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also, das hört sich jetzt sicher komisch an, aber ähm, ich würde gerne in die Bibliothek gehen.“ Ungläubig sieht er mich an.
„ Du willst FREIWILLIG in eine BIBLIOTHEK gehen?“ Er betont die Worte extrem und zieht bei jeder Silbe die Augenbrauen hoch. Er tut gerade so, als hätte ich ihm eröffnet, Astronautin werden zu wollen.
Ich ignoriere sein Gestichel und erzähle ihm, was ich gestern über meinen Armreif herausgefunden habe, dass fünf Juweliere ihn für wahnsinnig wertvoll halten und dass er tatsächlich ziemlich alt zu sein scheint.
„ Und jetzt möchte ich einfach gerne ein bisschen in Büchern stöbern, etwas über alten Schmuck lesen und vielleicht etwas über den Schatz der Nibelungen herausfinden.“ Ich versuche, ein möglichst harmloses und unbeteiligtes Gesicht aufzusetzen, was mir dank schlechter Schauspielkünste nur begrenzt gelingt.
Jetzt ist es vollends um seine Fassung geschehen, er reißt beide Augen weit auf und schüttelt sich vor Lachen. Das sieht ziemlich dämlich aus und ich muss unwillkürlich auch lachen.
„ My dear. I’m so proud of you“, ruft er schließlich, nach Luft japsend. „Da gebe ich meiner Studententruppe einen Tag frei, damit ich mit dir shoppen kann oder wonach auch immer dir der Sinn steht, und dann schleppst du mich in die Bibliothek. Und nicht nur das, du willst auch noch etwas über die Nibelungen erfahren, die du immer ach so blöd und ach so langweilig fandest!“
„ Ironie des Schicksals“, erwidere ich trocken, wobei ich ihm in meinem tiefsten Inneren Recht geben muss.
George sucht schon eifrig mit seinem Smartphone nach der Adresse der Stadtbibliothek und weil sein Smartphone auch wirklich total smart ist, führt es uns den ganzen Weg dorthin.
In der Bibliothek bekommen wir, nachdem George unser Anliegen vorgebracht hat, Besucherpässe und die Dame am Empfang zeigt uns, welche Abteilungen für uns interessant sein könnten. Auf dem Weg durch scheinbar endlose Bücherregale nimmt George plötzlich meine Hand.
„ Listen, Hilda, ich weiß ja nicht, was du dir erhoffst, hier zu finden. Aber ich glaube ganz ehrlich nicht, dass dein Armreif“, er hebt mein rechtes Handgelenk, an welchem ich den Armreif trage, leicht an, „tatsächlich aus dem Schatz der Nibelungen stammt.“
Ich flüstere zurück: „Nein, das glaube ich auch nicht. Aber ich will einfach mehr über den Schatz erfahren. Vielleicht kann ich mir dann irgendwie einen Reim auf alles machen.“ Er sieht mich prüfend an, scheint mir zu glauben und wir gehen leise weiter.
Als Erstes suchen wir mit der bibliothekseigenen Suchmaschine nach Büchern, die unser Thema betreffen. Die Liste können wir zum Glück am Service-Point ausdrucken und müssen nicht seitenweise Signaturen rausschreiben.
Anschließend teilen wir uns die Arbeit auf, damit wir schneller vorankommen. George geht in die Schmuck-Abteilung, ich sehe mir die Nibelungen genauer an.
Ich suche mir zuerst die Bücher heraus und sammele sie an einem kleinen Tisch. Dann vergrabe ich mich in die Geschichte um Kriemhild und Siegfried.
Nach gut vier Stunden intensiver Recherche bin ich körperlich und geistig am Ende. Mir tut alles weh und mein Schädel brummt – ich brauche dringend eine Brise frische Luft und etwas zum Essen, am besten mit viel Zucker.
Ich habe viele Bücher durchgearbeitet und meine, dass es für heute genug ist. Nachdem ich alle Schmöker wieder an ihre Plätze zurückgestellt habe, mache ich mich auf die Suche nach George.
Während ich so durch die Regale schlendere, mal links, mal rechts in die Arbeitsnischen linse, lasse ich die eben gelesenen Informationen noch einmal Revue passieren.
Im Prinzip kenne ich die Geschichte der Nibelungen, da das Theaterstück sich ziemlich nah an die Überlieferung hält. Den Rest hat Wiesenthal Senior mir erzählt, insofern also alles bekannte Tatsachen. Interessant ist allerdings, dass sich die Wissenschaft darum streitet, ob es die Nibelungen in Wirklichkeit gegeben hat oder nicht.
Kritiker behaupten, dass es sich lediglich um eine Legende handle, die über Jahre hinweg überliefert wurde. Schon immer haben sich die Menschen Geschichten erzählt, und dies sei nicht mehr und nicht weniger als eine davon.
Allerdings habe ich auch Expertenberichte gelesen, in denen behauptet wird, dass es Kriemhild und ihre Sippschaft doch gegeben hat. Kriemhild hat nach Siegfrieds Tod König Etzel geheiratet, dieser soll niemand Geringeres gewesen sein als der
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