Nur eine Nacht voll Zärtlichkeit
klemmt aber immer noch, fürchte ich.”
Also musste er am Fenster gearbeitet haben, als der Schmerzanfall ihn gelähmt hatte. “Macht nichts. Vielleicht beim nächsten Mal.”
Er senkte die Tasse. “Nächstes Mal?”
Etwas in seiner Stimme verwirrte sie. “Ja. Dienstag. Denkst du, du kannst dann wieder arbeiten?”
“Natürlich. Ich wusste nur nicht, ob du …”
Er beendete den Satz nicht und ließ sie im Ungewissen. Hatte der heutige Vorfall ihn so erschüttert, dass er hier nicht mehr arbeiten wollte? Wenn er sich körperlich nicht dazu in der Lage fühlte, war das verständlich. Aber er würde es sicher niemals zugeben. “Du willst doch, dass ich nächste Woche wieder bei dir sauber mache, oder?”
“Doch, sicher, wenn du weitermachen möchtest.”
“Ja. Also, wenn du es auch willst, meine ich. Wenn nicht, ist das in Ordnung. Du hast hier schon so viel getan, und …”
“Mir ist heute aufgefallen, dass hier dringend gestrichen werden müsste, und zwar innen und außen. Das heißt, dass du Farbe kaufen müsstest, aber, wie gesagt, über mich bekommst du Rabatt im Baumarkt. Und wenn ich es mache, sparst du die Arbeitskosten.”
“Ich habe auch schon daran gedacht, dass ein bisschen neue Farbe das Haus etwas freundlicher machen würde. Fast hätte ich es schon selbst in Angriff genommen, aber ich wusste nicht so recht, wo ich anfangen sollte. Und du meinst nicht, dass Streichen zu … zu …”
“Ja?” Trents Stimme war plötzlich sehr sanft.
Annie schluckte. Sie fragte ihn wohl besser nicht, ob Streichen nicht zu anstrengend für ihn wäre. Er würde schon wissen, was er sich zumuten konnte. “… zu teuer sein wird?”, beendete sie den Satz und konnte es förmlich spüren, dass Trent sich entspannte.
“Ich glaube nicht”, antwortete er. “Wir können uns in Ruhe einen Raum nach dem anderen vornehmen. Außen müssen wir es allerdings in einem Zug machen.”
Sie nickte. “Dann werde ich anfangen, mir Farben auszusuchen.”
“Ja, vielleicht solltest du etwas anderes ausprobieren als das Grau, in dem dein Großonkel alles gestrichen hat.”
Annie lächelte schief. “Ich glaube, es war nicht immer grau, sondern ist einfach mit der Zeit so geworden.”
“Da könntest du recht haben.”
“Wenn du hier mit Streichen anfängst, könnte ich ja bei dir ein bisschen Frühjahrsputz machen.”
“Zum Beispiel?”
“Du weißt schon, die Vorratskammer aufräumen, neues Schrankpapier auslegen. Ich könnte die Gardinen waschen und die Teppiche reinigen.”
“Und du bist sicher, dass das nicht zu viel Arbeit für dich ist?” Sein Gesicht blieb völlig ernst, aber sie hätte wetten können, dass er sie auf den Arm nahm.
“Ich glaube, ich werde es schaffen”, erwiderte sie genauso ernsthaft.
“Wie du meinst.”
Sie trank ihren Kaffee aus. Geschäftlich schien also alles beim Alten zu bleiben, auch wenn andere Dinge zwischen ihnen sich geändert hatten.
Trent sah auf die Uhr. “Ich weiß, dass du heute noch zu tun hast. Ich werde jetzt heimfahren. Und bevor du wieder anfängst, das Essen und der Kaffee haben mir sehr gut getan, mein Kopf ist völlig klar. Ich kann also fahren.”
“Bist du ganz sicher?”
“Hundertprozentig. Vielen Dank noch einmal für die Hilfe und das Essen. Und, ich würde es zu schätzen wissen, wenn du niemandem davon erzählst.”
“Das werde ich nicht. Aber wenn es noch einmal vorkommt, wirst du es hoffentlich deinem Arzt sagen.”
Er warf ihr einen vernichtenden Blick zu, und sie biss sich auf die Lippen.
Sie brachte ihn zur Tür und beobachtete ihn. Er hielt sich etwas aufrechter als normal und ging mit kleinen Schritten, schien aber gut beieinander zu sein. Es gab also keinen Grund, ihn weiter aufzuhalten.
“Zufrieden?”, fragte er an der Tür, und seine Stimme verriet ihr, dass er ihren prüfenden Blick sehr wohl gemerkt hatte.
“Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist. Aber wenn etwas ist, ruf mich an, ja? Ich werde dir auch nicht auf die Nerven gehen.”
“Bis Dienstag”, sagte er einfach.
Als sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte, musste sie sich sehr zusammenreißen, um ihm nicht durch die Vorhänge nachzusehen. Er wird es schon schaffen, sagte sie sich, und wenn er Probleme haben sollte, will er sicher nicht dabei beobachtet werden. Sein Stolz hatte für heute schon genug gelitten.
Ob es seinem Selbstbewusstsein helfen würde, wenn er wüsste, dass ihre Gefühle für ihn sich nicht im Geringsten geändert hatten? Sie hielt
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