Nur eine Ohrfeige (German Edition)
jemals wieder davon zu erholen. Sie stand kurz vor dem Abgrund, aber sie stürzte nicht ab. Den Tiefpunkt erreichte sie, als sie sich mit einem Messer über die Pulsadern fuhr und sich in lächerlichem Selbsthass wie eine Hure den beiden Studenten hingab. Danach verlegte sie ihr Studium nach Melbourne, wo sie Peter kennenlernte, einen Tischler, dessen Bruder ebenfalls Tiermedizin studierte. Mit Peter blieb sie sechs Monate zusammen. Er war nur ein paar Jahre älter als sie, und sie hatte keine großen Gefühle für ihn entwickelt. Aber er war sehr männlich, attraktiv und selbstbewusst. Außerdem gaben sie ein gutes Paar ab, und das war ihr wichtig. Der Sex mit ihm war der beste, den sie je gehabt hatte. Peter hatte sich jedenfalls in sie verliebt, und damit er sie hasste, schlief sie mit seinem besten Freund Ryan. Und dann traf sie Hector.
Eddie, Michael, Sam, die beiden Studenten, Peter, Ryan und Hector. Acht Männer, und das Einzige, was sie gemeinsam hatten, war, dass sie groß waren und gut aussahen. So wie Art.
Sie hörte Art im Bad pinkeln und ließ sich aufs Bett fallen. In ihrem Kopf drehte sich alles, und ihr Mund war trocken. Sein Zimmer sah genauso aus wie ihres, Aquarelle von buddhistischen Tempeln an den Wänden, ein schlichter Schreibtisch mit Stuhl, ein gepolsterter Sessel und die typischen Panoramafenster mit Blick auf die Lichter von Bangkok. Sie fand es etwas abstoßend, ihn pinkeln zu hören. Acht Männer, und Art würde ihr neunter sein. Damit war sie bestimmt kein Flittchen. Die Toilettenspülung rauschte. Sie war verheiratet und Mutter zweier Kinder und kurz davor, mit einem fremden Mann zu schlafen, einem Unbekannten. Natürlich war sie ein Flittchen. Sie würde Sex mit Art haben, das war alles, ein One-Night-Stand, den sie danach wieder aus ihrem Gedächtnis löschen würde. Er würde keine Bedeutung für ihr Leben haben.
Art stand am Fußende des Bettes. Er hatte seine Krawatte abgenommen und knöpfte langsam sein Hemd auf. Es lag nichts Weichliches darin, seine Bewegungen waren absichtlich langsam, aber gleichzeitig entschlossen und sicher. Er warf das Hemd weg, seine Brust war glatt und unbehaart, bis auf ein paar dünne schwarze Härchen um die Brustwarzen. Der Stoff seiner Hose war im Schritt gestrafft. Sie konnte sehen, dass er eine Erektion hatte.
»Was ist deine Frau für ein Mensch?«
Er hielt inne. Aisha wusste, dass sie Zeit schindete, dass sie sich noch nicht völlig auf das eingelassen hatte, was jetzt kommen würde. Sie hatte geglaubt, sich entschieden zu haben – im Taxi, im Club, später im Hotel, im Lift –, aber sie konnte immer noch einen Rückzieher machen. Art streckte sich neben ihr auf dem Bett aus. Sie war berauscht von seinem aggressiven Geruch, so verschwitzt und männlich, wie Hector, aber eben nicht Hector. Seine Hand glitt über ihren Schenkel. Als er ihr Kleid anhob, spürte sie, dass sie erregt war.
»Meine Frau ist sehr schön. Und klug. Sie arbeitet beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Ihre Familie ist französischsprachig, und abgesehen von ihrem perfekten Englisch spricht sie Spanisch, Katalanisch, Russisch und etwas Arabisch.«
»Was macht sie beim Fernsehen?«
»Sie produziert Dokumentarfilme.«
»Klingt fantastisch.«
Er zog die Hand weg und rollte sich auf den Rücken.
»Aisha, ich will mit dir schlafen. Ich will jetzt nicht an meine Frau denken oder an mein Leben in Montreal. Ich will auch nicht, dass du an deinen Mann oder dein Leben in Australien denkst. Du bist wahrscheinlich die begehrenswerteste Frau, die ich je getroffen habe. Und ich sage das nicht, um dich zu verführen, sondern weil es die Wahrheit ist.« Er legte sich wieder auf die Seite und sah sie an. »Mich interssiert nicht, ob es moralisch in Ordnung ist, was wir hier tun, ob es richtig oder falsch ist. Ich will dich vögeln – das ist alles, was für mich in diesem Augenblick zählt. Aber wenn dues nicht willst oder Angst hast, dann lassen wir es. Obwohl ich es bis an mein Lebensende bereuen würde.«
Er grinste, und dann küsste er sie plötzlich ohne Vorwarnung. »Willst du nicht mit mir schlafen?«, fragte er.
Seine Entschlossenheit, seine Selbstsicherheit überzeugten sie. Sie hatte das früher bei Hector erlebt, diese tiefe, Schwindel erregende Lust, die eine Frau für einen Mann empfinden kann. Sie nahm Arts Hand und schob sie unter ihren neuen Seidenslip, und dabei reckte sie ihm den Hals entgegen und küsste ihn.
Über die Lautsprecheranlage des
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