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Nur eine Liebe

Nur eine Liebe

Titel: Nur eine Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Meadows
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»sondern wie es war, anders zu sein und zu verstehen, wie anders und verhasst ich war, bevor ich auch nur sprechen konnte. Ihr müsst verstehen, was es bedeutet, eine Neuseele zu sein: zu wissen, dass alle wünschen, ihr wäret die Dunkelseele, die ihr ersetzt habt.«
    Stockend sprach ich über die vergangene Seelennacht, die jetzt fast ein Quindec zurücklag. Ich versuchte, nicht auf das Gemurmel zu achten, während ich berichtete, wie die Feiernden mich von der anderen Seite des Lagerfeuers aus angestarrt hatten. Ich erzählte ihnen, dass ich mir zum Beispiel selbst das Lesen hatte beibringen müssen. Dass ich immer gewusst hatte, dass nichts, was ich tat, neu oder innovativ war; jemand anders hatte es bereits geleistet oder eine bessere Methode gefunden.
    »Es ist demütigend, neu zu sein. Die Einzige zu sein.« Meine Stimme wurde leise, als ich Anid in Lideas Arme geschmiegt sah. »Und jetzt kommen all diese Neuseelen. Sie könnten alles sein. Wissenschaftler, Entdecker, Musiker, Krieger. Aber sie werden sich verwirrt und fehl am Platz fühlen, und sie werden immer wissen, was geschehen ist, damit sie ein Leben haben dürfen. Sie könnten sich schuldig für etwas fühlen, über das sie keine Kontrolle hatten. Sie könnten sich wie ein Fehler vorkommen.«
    Sam verkrampfte sich. Sein Unbehagen war eine stumme Erinnerung an all die Male, die er mich bedrängt hatte zu begreifen, dass ich nicht für Cianas Abwesenheit verantwortlich sei. Aber es zu wissen bedeutete nicht, dass es leicht war, es zu glauben. Die Menschen, die Steine nach mir warfen, wussten, dass ich Ciana nichts getan hatte. Genau wie Merton es wusste, aber er zog dennoch bei jeder Gelegenheit über mich her.
    »Ich möchte mit Frauen reden, die schwanger sind«, sagte ich. »Jede von ihnen könnte einer Neuseele das Leben schenken, und denkt ihr nicht, dass sie grundlegende Rechte und Schutz für ihre Kinder wollen?« Sie waren bestimmt nicht alle wie Li. Lidea war nicht so; sie gab mir Hoffnung. »Ohne ausführliche Verhandlungen mit dem Rat und eurem Einverständnis, mir zu helfen, durfte ich noch nicht einmal die Stadt betreten. Ich möchte nicht, dass irgendjemand sonst diese Art von Kampf ertragen muss, nur um mit dem Rest der Zivilisation leben zu dürfen. Wir müssen den Menschen begreiflich machen, dass die Neuseelen, die sie zur Welt bringen …« Meine Stimme versagte, als wüsste ich nicht, wie ich das Wort aussprechen sollte. Vielleicht hatte ich es bis jetzt auch nicht gewusst. »Dass ihr Kind sie lieben wird, was auch geschieht. Und die Kinder werden ebenfalls geliebt werden müssen.«
    Sam richtete sich auf, als er das Wort hörte. Es fühlte sich seltsam in meinem Mund an.
    Er fragte sich wahrscheinlich, ob ich Li trotz allem geliebt hatte. Ihr Tod hatte mich aus der Fassung gebracht, aber geliebt hatte ich sie nie.
    »Wenn mehr Menschen es wüssten, würde es vielleicht helfen.« Ich brach ab. Ich versuchte, überall hinzuschauen, nur nicht in die Augen der anderen. Zu der Harfe oder dem wabenförmigen Regal. Vielleicht würden sie denken, dass ich Blickkontakt zu allen herstellte und dass ich sie nur noch nicht erreicht hatte. »Was ich sagen möchte, ist, es lohnt sich, über Rechte für Neuseelen zu diskutieren. Der Einbruch bei Lidea ist unverzeihlich. Was hatten sie mit ihm vor? Ihn umbringen?«
    Auf der anderen Seite des Raumes erschauderte Lidea und drückte Anid fest an sich. Neben ihr rutschte Wend auf seinem Platz herum und starrte mich an, als sei er überrascht, dass ich an etwas derart Schreckliches auch nur denken könne.
    »Anid – und die anderen, die bald hier sein werden – haben jemanden verdient, der sich für sie einsetzt. Sie werden neue Ideen und Einblicke in die Welt bringen, aber es gibt noch keine Gesetze, die sie beschützen. Wie können sie sich jemals als ein Teil der Gemeinschaft fühlen, wenn niemand für sie eintritt?«
    »Ich stimme dir zu.« Cris ließ von hinten ein breites Lächeln aufblitzen. »Wir waren nach dem Tempeldunkel so mit dem Verlust beschäftigt, dass wir nicht daran gedacht haben, was wir gewinnen werden. Fast einhundert neue Seelen.«
    »Sie haben in Ratssitzungen davon gesprochen«, meldete Stef sich zu Wort, »aber sie entwickeln natürlich keine Lösungen oder irgendetwas Konkretes. Sie umkreisen das Thema, als hätten sie alle Zeit der Welt.«
    Ich nickte. »Ich schätze, dass man leicht vergisst, dass Zeit für uns eine andere Bedeutung hat. Ihr habt Zeit. Neuseelen …

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