Nur eine Liebe
auf Tischen und Regalen. Sie lagen einzeln auf dem Notenständer des Flügels und auf dem Rand jeder Stufe der Treppe. Sie lugten von Ständern, Instrumentenkästen und hinter den Dekorationen hervor, die der Schönheit und Akustik dienten.
Der Duft war berauschend, so reich, dass ich ihn schmecken konnte. Ein feineres, würziges Aroma erfüllte mich und wärmte mich, als die Vordertür sich schloss und Sam neben mir stehen blieb. Er lächelte mich an. »Mir gefällt es.«
»Ist Cris der Platz in seinem Gewächshaus ausgegangen?«
Sam kicherte in sich hinein. »Soweit ich weiß, nicht.«
Ich wanderte durch den Raum und berührte Blütenblätter. »Es gefällt mir, wie sie alle miteinander vermischt sind, die Roten und die Blauen. Sind darunter auch«, ich beugte mich vor, um an einer Rose zu schnuppern, »Phönixrosen?« Sie besaßen mehr Blütenblätter als die blauen Rosen, die ich kannte, wie Rüschen aus hauchdünnem Papier.
»Ja. So viele blaue und Phönixrosen, wie er zu verlieren ertragen konnte.« Sam zog sich die Stiefel aus und lehnte sich an den Flügel, verfolgte meinen Gang durch den Raum. »So glücklich habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen.«
»Es ist, als sei in unserem Salon ein Gewächshaus explodiert und hat …« Ich machte mit den Händen eine ausholende Bewegung. Sie waren überall, veränderten meinen Blick auf Licht und Farbe, lenkten meine Augen auf Stellen, die ich seit meiner Ankunft in Heart nicht mehr angeschaut hatte. Sie waren neben dem Cello, lagen auf dem Cembalo und steckten in meinem Notenständer.
Und neben meiner neuen Flöte, die auf ihrem Ständer lag und auf Hochglanz poliert war, sah ich die perfekteste blaue Rose, die ich je gesehen hatte, mit glatten Blütenblättern, die so makellos waren, dass sie unecht wirkten. Ich berührte sie mit den Fingerspitzen, so weich wie Luft.
Ich drehte mich um. »Warum tust du das?«
Er lächelte mich an, als ich in seine Umarmung trat. »Warum nicht?« Er zog mich fest an sich, und als ich die Augen zu ihm hob, küsste er mich.
Ich verlor mich in der Berührung seiner Lippen, dem Kitzel seiner Finger auf meiner Wange, meinem Hals und meiner Schulter und dem Pochen seines Herzens unter meinen Händen. So vertieft in die Art, wie sein Mund auf meinen passte, entging mir beinahe das Sirren, als der Reißverschluss meines Mantels aufgezogen wurde. Sam unterbrach seinen Kuss, ich trat zurück, und er streifte mir den Mantel von den Schultern; ich ließ die Arme sinken, und der Stoff fiel mit einem leisen Aufprall zu Boden.
»Ich liebe dich. Habe ich dir das schon einmal gesagt, seit du zurückgekommen bist?« Er legte mir die Hände über die Hüften und wartete nicht auf meine Antwort. »Ich möchte es dir jede Stunde sagen. Jede Minute. Seit du zurückgekommen bist, kann ich an nichts anderes mehr denken als daran, dass ich dich beinahe für immer verloren hatte. Und dass du beinahe …« Er wandte finster den Blick ab.
»Du erinnerst dich daran?« Ich wäre so dankbar, wenn ich es nicht ständig erklären oder ihn daran erinnern müsste, dass ich eigentlich gar nicht verschwunden war. »Du erinnerst dich an alles, was ich dir von meiner Zeit im Tempel erzählt habe?«
Er nickte und sah fertig aus. »Ich erinnere mich immer wieder daran.«
»Und die weiße Mauer im Norden? Unmittelbar vor den Drachen?« Ich biss mir auf die Lippe.
Eine Erinnerung flackerte auf, aber er schüttelte den Kopf. »Nein. Ein bisschen, aber nein.« Er schwieg und schien von meinem Haar abgelenkt zu sein. Es zog und kribbelte auf meiner Kopfhaut, wo er mit den Fingern durch die Locken fuhr. »Es gibt Dinge, an die ich mich erinnern sollte, aber ich kann es nicht.«
»Ja.«
»Du erinnerst dich daran.«
Ich schenkte ihm ein blasses Lächeln, erleichtert, dass meine Neuheit für irgendetwas gut war. »Ich wurde nicht wiedergeboren.«
»Und es gibt Dinge, an die ich mich deinetwegen erinnere.«
»Ja.« Zumindest schien es mein Werk zu sein. Es war unwahrscheinlich, dass die Magie nach fünftausend Jahren plötzlich mitten in diesem Leben zu versagen begann. Ich war das Einzige, was sich verändert hatte.
Ich verspürte ein ganz kleines Gefühl von Bedeutung.
»Ich bin froh, dass du da bist«, sagte er.
Ich schlang die Arme um seine Schultern. »Weil ich dich dazu bringe, dich an Dinge zu erinnern?« Ich wollte jetzt nicht an Janan denken. Ich wollte, dass Sam mich küsste.
»Aus vielen Gründen.« Er las meine Gedanken oder las die Art,
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