Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
paar Stunden ausruhen oder soll ich dich nach Hause fahren?”
“Ich kann sehr gut selbst nach Hause fahren.”
“Ich wette, auf dem Waschzettel deiner Tabletten steht, dass man nach der Einnahme nicht Auto fahren sollte.”
Okay, er fühlte sich noch ein wenig benommen, aber die kurze Strecke nach Hause würde er schaffen. Die Stiche in seinem Rücken waren einem dumpfen, gleichmäßigen Schmerz gewichen. “Das geht schon.”
“Sei nicht dumm, Trent. Du kannst dich kaum bewegen und stehst unter starken Medikamenten. Was für eine Freundin wäre ich, wenn ich dich jetzt ans Steuer ließe?”
Ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass sie sich als eine Freundin betrachtete. Soweit er wusste, waren sie nur Bekannte. Davon hatte er sich zumindest in den letzten Wochen zu überzeugen versucht, auch wenn er viel zu oft an sie denken musste. An ihr hübsches Gesicht und ihren schlanken Körper. Und es gefiel ihm sehr, wenn Annie seinen Namen sagte.
“Was würde dein Cousin davon halten, wenn du Auto fährst? Immerhin ist er Polizist.”
“Burt ist nicht mein Cousin. Er ist nur mit meiner Cousine Emily verheiratet.”
“Und würde ihn das davon abhalten, dir einen Strafzettel zu geben, wenn du nicht korrekt fährst?”
“Nein”, erwiderte Trent trocken. “Er würde mir eher Handschellen anlegen. Aber ich werde korrekt fahren.”
Annie wurde wütend. “Ich kann dich nicht zwingen zu bleiben oder mich fahren zu lassen. Aber wenn du fährst, werde ich dir folgen, um sicherzugehen, dass du gut ankommst.”
“Das ist nicht nö…”
“Trent, hör auf zu diskutieren! Ich bekomme langsam Kopfschmerzen.”
Bevor er es unterdrücken konnte, entfuhr ihm ein kurzes Lachen. “Verflixt”, murmelte er. “Du klingst wie meine Mutter.”
Annie lächelte. “Vielleicht sollte ich das als Kompliment betrachten. Deine Mutter scheint mir eine kompetente und angesehene Frau zu sein.”
“Meine Mutter ist angsteinflößend”, murmelte Trent und rieb sich unauffällig den Rücken.
Mit einem Blick auf die Uhr erklärte Annie: “Ich habe noch etwa zwei Stunden Zeit. Dann hat die Wirkung der Tabletten sicher nachgelassen, und du kannst fahren. Warum bleibst du nicht solange hier?”
“Ich möchte dir nicht im Weg sein”, erwiderte er steif.
“Das bist du auch nicht. Ich wollte ohnehin nur faulenzen. Es ist mein erster freier Nachmittag seit langem, und ich will wissen, wer der Mörder ist.” Sie zeigte auf ihr Buch, einen Krimi. “Du kannst dich hinlegen, dich ausruhen, fernsehen oder lesen, was du willst. Das würdest du zu Hause doch auch tun, oder? Du willst bestimmt nicht riskieren, dass die Krämpfe wieder anfangen.”
Nein, das wollte er nicht. Er war schon froh, wieder durchatmen zu können, und der Gedanke, jetzt die mit Schlaglöchern übersäte Straße nach Hause zu fahren, war nicht sehr verlockend. Wenn Annie auch nur im Geringsten herablassend oder mitleidig gewesen wäre, hätte er das getan. Aber ihre heitere, fast herausfordernde Art entspannte ihn.
“Du magst Krimis?”, fragte er mit einem Nicken in Richtung ihres Buchs.
“Ich lese alles. Ich bin sicher, wir finden auch für dich etwas.”
“Dann werde ich noch etwas bleiben. Aber nur, bis die Wirkung der Tabletten nachlässt.”
“Schaffst du es ins Wohnzimmer?”
“Klar.” Zum Beweis stand er sofort auf, was zu schnell war, und musste sich prompt an der Tischkante festhalten. “Früher oder später”, fügte er zerknirscht hinzu.
Als Trent schwankte, war Annie instinktiv auf ihn zugegangen. Aber jetzt setzte sie sich wieder hin und sagte betont beiläufig. “Mach es dir bequem. Meine Bücher sind alle im Regal links an der Wand, aber das weißt du inzwischen sicher schon. Ich räume nur eben den Tisch ab und komme dann nach. Möchtest du einen Kaffee?”
“Gern, aber mach dir meinetwegen nicht extra die Mühe.”
“Ich wollte mir sowieso einen kochen.” Das klang ernst gemeint, auch wenn Trent vermutete, dass es nicht ganz zutraf.
Langsam ging er ins Wohnzimmer, suchte sich einen Krimi aus dem Regal aus und setzte sich vorsichtig in den Schaukelstuhl, den er Annie geschenkt hatte. Ohne das Buch aufzuschlagen, saß er da und dachte an Annie. Wie hatte sie es nur geschafft, ihn zum Bleiben zu überreden?
Vielleicht tat er ihr gar nicht so leid, wie er befürchtet hatte. Ihr sachlicher Tonfall war genau das Richtige gewesen, um ihm seine Verlegenheit zu nehmen. Vielleicht würde ihr Arrangement doch noch nicht beendet
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