Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
sich für Eistee und ließ sich langsam auf den Stuhl sinken. Mit ein bisschen Holzleim werde ich den wieder auf Vordermann bringen, dachte Trent. Beim nächsten Mal … Da fiel ihm ein, dass es ja gar kein nächstes Mal geben würde.
Annie stellte ihm einen Teller mit einer großen Portion duftender Lasagne ihn. “Möchtest du sonst noch etwas?”
“Nein, das ist prima. Isst du immer so viel zu Mittag?”
Lächelnd setzte sie sich mit ihrem ebenfalls reichlich gefüllten Teller zu ihm. “Selten. Normalerweise esse ich nur ein Sandwich. Aber heute hatte ich eine Absage, also habe ich bis fünf Uhr frei. Dann fahre ich zur Kanzlei deines Vaters.”
“Und da hast du Lasagne gemacht.”
Ihr Lächeln wurde etwas sarkastisch. “Das hat mich ein bisschen von der Sorge um dich abgelenkt.”
Er probierte die Lasagne. Keine schlechte Ablenkung, dachte er. “Es gab keinen Grund zur Sorge.”
“Natürlich nicht! Wie kam ich nur darauf? Ich komme nach Hause, und in meinem Wohnzimmer liegt ein Mann mit schmerzverzerrtem Gesicht. Wieso habe ich ihn überhaupt beachtet?”
Trent wunderte sich erneut, wie er Annie jemals für ein schüchternes, stilles Mäuschen hatte halten können. Ihm fiel keine passende Antwort ein, also fuhr er mit dem Essen fort. Es war köstlich.
Ein paar Minuten aßen sie schweigend. Dann fragte Annie: “Ich vermute, du hast dir den Rücken bei dem Flugzeugabsturz ruiniert?”
Er nickte. Natürlich hatte sie von dem Unfall gehört.
“Bist du in ärztlicher Behandlung?”
Er zuckte die Schultern. “Ich wurde ein paarmal operiert, aber man kann wohl nicht viel tun.”
“Und was ist mit Physiotherapie?”
“Ich habe ein paar Übungen, die ich machen soll. Aber sie helfen nicht.”
“Ich vermute, du machst sie nicht besonders regelmäßig, hm?”
Jetzt klang sie genau wie seine Mutter. Er sah sie kurz an und griff nach dem Glas mit dem Eistee.
Annie ließ ihren Blick auf ihm ruhen, bis er sich unwohl fühlte. “Was ist?”, brummte er.
“Ich habe mich gerade an unsere erste Begegnung erinnert. Nach all den Gerüchten, die ich gehört hatte, war ich so ziemlich auf alles vorbereitet.”
“Hoffentlich hast du gemerkt, dass man auf das Gerede der Leute nicht allzu viel geben darf. Es scheint ein Volkssport in Honoria zu sein, über die McBrides zu klatschen. Das geht schon seit Generationen so.”
“Ich weiß. Eine meiner Kundinnen ist Martha Godwin.”
Er fluchte innerlich. “Das ist die Schlimmste von allen. Was hat sie über mich gesagt?”
“Nur dass du einen schrecklichen Unfall hattest und schwer verletzt warst. Sie hätte mir sicher gern noch mehr erzählt, aber ich bin bestrebt, nicht über meine Kunden zu reden.”
“Ein guter Grundsatz”, murmelte er und stieß seine Gabel wütend in den weichen Nudelteig.
“Nach dem, was ich gehört hatte, hätte ich eigentlich eher einen Mann im Rollstuhl erwartet oder vielleicht einen mit einem Holzbein.”
“Ich war ein paar Monate im Rollstuhl. Aber das hat mir nicht so gefallen.”
Annie lachte. “Das kann ich mir vorstellen.”
Noch immer fand Trent es unerträglich, dass Annie ihn für einen behinderten Mann halten könnte, auch wenn sie ihn zugegebenermaßen nicht so behandelte. “Ich bin längst wieder auf den Beinen. Was mir geblieben ist, sind diese verflixten Rückenprobleme und ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Aber sonst ist alles bestens.”
“Also darum hast du mich neulich bei Jamie nicht gleich gesehen. Ich hatte mich schon gewundert.”
Dass sie ihn angesehen hatte, ohne dass er sie bemerkte, war ihm ziemlich unangenehm. Jetzt weiß sie alles über dich, dachte er resigniert. Und jetzt kommt die Mitleidstour.
“Du hast Glück gehabt, oder?”
“Glück?”, fragte er ungläubig zurück. Dieses Wort hatte er im Zusammenhang mit seinem Unfall noch nie benutzt.
Annie hob die Augenbrauen. “Natürlich. Du hast einen Flugzeugabsturz überlebt. Du bist relativ unversehrt, kannst wundervolle Möbel machen und hast eine tolle Familie. Du siehst besser aus als die meisten Männer. Alles in allem würde ich das als Glück bezeichnen.”
Was für eine erstaunliche Frau! Das Kompliment über sein Aussehen trieb ihm die Hitze ins Gesicht. Seine schüchterne kleine Haushaltshilfe hatte eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht. Und plötzlich hatte er das Gefühl, Annie überhaupt nicht zu kennen.
“Also”, fuhr sie fort und schob ihren Teller beiseite, “möchtest du hierbleiben und dich noch ein
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