Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
sein.
Trent lächelte und war erstaunt darüber. Noch vor einer Stunde hätte er nicht erwartet, dass er heute noch Gelegenheit haben würde, zu lächeln. Er schlug das Buch auf und begann zu lesen.
Annie wusste, dass sie mit ihrem Verhalten endgültig das rein geschäftliche Verhältnis zwischen ihr und Trent beendet hatte. Er war nicht mehr irgendein Kunde. Der heutige Nachmittag hatte alles verändert. Ihr war nun klar, wie verletzlich Trent war, wie angeschlagen sein Selbstbewusstsein war. Als sie über sein Glück gesprochen hatte – sein Überleben, seine Familie – war er total überrascht gewesen, ganz einfach deshalb, weil er gewohnt war, sich als Unglücksraben zu betrachten.
Instinktiv hatte sie gewusst, dass Trent kein Mitleid wollte. Er hatte Angst vor ihrer Reaktion gehabt. Sie musste offen und nüchtern mit seiner Lage umgehen, wenn es sein musste, sogar barsch sein. Darauf sprach er viel besser an als auf milde Nachsicht. Wie auch immer, zu der kühlen Distanz von vorher würden sie nicht mehr zurückkehren können.
Annie ließ sich Zeit beim Abräumen, aber schließlich war nichts mehr zu tun. Sie klemmte sich ihren Krimi unter den Arm und nahm in jede Hand eine Kaffeetasse. Als sie ins Wohnzimmer kam, saß Trent im Schaukelstuhl, und sie konnte erkennen, dass der Stuhl perfekt auf seine Bedürfnisse zugeschnitten war. Die Lehne gab seinem Rücken Halt, und auf den Armlehnen konnte er sich bequem abstützen.
Ja, er war ein geschickter Zimmermann. Sie musste an die wundervollen Möbel in seinem Haus denken. Ob er daran dachte, einen Beruf daraus zu machen? Solange er darauf achtete, sich körperlich nicht zu überanstrengen, könnte er doch durchaus seinen Unterhalt mit etwas verdienen, was ihm so offenkundig Spaß machte und in dem er auch noch so gut war.
Trent sah auf, und sie sagte möglichst unverbindlich: “Ich habe Kaffee gemacht.”
Er nahm ihr die Tasse ab. “Danke.”
“Wie geht’s dem Rücken?”
“Besser.”
Sie setzte sich auf die Couch und legte das Buch neben sich. “Kann ich dir noch irgendetwas bringen? Ich habe noch Kekse.”
“Nein, danke.”
Sie nahm das Buch, ließ es aber geschlossen auf ihrem Schoß liegen und sah Trent an, der an seinem Kaffee nippte und las. Die Sonne, die hinter ihm durch das Fenster hineinschien, verlieh seinem Haar einen goldenen Schimmer. Ob es sich wohl genauso weich anfühlte, wie es aussah?
Als hätte er ihren Blick gespürt, schaute Trent auf. “Was ist?”
Sie zuckte die Schultern. Zum Glück konnte er keine Gedanken lesen. “Nichts. Entschuldige.”
Trent wandte sich wieder dem Buch zu, doch bald sah er wieder auf. “Wenn du darauf wartest, dass ich etwas Interessantes tue, dann muss ich dich leider enttäuschen.”
Annie wurde rot. “Es tut mir leid, dass ich dich die ganze Zeit so anstarre. Vielleicht liegt es daran, dass ich nicht so oft Besuch bekomme. Eigentlich bist du der erste.”
Er klappte das Buch zu. Überhaupt nicht verärgert lehnte er sich zurück und hielt seine Kaffeetasse in der Hand. “Dein erster Gast? So hattest du dir den vermutlich nicht vorgestellt.”
“Na ja, ich hätte es schöner gefunden, wenn mein Besuch freiwillig hier wäre und nicht einfach nur unfähig, zu gehen”, gab Annie offen zu und erwartete fast, dass er wütend werden würde.
Stattdessen lachte Trent.
Er schien plötzlich richtig gelöst zu sein, zumindest für seine Verhältnisse. Woran das wohl lag? An den Tabletten? Am Essen? Genieß es einfach, sagte Annie sich, solange es anhält.
Sie lächelte zurück. “Aber ansonsten bist du kein schlechter erster Gast. Du bist nicht im Weg, du beklagst dich nicht, oder kaum, dir schmeckt mein Essen. Zumindest schien es so.”
“Ich habe ziemlich schlechte Manieren, oder? Dir nicht einmal zu sagen, wie hervorragend das Essen war …”
Das Kompliment freute sie mehr, als sie zugeben mochte. “Schön, dass es dir geschmeckt hat.”
“Ich wusste aber schon, wie gut du kochen kannst. Du hast mir ja Eintöpfe gemacht, als ich dir den Stuhl geschenkt habe.”
“Das war doch das Mindeste. Ich liebe diesen Stuhl.”
Er hob seine Tasse an die Lippen, und sie folgte der Bewegung mit dem Blick. Was für einen schönen Mund er hat, dachte sie. Und wenn er lächelte, was selten genug vorkam, sah er ja so sexy aus. Schnell unterdrückte sie diesen Gedanken wieder. “Du hast den Griff am Medizinschrank ja rasch repariert.”
“Ja. Er brauchte nur eine neue Schraube. Das Fenster
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