbekommen und würde jetzt nicht fröhlich pfeifend unter der Dusche stehen.
Mein Schlaf-Shirt ist ebenfalls komplett durchnässt, ich muss also auch höllisch geschwitzt haben. Tatsächlich fühle ich mich, als hätte ich heute Nacht einige Liter Wasser verloren. Gierig setze ich die Sprudelflasche an und trinke sie mit einem Zug fast komplett leer. Besser.
Schon seltsam, dass ich hier in Worms so realistische Träume habe und mich beim Aufwachen noch an alles erinnern kann, zu Hause ist das noch nie so gewesen. Und dann auch noch so düstere Sachen. Ich könnte auch mal etwas Schönes träumen, zum Beispiel dass ich ein Date mit Brad Pitt hätte. Daran würde ich mich auch gerne beim Aufwachen erinnern.
Schmunzelnd über den Gedanken an ein Traumdate mit Traum-Brad-Pitt lasse ich mich wieder in die weichen Kissen sinken, verschränke die Arme hinter dem Kopf – der linke tut schon kaum noch weh – und lasse meinen Blick durch das Zimmer schweifen. Dabei überlege ich, was ich heute tun soll. Ein schöner Wellness-Tag im Hotel-Spa vielleicht? Sauna, Massage, Dampfbäder, pflegende Gesichtsbehandlungen und eine Maniküre?
Bei der Vorstellung durchfährt mich ein wohliger Schauer und ich lächle. In diesem Moment kommt George – noch immer pfeifend – aus dem Badezimmer.
„ Na, guten Morgen, warum strahlst du denn so?“, begrüßt er mich fröhlich.
„ Ach, ich überlege nur gerade, ob ich einen Wellness-Tag einlegen soll, und der Gedanke gefällt mir immer besser, je länger ich darüber nachdenke“, grinse ich ihn an.
„ Also gehst du nicht mit zur Stadtführung?“, fragt George ein wenig enttäuscht.
Stimmt ja, er hatte mir gestern Abend – ich war schon fast weggedöst – noch erzählt, dass er eine Stadtführung durch Worms gebucht hat. Aber nicht irgendeine Stadtführung, sondern eine Adventure-Führung. Die wird von einem Original-Mönch aus dem Original-Mittelalter durchgeführt, der auch original-mittelalterlich aussieht und spricht und womöglich auch noch so riecht.
„ Öhm, nee, ich denke, ich hab‘ genug von dem ganzen Kram, ich brauch‘ jetzt mal ein total modernes Erlebnis.“
George findet das zwar nicht gut, lässt mir aber Widerspruchslos meinen Willen. Bevor wir gemeinsam zum Frühstücken gehen, springe ich noch schnell unter die Dusche und freue mich auf einen ganz entspannten Tag.
Wie nichts anders zu erwarten, stürzt George sein Frühstück hastig hinunter, denn seine Studentengruppe wartet schon in der Lobby auf ihn. Wir verabreden uns für den Abend, um unseren verpassten Kinobesuch nachzuholen. Ich frühstücke noch gemütlich zu Ende und lasse mir anschließend von einem Hotelangestellten den Weg zum Wellnessbereich zeigen. Angesichts dieser noblen Ausstattung wird das Grinsen von heute Morgen direkt wieder in mein Gesicht gezaubert, und ich glaube, es ist sogar noch ein bisschen breiter. Wenn das überhaupt möglich ist.
Ganz kurz muss ich an all die schrecklichen Dinge denken, die mir in den letzten Tagen widerfahren sind, und ganz kurz fühle ich mich wieder beobachtet und verfolgt. Ich lasse meinen Blick über die Angebotstafeln und den Übersichtsplan des Wellness-Bereichs gleiten, denke an meine Verabredung mit Markus und fühle mich prompt wieder richtig gut.
Mit dem Gesichtsausdrück eines verliebten Honigkuchenpferds schlüpfe ich in der Umkleidekabine in einen der flauschig-weichen Hotelbademäntel, streife die dazu passenden Badelatschen über und fühle mich einfach nur pudelwohl.
Anschließend schlendere ich betont lässig hinüber
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