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Nur Ein Toter Mehr

Nur Ein Toter Mehr

Titel: Nur Ein Toter Mehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramiro Pinilla
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keineKaninchen, und auch wenn die beiden Kühe sicher viel Mist machen, erfüllt frischer Heuduft den Raum. Bidane geht zu der Stalltür.
    »Was meint ihr, ist die Tür sicher?«, möchte sie von uns wissen und rüttelt daran.
    Vor wem oder vielmehr was fürchtet sich diese Frau? Die Haustür hatte sie nicht abschlossen und auch keine Sicherheitskette vorgelegt. Obwohl sie allein war. Und ihr Mann scheint sich ebenfalls nicht zu fürchten: Für seine Geschäfte und Machenschaften ist er den ganzen Tag auf Achse, und wie wir seit heute wissen, sogar nachts. Wenn wirklich eine ernstliche Gefahr für sie beide bestünde, würde er sie doch sicher nicht allein lassen. Oder macht er sich nur selbst was vor?
    »Ist Eladio an den Strand runter zum Fischen?«, fragt Koldobike unvermittelt.
    Aha, meine Puppe treiben also dieselben Gedanken um wie mich.
    »Nein, er muss noch irgendwas erledigen«, antwortet Bidane tonlos.
    Fest steht jedenfalls, dass diese Frau von der Angst gequält wird, dass der Mörder eines Tages zurückkehrt, um sein Werk zu vollenden. Wie lange schon? Bislang hat sie noch nie jemanden um Hilfe gebeten. Zumindest uns nicht – an wen hätte sie sich auch wenden sollen, Privatdetektiv Samuel Esparta gab es bis vor ein paar Tagen ja auch noch nicht …
    Dabei hätte ein Wort ihres Mannes gereicht, um sie zu beruhigen: »Meine Liebe, dein verstorbener Schwager und ich haben diesen ganzen Zirkus veranstaltet, leider ist dabei etwas schiefgelaufen.« Eine aufrichtige Selbstanklage, und sie wäre ihre Angst losgewesen … allerdings sehe ich Eladio Altube nicht in dieser Rolle. Er hätte sie aber auch anlügen können, einfach etwas erfinden, zum Beispiel, dassder Schurke weggezogen ist … Nein, das ist auch nicht Eladios Art.
    Die Balken, aus denen die alte Stalltür zusammengenagelt ist, sind zwar so morsch, dass zwischen einigen eine Hand durchpasst, doch der schwere eiserne Riegel wirkt stabil.
    »Hier kommt keiner rein«, sage ich und trete zur Bekräftigung dagegen.
    »Sicher?«
    »Keine Sorge, Samuel versteht viel von Türen«, verspricht Koldobike.
    Wenn Bidane uns etwas vormachen würde, hätte sie den Unterton herausgehört, aber ihr Gesicht ist noch genauso sorgenzerfurcht wie zuvor, und die Hand, die die Petroleumlampe hält, alles andere als ruhig. Die Angst, mit der sie uns von Fensterluke zu Fensterluke führt, gibt mir nun doch zu denken. Ich blicke zu Koldobike, die über meinen Sinneswandel erfreut zu sein scheint.
    Sämtliche Fensterluken sind mit einer senkrechten Eisenstange gesichert, was völlig unnötig ist, denn auch ohne sie könnte sich höchstens ein Kleinkind hindurchzwängen.
    »Wozu sind diese Eisenstangen gut?« Ich muss den Arm recken, um an eine von ihnen heranzukommen; die kaum rostige Oberfläche verrät mir, dass sie längst nicht so alt sind wie der Hof. »Die Luken sind so eng, dass …«
    »Mein Mann hat sie montiert, als wir nach Zumalabena zogen.«
    Das passt zwar zu den beiden angeblichen Angriffen auf den Ehemann – aber
sie
hat doch Angst, nicht er …
    »Achtung!«, höre ich Bidane auf einmal rufen, doch zu spät: Ich bin mit dem Kopf voll gegen einen dicken Eichenpfosten gerannt. Ist Eladio so vernarrt darin, sein Säckel zu füllen, dass er sich in seinem Haus kein elektrisches Licht leisten kann?
    »Geht’s?«, fragt mich Koldobike und kommt zu mir.
    »Klar, Sam Esparta ist hart im Nehmen.«
     
    Zumalabena ist wirklich riesig. Eine Dreiviertelstunde später habe ich die vergitterten Fensterscheiben in der Küche, den Schlaf-, Besen-und Speisekammern begutachtet. Sogar unter die Betten habe ich gesehen. Bidane scheint nun etwas ruhiger zu sein. Ich räuspere mich.
    »Eladio muss dafür ziemlich viel Eisen gebraucht haben.«
    »Es ist nicht alles von meinem Mann, einiges war auch schon vorher da«, erklärt sie. »Das hat er dann bloß noch verstärkt.«
    »Er hat also Gitter angebracht, schwere Eisenriegel … und trotzdem ist er viel unterwegs, sogar noch nachts.«
    Mit einem Schlag flackert in Bidanes Augen wieder die ganze Angst auf.
    »Er weiß nicht um die Gefahr, die ihn zu zerstören droht«, erklärt die Frau mit bedeutungsschwerer Stimme, als sei sie ein Prophet, der ein schreckliches Unheil vorhersagt.
    Nicht zum ersten Mal schlägt sie so einen Ton an. Auf Koldobike scheint das großen Eindruck zu machen, allerdings dürfte auch der Umstand, dass wir seit zwei Stunden in diesen dunklen Räumen herumirren, das Seinige dazu beigetragen

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